Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 28. Dezember 2013

Dem Herrn Dank für alles …

In diesen Tagen – das geht uns sicher allen so – sind wir in unseren Gedanken mit dem zu Ende gehenden Jahr beschäftigt. Was ist da doch alles geschehen – im Weltgeschehen sowieso, aber auch in meiner kleinen Welt, in meinem eigenen Leben. Viel Schönes gab es, viel weniger Schönes, viel Erfreuliches, viel Schweres. Herausragende Ereignisse können wir benennen, Begegnungen, die uns wichtig waren, von Plänen und Hoffnungen können wir erzählen und von vielen durchkreuzten Vorstellungen und Erwartungen.

Auch Katharina Kasper schaut am Ende eines Jahres zurück. Ihre Haltung dabei ist immer Dankbarkeit – und das, obwohl ihr Leben und das ihrer Gemeinschaft nicht immer glatt verlief. Am Ende des Jahres 1883 zum Beispiel schreibt sie in einem Rundbrief an die Schwestern:
„Menschlich gedacht, wäre das Jahr 83 ein hartes gewesen; aber im Glauben betrachtet, war es ein Jahr der Gnaden und Huld des Herrn; denn Kreuz und Leiden sind ja Gnadenerweise Gottes. Dem Herrn Dank für alles, ja tausend Dank für alle Wohltaten.“ (Brief 81)


Sie schreibt auch: „Bei dem Rückblicke des verflossenen Jahres wollen wir noch einmal dem lieben Gott danken für alle Gnaden und Wohltaten, welche wir von seiner Güte und Liebe empfangen haben.“ (Brief 72) Gnaden und Wohltaten können also auch Ereignisse, Begebenheiten etc. sein, die mir nicht gefallen haben, die mir menschlich gesehen nicht gut getan haben, die einfach nur schwer waren. Denn – davon ist Katharina überzeugt – sie sind Gottes Wille für mich und mein Leben. Deshalb bleibt sie bei allem ruhig und gelassen und – dankbar. Sie wird nicht müde, am Ende eines Jahres zu danken, immer wieder zu danken, denn Gott ist immer da gewesen, hat begleitet und alles Geschehen in seinen Händen gehalten.

Mit Katharina will ich Ihnen zurufen: „Wir wollen mit Gottes Gnade das alte Jahr schließen nach Gottes heiligem Willen, der wolle alle unsere unvollkommenen Werke durch seine Verdienste ersetzen, wo wir es haben fehlen lassen. Mit Vertrauen wollen wir das neue Jahr anfangen, wenn der Herr es uns erleben lässt. Möchte der Herr selbst unser Führer sein im neuen Jahr.“ (Brief 181)

Ich würde mich freuen, wenn Sie Katharina auch im nächsten Jahr treu bleiben. Gerne möchte ich Ihnen weiter zeigen:     „Katharina adlergleich“  

Ihnen allen ein gesegnetes Neues Jahr 2014!

STH

Samstag, 21. Dezember 2013

Es ist noch etwas früh, trotzdem ...

Im Kloster ist es wie in der Familie: je näher Weihnachten kommt, umso weniger Zeit hat man. Komisch ist das, und in jedem Jahr dasselbe, obwohl man sich immer ganz fest vornimmt …

Lange Rede, kurzer Sinn – ich wünsche Ihnen und allen, die Ihnen lieb sind, schon heute zum vierten Advent ein gesegnetes Weihnachtsfest und den Frieden und die Freude der Heiligen Nacht.

Katharina Kasper schreibt in ihrer langen Zeit als Generaloberin viele Rundbriefe und andere Briefe zu Weihnachten. Immer findet sie Worte, die sie uns auch heute zusprechen könnte.



„Möge das göttliche Kind Ihnen allen und einer jeden insbesondere geben Seine heilige, kindliche Liebe, seine Einfalt, Demut …“ (Brief 104)

„Was soll ich Ihnen und den ganzen Hausbewohnern wünschen? Den Frieden, welchen die Engel verkündigt, Friede den Menschen, welche einen guten Willen haben. O wie tröstlich. Die einen guten Willen haben, sollen schon den Frieden haben. Ja, von Herzen wünsche ich … Frieden im Herzen und Hause. O wie glücklich werden wir sein, wenn wir ihn besitzen …“ (Brief 181)

STH

Samstag, 14. Dezember 2013

Johannes vom Kreuz

Heute – am 14. Dezember – ist der liturgische Gedenktag vom hl. Johannes vom Kreuz. Er lebte von 1542-1591. Mit Theresa von Avila war er der große Reformer des Karmeliterordens.

Von Schwester M. Aurelia Fröhlich – ich habe sie hier schon öfter zitiert – wissen wir, dass die Werke von Johannes vom Kreuz zu Katharina Kaspers bevorzugter Lektüre gehören. Als ich das das erste Mal hörte bzw. las, da war ich nur platt. Bis dahin hatte ich immer einen großen Bogen um die Werke dieses Heiligen gemacht, weil ich sie als so schwierig empfand. Und Katharina liest ihn und – liebt ihn.


Warum wohl? Ich glaube, diese Frage ist gar nicht so schwer zu beantworten.
Im Schlussgebet des heutigen Gedenktages heißt es: „Herr, du hast im Leben des hl. Johannes das Geheimnis des Kreuzes aufleuchten lassen …“ Er war entflammt in der Liebe zu Christus, dem Gekreuzigten. Und genau das ist ja auch bei Katharina der Fall. Sie weiß, dass das Kreuz zum Leben dazu gehört; und sie ist davon überzeugt; „… Kreuz und Leiden sind ja Gnadenerweise Gottes.“ (Brief 81) Ja, und Katharina wird nicht müde, um eine innige Kreuzesliebe zu bitten, weil sie weiß, dass dies nicht nur im eigenen Leben eine Hilfe ist, sondern uns auch dem Herrn näher bringt. Sie sagt: „Beten wir … so recht innig um die wahre Kreuzesliebe, die uns mächtig anregt, alles Schwere und Bittere, was uns schwachen Menschenkindern hart ankommt, zu ertragen … Sehen wir so recht oft auf unser Vorbild, Jesum den Gekreuzigten, der für uns gelitten, Sein heiliges Blut vergossen, um uns zu erlösen von unseren Sünden, und den Himmel uns zu öffnen, am Kreuze gestorben ist.“ (Brief 107)

Ich sehe noch eine weitere Nähe zu Johannes vom Kreuz. Der Heilige lebte das innere Gebet – das Ruhegebet, Hingabegebet, wie wir heute sagen. Katharina benutzt nicht die beiden letzten Worte, aber sie spricht auch schon mal vom inneren Gebet. Und ganz deutlich wird ihr dieses Anliegen, wenn sie sagt: „Wir wollen … in Gott ruhen und seine Gegenwart genießen.“ (Brief 67)

Im Tagesgebet heute beten wir: „Allmächtiger Gott, du hast dem hl. Johannes vom Kreuz ein großes Verlangen geschenkt, sich selbst zu verleugnen und Christus nachzufolgen. Gib, dass auch wir im Kreuz unser Heil erkennen und durch das Kreuz die Gnade erlangen, deine Herrlichkeit zu schauen.“
Mehr Worte braucht es nicht …

STH

Samstag, 7. Dezember 2013

Haben Sie Probleme mit dem Beten?

Viele Menschen tun sich heute schwer mit dem Beten. Auch Menschen, die an Gott glauben. Woran liegt das? Es gibt da bestimmt ganz viele Gründe. Ich könnte mir vorstellen, dass es auch daran liegt, dass sie irgendwie falsche Vorstellungen vom Gebet haben. Gebet meint ja nicht, dass ich die ganze Zeit mit Gott reden muss.

„Es tut not, dass unser ganzes Leben und Wirken ein Gebetsleben- und –wirken ist.“ (Brief 219) So schreibt Katharina Kasper 1892 an Schwester Secunda, die Provinzoberin in den USA. Diese Aussage zeigt schon, dass Beten etwas anderes ist als nur reden, Worte machen. Von Sören Kierkegaard stammt dieses Wort:

Bronzeskulptur in Maria Laach
„Als mein Gebet immer andächtiger und innerlicher wurde,
da hatte ich immer weniger und weniger zu sagen.
Zuletzt wurde ich ganz still.
Ich wurde, was womöglich noch ein größerer Gegensatz
zum Reden ist, ich wurde ein Hörer.
Ich meinte erst, Beten sei Reden.
Ich lernte aber, dass Beten nicht bloß Schweigen ist, sondern Hören.
So ist es: Beten heißt nicht, sich selber reden hören.
Beten heißt: Still werden und still sein und warten bis der Beter hört.“

Wenn ich Beten so verstehe, dann ist Katharinas Aussage verständlich und einleuchtend. Ich soll so leben, dass ich in Ruhe und Gelassenheit vor und mit Gott lebe, im vertrauenden Wissen darauf, dass Gott mich kennt, um mich weiß und deshalb weiß, was ich brauche, auch ohne dass ich es ihm mit vielen Worten sage. Wenn ich so lebe, dann ist mein Wirken davon geprägt.

Beides tut not, wie sie sagt. Vielleicht war es damals nicht anders als heute: viel und immer mehr wird von uns gefordert; manchmal weiß man nicht mehr, ob man noch lebt oder nur noch gelebt wird; immer mehr Leistung bringen, immer besser funktionieren, damit alles läuft.

„Es tut not, dass unser ganzes Leben und Wirken ein Gebetsleben- und –wirken ist.“ Diese Adventszeit könnte uns helfen, dahin zu kommen: einfach vor Gott da sein, mich ihm überlassen, ihn machen lassen und darauf vertrauen, dass es gut ist. Glauben Sie mir, das wirkt Wunder – auch für unser Leben …
STH




Samstag, 30. November 2013

Um reichliche Bescherung bitten!?

Advent! Das kennen wir zur Genüge: noch mehr Hektik, noch mehr Erwartungen, noch mehr Druck. Auch Katharina kennt das, zumindest ansatzweise. Sie schreibt: „Es kommt jetzt wieder die schöne Adventszeit, aber auch zugleich die unruhige Zeit, wo es viel, viel Schreibereien und manches andere zu tun gibt.“ (Brief 177)
Das ist die eine Seite. Aber für Katharina nicht die einzige. Einige Zeit zuvor äußert sie sich ganz anders zu dieser Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Da schreibt sie:
„Wir haben schon fleißig gebetet vom ersten Tage des Adventes zum lieben Jesuskinde um eine reichliche Bescherung für die ganze Gemeinschaft und jedes einzelne Mitglied derselben. Es versteht sich ganz von selbst, um die geistigen Gaben zuerst zu bitten. … Die Austeilung der geistigen Geschenke überlassen wir dem lieben, göttlichen Kinde selbst.“ (Brief 115)

©CoolPhotos
So schreibt Katharina Kasper 1886 zu Beginn der Adventszeit an Schwester Centolla Strop in der Filiale an der St. Augustinus Kirche in Chicago. In diesem Zitat wird deutlich, wie weit wir Heutigen von dieser Bedeutung des Advent entfernt sind. Vielleicht gelingt es uns noch, in der Adventszeit wenigstens ein wenig zur Besinnung zu kommen, der Stille mehr Raum zu geben und das Warten auf die Menschwerdung Gottes zu gestalten. Vielleicht erhoffen wir auch eine reiche Bescherung am Heiligen Abend. Aber …

kämen Sie auf die Idee, das göttliche Kind um die reiche Bescherung geistiger Gaben zu bitten?

Was versteht Katharina unter den geistigen Geschenken? Eine Ahnung gibt sie im weiteren Verlauf des Briefes.
„Je mehr wir … die Eigenliebe mit allen ungeordneten bösen Neigungen bekämpfen, je mehr wird der liebe Gott in uns leben und wirken.“ Dass wir überhaupt kämpfen können, - dazu gibt Gott die Kraft. Aber dass er in uns lebt und wirkt, das ist ein geistiges Geschenk.
Hier sind gleich schon mal zwei Geschenke: 1. dass wir kämpfen können und 2. dass er in uns lebt und wirkt.
„Je mehr wir den lieben Gott allein suchen … je mehr lebt und wirkt Gott in uns. Ja, erst dann sind wir so rechte, lebendige Mitglieder der Gemeinschaft ... Man kann erst dann so recht in Frieden mit- und füreinander leben. Wir genießen ja dann erst ein wahres Glück, eine wahre Freude und den dauernden Frieden …“
Da ist wieder die Rede vom Freiwerden von sich selbst und von allem, was uns unfrei macht. Ohne Gottes Gnade gelingt uns das nicht. Mit der Gnade wird uns dann der Friede, das Glück und die Freude geschenkt – geistige Geschenke unseres Gottes.

„Es versteht sich ganz von selbst, um die geistigen Gaben zuerst zu bitten“, rät Katharina. Vielleicht könnten wir dem Advent in diesem Jahr auf diese Weise eine ganz neue Tiefe geben. Aber – überlassen wir die Austeilung der geistigen Geschenke dem göttlichen Kinde selbst. (vgl. oben)
STH


Samstag, 23. November 2013

„Keine flog oder versuchte wenigstens zu fliegen.“

Sören Kirkegaard, der dänische Philosoph, erzählte einmal von einem Fantasieland, in dem nur Enten lebten. Am Sonntagmorgen kamen alle Enten zur Kirche, watschelten den Mittelgang entlang, watschelten in ihre Bänke und hockten sich hin. Dann kam der Entenpriester herein, stellte sich auf die Kanzel, öffnete die Entenbibel und las: „Enten! Ihr habt Flügel, und mit Flügeln könnt ihr fliegen wie Adler. Ihr könnt euch in die Himmel erheben! Enten! Ihr habt Flügel!“ Alle Enten riefen laut: „Amen!“, und dann watschelten sie nach Hause. Keine flog oder versuchte wenigstens zu fliegen.


Genial finde ich diese Geschichte! Sind wir nicht genauso wie diese Enten? Da hören wir mal eine Predigt, die uns wirklich anspricht, die uns echt vom Hocker haut – wir sind begeistert, und wir nehmen uns ganz viel vor. Und dann bleibt doch alles beim alten.
Auch wir haben Flügel. Auch wir können uns in die Lüfte erheben. Auch wir sind wie Adler. Machen wir Ernst damit?

Katharina hat das getan. Sie glaubt daran, dass sie Flügel hat und dem Adler gleich ist. „Wie geht das?“, werden Sie fragen. Sie spürt, dass dieser Gott, von dem sie gehört hat, wichtig ist für ihr Leben. Und sie sucht ihn.
„Wir wollen ruhig, demütig, aber mit großem Gottvertrauen der Zukunft entgegengehen, nichts suchen noch wünschen, als den heiligen Willen Gottes erfüllen.“ (Brief 23) Das schreibt sie den Schwestern, da ist sie gerade mal 32 Jahre alt. Gott suchen, seinen Willen zu erfüllen suchen – was finde ich dann?

Ich finde Barmherzigkeit, Güte, Liebe. Und die befreien mich von dem, was mich niederdrückt, von dem, was mich einengt, von dem, was mich fesselt. Nichts ist schwer, sind wir nur leicht. Es ist ein Leichtes, sich zu erheben, wenn ich frei bin. Es ist leicht zu fliegen, wenn sich der Horizont vor mir weitet.
„Der liebe Gott wünscht und verlangt ja ganz besonders, unser Glück und einzige Freude in ihm zu suchen“, schreibt Katharina ein andermal. „Wie suchen wir nun dieses große Glück, ja die einzige Freude unserer Seele? … wenn wir die Reinheit unseres Herzens erstreben, die Sünde hassen und verabscheuen, unsere unordentlichen Neigungen bekämpfen, … das Gebet und die Gnadenmittel gut gebrauchen, … und dieses alles üben und beobachten in der Absicht und Meinung: aus Liebe zu Gott; meinen Herrn und Gott will ich dadurch lieben und beständig ihm dienen.“ (Brief 64)

Das sind ganz konkrete Tipps, wie wir Gott suchen können. Die Freiheit eines Adlers zu erfahren, ist das große Glück, die einzige Freude. Auch Sie haben Flügel! Katharinas Leben zeigt, was es heißt, adlergleich zu sein.
STH




Samstag, 16. November 2013

Ein Vorbild für heute?

Kürzlich las ich einen Artikel über Vorbilder und Idole. Das Vorbild eines Kindes sind immer die Eltern, hieß es darin. Wenn das Kind in die Pubertät kommt, sind so genannte Stars angesagt, Schauspieler oder Sänger. Später wird es wieder ein Elternteil. Heilige kommen heute als Vorbilder nicht mehr vor.

Ich habe mich natürlich gefragt, wie das bei mir war. Als Kind war mir meine Mutter Vorbild – angefangen beim Äußeren, über die Kleidung bis hin zum Auftreten. Als Jugendliche wurden mir wirklich Stars wichtig. Aber auch das waren gestandene Frauen, nicht so junge flippige Sternchen. Als ich 17 war, kam der große Einschnitt: Ich las eine Biographie von Katharina Kasper und war nur noch begeistert. Das ist es, dachte ich. So will ich sein, das will ich tun.

Das ist bis heute geblieben, obwohl ich heute natürlich realistisch genug bin, zu erkennen, dass da ein Mensch ist, von dem mich Lichtjahre trennen.


Katharina Kasper – kann sie heute noch Vorbild sein?
Da ist zunächst ihr Tun. Sie nimmt alle Menschen an so wie sie sind. Sie macht keine Unterschiede. Es ist ihr egal, ob er reich oder arm ist, ob sie gesund oder krank ist, ob er Christ oder Jude ist. Aber immer begegnet sie mit besonderer Liebe den Menschen, die ausgegrenzt werden, warum auch immer. Und immer setzt sie sich für diese Menschen ganz ein, mit allem, was sie ist und hat. Ganz sicher ist dies eine Haltung, die in der heutigen Zeit besonders anspricht.

Da ist ihre Haltung. Sie hat nur wenig Schulbildung. Sie weiß aber, was sie kann und setzt das selbstbewusst ein. Sie ist einfach und bescheiden, und das bleibt sie trotz der Erfolgsgeschichte ihrer Gemeinschaft. Sie lebt selbst anspruchslos und hat immer die Menschen im Blick, die ihr anvertraut sind. Für sie steckt sie auch Prügel ein, wenn es sein muss. Ganz sicher ist dies eine Haltung, die in der heutigen Zeit anspricht.

Da ist ihre Einstellung. Die ist total geprägt von ihrem Glauben. Sie macht ernst damit, dass es einen Gott gibt, dem sie wichtig ist, der sie liebt und ihr Leben lenkt und führt. Dieses Bewusstsein macht ihr Leben aus. Das macht sie fähig, das Undenkbare zu denken, das Unbegreifliche zu fühlen, das Unmögliche zu tun, dem Unfassbaren Raum zu geben. Ihr Leben hat einen unzerstörbaren Sinn. Das ist etwas, was viele Menschen heute suchen und nicht finden können, weil Gott für sie ein Fremdwort bleibt. Katharina aber macht durch ihr ganzes Leben deutlich: „Je mehr [wir] den lieben Gott allein such[en] und uns von uns selbst und dem Bösen in der Welt lossagen [befreien], je mehr lebt und wirkt Gott in [uns].“ (vgl.Brief 115)

Katharina Kasper – kann sie heute noch Vorbild sein? Ich bin sicher, sie kann. Und ich bin auch sicher: Ganz bestimmt findet der, der sich auf sie einlässt noch viel mehr Gründe dafür.
STH


Samstag, 9. November 2013

Die Persönlichkeit Katharina Kaspers

Wir haben Jubiläum! Dies ist der 100. Post! Hundertmal schon habe ich Ihnen etwas über Katharina Kasper erzählt. Und vieles kam da schon durch über ihre Persönlichkeit. Gott Dank haben wir einige Fotos von ihr, die uns auch einen sehr guten Eindruck vermitteln. Diese Fotos geben viel von dem wieder, was Schwester M. Aurelia Fröhlich, die Katharina noch kannte, in ihren Erinnerungen gesammelt hat. Hier soll sie mal zu Wort kommen. Meiner Meinung nach ist ihr Dokument ein wahrer Schatz.

„Mutter Maria war von mittlerer Größe; sie schien wohl kräftig gebaut, hatte aber zarte Glieder von leichter Bewegung. Diese blieb ihr bis ins hohe Alter, trotz schwerer Arbeit von Kind auf. Bei jeder Feld-, Haus- und Handarbeit zeigte sie sich sehr gewandt, sodass es ihr kaum jemand gleich tat.“ (S. 22)

„Man beobachtete Mutter Maria immer maßvoll, auch in ihren Bewegungen, fern von dem Hasten und Rasen unserer Zeit, wenngleich oftmals die Menge der Arbeit drängte. Diese Gelassenheit der Mutter sollte all ihren Kindern und der Genossenschaft im allgemeinen durch ihren Wandel tief eingeprägt werden, damit bei der so weit nach außen hin wirkenden Tätigkeit sie niemals die innere Stille vergesse, die allein dazu geeignet sei, ihren Blick unentwegt nach der unveränderlichen ewigen Wahrheit hinzurichten und sie tiefgründig zu machen. Man traf Mutter Maria nie nachlässig in ihrer Haltung gemäß ihrer oft wiederholten Mahnung: `Da der liebe Gott immer und überall bei uns ist, so müssen wir uns in seiner Gegenwart stets ehrerbietig benehmen.´ Ihr Gang war ruhig. … Beim Reden gestikulierte sie nicht; höchstens machte sie dann und wann eine leichte Handbewegung. … `Ihre Ruhe war überhaupt etwas Auffallendes und Wunderbares,´ bemerkten Beobachter
von ihr. Sie bewahrte sie auch bei den schwierigsten und gänzlich unerwarteten Ereignissen. Nach einstimmigem Urteile vieler war dies so, weil ihr geistiges Auge immer fest auf Gott gerichtet war und sie in allem seinen heiligen Willen oder seine weise Zulassung erkannte. Ihre Stimme erhob sie nie laut beim Reden, nichts von Sentimentalität, Verweichtes, auch nichts von Leidenschaft oder ungeordneter Neigung, Härte klang aus dem von ihrer Herzensgüte so wohltuend gedämpften Tone, selbst nicht bei Verweisen, ernsten Zurechtweisungen, wie dies alle bezeugen, die sie in kritischen Lagen kennen lernten. Sie wusste, dass das Schweigen großherzig und das Aburteilen kleingeistig macht, und danach regelte sie ihre Sprache, welche auch nie die ihren Landsleuten so angenehm klingende Westerwälder Dialektfärbung vermissen ließ. … Ihr Blick war gesammelt, in sich gekehrt, wie es viele ausdrücken. Im allgemeinen war Mutter Maria ernst und entschieden; wenn man zu ihr kam, freundlich und liebevoll. Indessen wich nie ein gewisser heiliger Ernst, der nur in den letzten Jahren ihres Lebens in eine so verklärende Milde überging. Sie war ganz Güte und Liebe, heiter und froh wie ein unschuldiges Kind. …“ (S. 23)

„… die für gewöhnlich geschlossenen Lippen, die soviel Charakterfestigkeit in ihr Angesicht trugen. Über sie
ist nie ein unheiliges, wohl selten ein unzeitiges Wort gekommen, aber so viel Herzensgüte und verstehende Liebe geströmt … Eine kleine, harmlose Schalkhaftigkeit aber lag ihr wartend neben den Mundwinkeln verborgen, die zur rechten Zeit so froh mit den Fröhlichen scherzen konnte. - Die etwas emporgezogenen Brauen beschatteten den Blick der klugen Augen, die in ihrer Klarheit und Milde dem unvergesslich blieben, wem immer sie einmal in die Seele hineingeleuchtet hatten, wie heilendes, erfreuendes, klärendes Sonnenlicht, dem das Dunkel weichen muss. Von ihrem überirdischen, himmlischen Glänzen, das man nicht beschreiben könnte, sprachen viele, welche die  fühlbare Gottverbundenheit der begnadeten Mutter schauen durften….“ (S.22)

Wie wünsche ich mir, Katharina persönlich gekannt zu haben …!
STH



Samstag, 2. November 2013

Ausgestattet mit dem Charisma der Leitung IV

Dieses Thema lässt mich nicht los. Ich finde es einfach faszinierend, dass Katharina Kasper siebenundvierzig Jahre lang an der Spitze ihrer Gemeinschaft steht und immer wieder von ihren Schwestern einstimmig – einstimmig!!! – zur Generaloberin gewählt wird.

In einem ihrer Briefe schreibt sie einmal: „Sie wissen ja, meine lieben Schwestern, dass ich nicht gerne viele Worte mache und viel Geräusch.“ (Brief 81) Das ist auch eine Charakterisierung ihres Wirkens: Immer handelt sie sachgerecht, unparteiisch und klar. Das gibt ihren Schwestern natürlich Sicherheit.

Dass Katharina jedes Jahr alle Filialen besucht, habe ich schon erwähnt. Betrachtet man ihre Reiserouten genauer, fällt auf, dass die sehr durchdacht und effizient angelegt sind. Nur ganz selten besucht sie nur ein Haus; in der Regel verbindet sie die Visitation einer Filiale mit den Visitationen anderer Filialen. Und dann visitiert sie normalerweise alle Häuser einer Gegend hintereinander. Dabei fällt wiederum auf, dass sie jedes Mal zur selben Zeit dasselbe Haus besucht. Klar ist das eine große Hilfe für die Schwestern vor Ort. Sie können sich rechtzeitig vorbereiten und die Tage mit der Generaloberin einplanen.


Die häufigen Besuche bei den Schwestern bringen es mit sich, dass Katharina jede Schwester und ihre besondere Situation kennt, dass sie um alle Probleme eines Konventes weiß. Entsprechend sicher und sachgerecht, klar und eindeutig kann sie reagieren und entscheiden.

Ein Beispiel dazu: 1894 haben die Schwestern der Niederlassung in Türmitz, Böhmen – wahrscheinlich im Übereifer – ihre Tätigkeit auf einen Nachbarort ausgeweitet. Damit sind sie in den Wirkungsbereich der Kreuzschwestern eingedrungen. Das bringt Katharina in eine gewisse Verlegenheit.

„Aber liebe Schwestern“, schreibt Katharina, „ich meine, Ihr hättet doch viel Arbeit und pflegen doch zuviel auf der Filiale, wo doch die Kreuzschwestern sind. Die Oberin hat sich gefreut und gedankt, dass wir dort keine Filiale gegründet hätten. Sie täten das auch nicht. (Anmerkg.: eine Filiale gründen im Wirkungsbereich der ADJC) So brauchen Sie doch nicht so oft hinzugehen. Man reibt sich sonst vor der Zeit auf. Sie haben schon viel Tätigkeit im Kloster mit den Kindern und Kranken in Türmitz. …“ (Brief 265)

Der Brief ist deutlich. Damit die Schwestern den Tadel annehmen können, zeigt Katharina, dass sie besorgt ist um das Wohl der Schwestern. Außerdem weist sie auf ihr eigentliches Arbeitsfeld hin.

Bei aller Deutlichkeit hat Katharina immer die Schwestern im Blick. Sie bleibt verbindlich und nimmt sie bei all ihren Entscheidungen mit. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Schwestern in Türmitz kein Einsehen hatten …

STH

Samstag, 26. Oktober 2013

Ausgestattet mit dem Charisma der Leitung III

Siebenundvierzig Jahre lang steht Katharina Kasper an der Spitze ihrer Gemeinschaft. Immer wieder wird sie von ihren Schwestern einstimmig – einstimmig!!! – zur Generaloberin wiedergewählt. Wir suchen immer noch nach Gründen für diese ungewöhnliche Zustimmung.

Ein weiteres Geheimnis können wir umschreiben mit den Worten: delegieren und Hilfe annehmen.

Die Gemeinschaft wird immer größer, und jedes Jahr besucht Katharina alle Filialen. Das heißt, sie ist sehr viel und immer lange fort vom Mutterhaus, der Zentralen der gesamten Gemeinschaft. Von unterwegs schreibt sie Briefe. Viele der erhalten gebliebenen eigenhändigen Briefe gehen an ihre Assistentinnen, die im Mutterhaus „Pol halten“. Aus diesen Briefen geht hervor, dass die Assistentinnen sich mit Fragen und Problemen, die sich während der Abwesenheit der Generaloberin ergeben, an sie wenden.

In solchen Situationen entscheidet Katharina selten sofort. In der Regel überlegt sie schriftlich mit ihren Assistentinnen, sie geht auf alle Fragen und Probleme ein, ist meistens einer Meinung mit ihren Assistentinnen, 
macht Vorschläge, erinnert an schon Besprochenes, lässt entscheiden und agieren und macht auch keine Vorhaltungen, wenn nicht ihre eigene Vorstellung getroffen worden ist. Auch darin sieht sie den Willen Gottes.

Ja, und Katharina holt Rat ein, nimmt Hilfe an. Vor allen Dingen bezieht sie den Geistlichen Rat Wittayer bei Entscheidungen und Leitungsaufgaben immer wieder mit ein, - obwohl sie das nicht tun müsste. Häufig schreibt sie: „Diese Zeilen wollen Sie Herrn Geistlichen Rat mitteilen“ (Brief 29) oder: „Überlegen Sie mal gut und ziehen Sie Herrn Geistlichen Rat zu Rate“ (Brief 32) oder: „Sie wollen diese Zeilen Herrn Geistlichen Rat mitteilen und seine Ansicht hören“ (Brief 40). An Wittayer delegiert sie auch noch kurz vor dessen Tod eine Visitation der Niederlassungen in England.

Katharina Kaspers Leitungsstil – der ist irgendwie echt modern. Sie traut ihren Assistentinnen selbständiges Handeln zu, und nicht selten delegiert sie Aufträge. Außerdem agiert sie kollegial. Kein Wunder, dass ihre Mitschwestern gerne mit ihr zusammenarbeiten und ihr bei Wahlen immer wieder das Amt der Generaloberin anvertrauen.
STH


Samstag, 19. Oktober 2013

Ausgestattet mit dem Charisma der Leitung II

Siebenundvierzig Jahre lang steht Katharina Kasper an der Spitze ihrer Gemeinschaft. Immer wieder wird sie von ihren Schwestern einstimmig – einstimmig!!! – zur Generaloberin wiedergewählt. Wir suchen nach Gründen für diese ungewöhnliche Zustimmung.

Katharina weiß um ihre Schwestern Sie kennt sie und ihre Lebensumstände. In jedem Jahr besucht sie alle Filialen ihrer ständig wachsenden Gemeinschaft – außer Amerika und England. Und das heißt schon etwas im 19. Jahrhundert, in dem es noch keine Flugzeuge, ICEs und schnelle Autos gibt. Katharina ist oft Wochen von Zuhause weg. Aber die Schwestern – jede Einzelne! – sind ihr wichtig. Diese Wertschätzung, die die Schwestern von Katharina erfahren, geben ihr eine ungeheure Sicherheit. Sie wissen, dass sie mit allen Problemen – ob die ihr persönliches Leben oder ihr Gemeinschaftsleben betreffen – zu Katharina kommen können; und sie setzt sich für sie ein und gibt nicht auf, bis die Probleme beseitigt sind. Viele Beispiele gibt es dafür.

Und sie geht liebevoll auf die einzelne Schwester ein. Viele ihrer Briefe sind an einzelne Schwestern gerichtet
und greifen ihre jeweilige Situation auf. Den Brief 71 mag ich besonders gern.

Arme Schwester Luitgardis,

Ich habe doch gemeint, man könnte Sie bald mit nach Amerika schicken, und nun sitzen Sie noch immer im Bett wie eine alte Krächs. Was ist denn jetzt zu machen mit Ihnen? Hätte es nicht der liebe Gott so gemacht, so hätte ich ein bisschen zanken müssen. Nun aber müssen wir schön sagen, es ist und geschehe in allem und überall der heilige Wille Gottes. Mit dessen Anordnungen wollen wir zufrieden sein. Ja, Sie sind ganz besonders begünstigt von seiten des lieben Gottes, der Sie selbst in  die Kreuzesschule genommen hat, um Sie zu läutern und zu reinigen und dann Sie recht hoch in den Himmel zu nehmen. … Nur Mut und Gottvertrauen, nicht wahr? Es ist und bleibt ja immerhin für den natürlichen Menschen ein Kreuzchen, was die arme menschliche Natur empfindet und die Tage dieses Lebens sehr trübt. Wir wollen denn recht für- und miteinander beten, dass wir mit Gottes Hilfe unser Kreuzchen tragen, aber auch großen Nutzen daraus ziehen. Nun genug, mein armes und doch so reiches Schwesterchen. Hier ist noch alles gut. …“
STH


Samstag, 12. Oktober 2013

Ausgestattet mit dem Charisma der Leitung I

Siebenundvierzig Jahre lang – Stellen Sie sich das mal vor! – 47 Jahre lang steht Katharina Kasper an der Spitze ihrer Gemeinschaft. Das kennen wir nur von Diktatoren, die das mit Unterdrückung und anderen negativen Machenschaften erreichen. 47 Jahre lang – und das unangefochten. In allen Generalkapiteln wird sie einstimmig wiedergewählt. Nach zwölf Jahren will sie selbst nicht mehr. Die Leitung der Gemeinschaft empfindet sie als Bürde; außerdem ist sie gesundheitlich angeschlagen. Die Schwestern und der Bischof beknien sie weiterzumachen. Der Bischof selbst schreibt nach Rom und bittet um die Erlaubnis. Denn – das ist Regelung der päpstlichen Kongregation – die Generaloberin soll nach zwölf Jahren wechseln.

Wie lässt sich das erklären, dass Katharina immer wieder einstimmig zur Generaloberin gewählt wird? Unsere Schwester, die schon viele Jahre über Katharina forscht und arbeitet, hat einige Gründe gefunden.

„Alles zur größeren Ehre Gottes.“ Das ist Katharinas Ausrichtung und Lebensziel. In vielen Briefen wird das deutlich. Oft und oft schreibt sie zu Beginn: „Alles zur Ehre Gottes.“ Nichts anderes bedeutet diese Haltung als die Absicht, immer den Willen Gottes zu erfüllen. Das ist auch Zweck der von ihr gegründeten Gemeinschaft. Dazu spornt sie ihre Schwestern unermüdlich an.



Das bedeutet konkret: Die Schwestern wissen, woran sie mit ihrer Leiterin sind. Ihre eindeutige Ausrichtung all ihres Denkens und Mühens auf die Förderung der Ehre Gottes wirkt sich auf das Tun der Schwestern beruhigend aus. Sie kennen den Sinn ihres Einsatzes und das letzte Ziel ihrer Gemeinschaft. Und sie fühlen sich bei Katharina gut aufgehoben und sicher. Denn eine solche Haltung, eine solche Ausrichtung verbietet jegliche Willkür im Umgang mit anderen. Eine solche Haltung, eine solche Ausrichtung fordert Respekt und Achtung des anderen.

„Alles zur größeren Ehre Gottes.“ – Die Haltung Katharinas ist ein Grund für die hundertprozentige Zustimmung, die sie von ihren Schwestern erfährt. Wir können davon lernen …

STH

Samstag, 5. Oktober 2013

Adler erheben sich mit Leichtigkeit

Wenn ich Adler sehe oder höre, dann denke ich immer sofort an Katharina. Und irgendwie stimmt das dann auch immer. Hier z.B. auch wieder:

„Wege der Freundschaft mit Gott – Geistlich leben nach Franz von Sales“ – so heißt das neue Buch von Peter Dyckhoff. Dort heißt es ziemlich am Anfang: „Der Vogel Strauß kann nicht fliegen; Hühner versuchen zwar manchmal zu fliegen, doch wenn es ihnen gelingt, fliegen sie schwerfällig und nicht sehr hoch; Adler, Tauben und Schwalben dagegen erheben sich mit Leichtigkeit hoch in die Lüfte. Es gibt Menschen, die sich in Folge ihrer Erdenschwere – einer Last, die sie sich durch Fehlentscheidungen aufgeladen haben – nicht zum Göttlichen aufschwingen können; sie leben nur auf der Erde und für die Erde. Andere wissen um die anziehende Liebeskraft Gottes, sind aber nicht in der Lage, das loszulassen, woran sie ihr Herz gehängt haben; ihre aufwärtsstrebende geistliche Entwicklung geschieht eher langsam und schwerfällig. Es gibt aber auch Menschen, die sich von allem nach unten Ziehendem befreit haben. Die in ihnen wachsende Gottesliebe befähigt sie, sich umgehend, gern und ungehindert zu göttlichen Höhen zu erheben – und das, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren.“ (S. 30)



Die Frage, welcher Mensch dem Adler gleicht, ist leicht zu beantworten, nicht wahr? Und ebenso leicht erkennt man, dass die am Schluss aufgezählten Eigenschaften hundertprozentig auf Katharina zutreffen. Sie lässt sich von nichts und niemandem nach unten ziehen. – „Wir müssen aus allem Nutzen schöpfen.“ (Brief 16) „Der liebe Gott hilft ja immer weiter, wenn wir nur auf ihn vertrauen.“(Brief 149) In ihr wächst die Gottesliebe beständig, und ganz leicht und ungehindert erhebt sie sich zu göttlichen Höhen. – „Lieben wir Gott über alles durch Erfüllung seines göttlichen Willens und den Nächsten wegen Gott.“(Brief 155) „Wir werden stark im Glauben, in der Hoffnung und Liebe zu Gott und dem Nächsten, alles zu tragen und allem zu entsagen, unser Herz loszuschälen von den irdischen Gütern, der irdischen Freude und besonders von unserem bösen Willen.“(Brief 155) Und bei all dem bleibt sie mit beiden Beinen auf dem Boden. – „Wir wollen denn wieder mit Mut und Gottvertrauen weiter arbeiten und unser Heil zu wirken suchen.“(Brief 243) „Wir müssen in diesen gefahrvollen Zeiten einen tiefen, lebendigen Glauben in uns tragen …“(Brief 68)

Katharina – sie ist eben adlergleich …

STH

Samstag, 28. September 2013

Streben Sie danach, heilig zu werden!

Hat Ihnen das schon mal jemand gesagt? Wahrscheinlich nicht! Der hl. Paulus sagt das ja oft den Gemeinden, denen er schreibt. Aber das ist ja auch schon ein paar Jahre her. Aber es ist auch eine Tatsache, dass die Bibel – genauer: Jesus selber – uns auffordert: „Seid heilig, weil euer Vater im Himmel heilig ist.“

Der Brief 12 in den „gesammelten Werken“ Katharinas fasziniert mich irgendwie. Der Brief richtet sich an eine Schwester Urbana. Und aus diesem Antwortbrief geht hervor, dass sich zuvor Schwester Urbana an Katharina, die Generaloberin, gewandt hat. Irgendwie stimmt es nicht zwischen ihr und ihrer Oberin. „Sie schreiben“, so antwortet Katharina, „Ihre Oberin klage über Sie. Nun, denken Sie, dass sie dieses gewiß nicht ohne Grund tun würde.“

Keine Ahnung, wie wir reagieren würden. Wahrscheinlich würden wir etwas entgegnen wie: „Dann denken Sie mal darüber nach, was Sie falsch machen, und stellen Sie sich nicht so dumm.“

Katharina reagiert natürlich anders: „Suchen Sie in allen Punkten recht gewissenhaft nach dem Gehorsam alles zu tun. Besorgen Sie recht pünktlich nach dem Gehorsam die Küche, das Vieh und die häuslichen Arbeiten insoweit, als es Ihnen anvertraut ist, und sind Sie in allem bemüht, Ihrer Oberin ihre Sorgen und Mühen zu erleichtern. Es tut so wohl, wenn man sich auf die Schwestern verlassen kann.“
Katharina appelliert an Urbanas Gehorsam, ihre Pünktlichkeit, ihre Gewissenhaftigkeit. Sie spricht also positiv. Wenn die Schwester diese positiven Tugenden einsetzt, dann erleichtert sie ihrer Vorgesetzten die Arbeit, und sie wird keinen Grund mehr zur Klage haben.

Katharinas Ermahnung, die dann noch folgt, ist dann schon wieder geistlicher Art: „Lernen Sie alles gut tun, denn Sie stehen ja im Hause und Dienste des Herrn, für den man nichts schlecht tun darf. Streben Sie mit allem Fleiß dahin, heilig zu werden.“

Mit diesem Rat, schlägt man – um es mal so auszudrücken – zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Oberin kann nicht mehr über mich klagen, wenn ich alles so tue, dass der Herr Freude daran hat (dann muss sie ja auch Freude daran haben!). Und wenn ich danach strebe, heilig zu werden, dann will ich eigentlich nur gut sein und Gutes tun und alles gut tun.

„Streben Sie danach, heilig zu werden!“ Katharina fordert uns auch dazu auf, eben weil es göttlicher Auftrag an den Christen ist. Es hört sich schwer an, ist es – glaube ich – aber gar nicht. Was ich tue, will ich letztlich für Gott tun; und deshalb will ich es gut tun. Aber vielleicht denken wir zu wenig daran …

STH

Samstag, 21. September 2013

„Die Armut muss das Fundament bleiben …“

Ordensleute und die Armut – das gehört zusammen, ja. Das wird ja auch deutlich darin, dass sie das Gelübde der Armut ablegen. Seit ich in der Gemeinschaft bin, habe ich Probleme damit. Nicht, dass ich die Armut nicht leben könnte. Aber immer schon ist es für mich eine große Frage, was Armut eigentlich bedeutet – heute, in unserer Zeit, in unserer Gesellschaft.
Katharina Kasper sagt einmal: „Die Armut muss das Fundament bleiben …“ (Brief 150) In den Anfängen der Gemeinschaft sind die Schwestern sehr arm. Das ist schon logisch aufgrund der Tatsache, dass damals eigentlich jeder arm ist. Katharina erwähnt nicht selten in ihren Briefen:  Hier im Lande haben wir lange keinen Regen gehabt. Infolgedessen ist sehr große Armut und Not für die Menschen und das Vieh.“ (Brief 243 u.a.) Und von den heute alten Schwestern wird häufig erzählt, dass sie bei den ersten Versetzungen nur ein Köfferchen dabei hatten.
Heute sind die Zeiten nicht mehr arm. Im Grunde haben wir alles, was wir brauchen. Wenn ich heute an eine andere Schule versetzt würde, wäre es ein Akt gegen die Armut, wenn ich alle meine Materialien zurückließe und mir neue anschaffte. Und vieles, was vor zwanzig Jahren noch Luxus war – ich denke an Computer -, sind heute notwendiges Arbeitsmaterial. Auch ohne Auto geht es heute kaum noch.
Was also ist Armut? – Mir kommen da verschiedene Gedanken.

  • Armut kann heute ganz andere Gesichter annehmen. Zum Beispiel gibt es heute die Armut an Zeit. Und in Nigeria haben die Leute auf die Frage, ob Priester oder Ordensleute eigentlich arm sind, geantwortet: „Ja, das sind sie. Sie haben kein eigenes Land und sie haben keine Kinder.“
  • „Dieses ist ja auch das, was glücklich macht, Armut und Einfachheit“, sagt Katharina (Brief 135). Einfach bleiben, - das ist, glaube ich, das Geheimnis. Haben, als hätte man nicht, wie Paulus sagt. Zufrieden sein mit dem, was man hat, und keine Ansprüche und Forderungen stellen, weil man mehr oder anderes haben will.
  • Immer und vor allem hat Armut für Katharina mit der Abhängigkeit von Gott zu tun. Nur deshalb kann Katharina von der Armut als geistliche Tugend sprechen. Und das tut sie dann im Zusammenhang mit den anderen Gelübden. Zum Beispiel sagt sie: „Der Herr möge mich beständig stärken durch seine Allmacht und leiten durch seine Weisheit und beglücken durch seine göttliche Liebe. Dieses tut der liebe Gott gewiss, wenn wir uns bemühen, die Reinheit des Herzens zu erstreben und beständig fortfahren, uns zu üben in den Ordenstugenden, besonders in der Armut, Reinheit, Gehorsam, Demut, Geduld, Sanftmut und wahrer Nächstenliebe …“ (Brief 69)
Armut – so verstanden ist die Armut eine notwendige Tugend für alle Christen. Und so verstanden macht Armut wirklich glücklich. Denn abhängig von Gott, dürfen wir alles von ihm erhoffen …
STH


Samstag, 14. September 2013

Nicht immer kapiert das verlorene Schaf

Von dem verlorenen Schaf ist am Sonntag die Rede. „Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert“, so fragt Jesus, „lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet?“ (Lk 15,4) Hand aufs Herz: Würden Sie wirklich so handeln? Würden wir nicht tausend Entschuldigungen finden, warum das nicht möglich ist? Schließlich ist dieses Schaf ja wahrscheinlich selber daran schuld, dass es vom Weg abgekommen ist. Und man kann die anderen Schafe ja nicht einfach irgendwelchen Gefahren aussetzen, wenn sie ohne Hirte bleiben.

Katharina Kasper hat sich oft und oft als gute Hirtin gezeigt – wobei  sie zuweilen das Risiko einging, dass ihre Großzügigkeit wirkungslos an der Dickfelligkeit eines „verloren Schafes“ abprallte. Da kann man viele, viele Beispiele anführen.

In einem solchen Falle ging es einmal um ein Stückchen Land mit dem „Flächengehalt von 150 Schuh“. Das ist wirklich nicht viel. Wegen dieses winzigen Stückchens Erde wurden drei Briefe verfasst, und zwar einer an einen Rechtsanwalt, einen an den Nachbarn, der das Kloster wegen dieses Fleckens angegriffen hatte, und einen an das Bischöfliche Ordinariat in Limburg.
In dem ersten Brief versichert die Generaloberin dem Rechtsanwalt ihres Nachbarn, dass das Kloster 1878 dem Besitzer des Grundstückchens „um den Preis von 54 Mark abgekauft“ habe. Dann fährt sie fort:  „denn es konnte uns doch nicht in den Sinn kommen, auf fremdem Eigentum eine kostspielige Mauer aufführen zu lassen.“ Als Zeugin für den Kauf nennt sie noch die Ehefrau des inzwischen verstorbenen Eigentümers.
Doch der Schwiegersohn dieser Nachbarin gibt sich mit der Erklärung nicht zufrieden, sondern verlangt, dass das Kloster die Mauer abreiße. Wohl durch andere Bewohner Dernbachs veranlasst, erklärt er zwar später, die Mauer dürfe stehenbleiben, doch ist er nicht bereit, dies dem Kloster schriftlich zu erlauben. Da Katharina aber aus manchen Begegnungen weiß, dass „verlorene Schafe“ manchmal unvermittelt ihre Meinung ändern, verzichtet sie nicht auf die schriftliche Erklärung, sondern lässt die Mauer entfernen. Dem Nachbarn teilt sie jedoch mit: „Indem wir Ihnen dieses hierdurch anzeigen, können wir nicht umhin, zugleich gegen diesen uns auferlegten Zwang Protest zu erheben, da wir die volle Überzeugung haben, daß die uns von Ihnen streitig gemachte Parzelle seiner Zeit gekauft und bezahlt worden ist und müssen es Ihrem Gewissen überlassen, über diesen Schritt nachzudenken.“ Das ist im Juni 1896.
Ein halbes Jahr später errichtet der Nachbar dicht neben dem Kloster einen Neubau, ohne jedoch die freigewordene Parzelle für den Bau zu nutzen. Da er sich wohl bewusst ist, nicht den nötigen Abstand zum Kloster zu wahren, ersucht er das  Bischöfliche Ordinariat, für ihn Katharinas Zustimmung zu seinem Projekt zu erwirken. Katharina Kasper erteilt die erbetene Erlaubnis bereitwillig, äußert aber in ihrem Antwortschreiben ihr Erstaunen darüber, dass der Nachbar „keinen Anstand nimmt, auch den neben der Kloster-Ökonomie in einer Breite von ca 0,80 Meter sich hinziehenden Streifen, der 18 Jahre hindurch in ungestörtem Besitze des Klosters und mit einer Mauer versehen, aber nicht überschrieben war, zu seinem Bau mitzubenützen; aber wir können und wollen ihn daran nicht hindern, nachdem wir schon seiner uns angedrohten Klage und seinen für uns unannehmbaren Vergleichungsbestrebungen durch Abbruch der Mauer und Räumung des Platzes aus dem Wege gegangen sind.“

Damals war das sicher nicht so lustig, wie es sich heute liest. Aber dieser kuriose Fall zeigt, dass es Guten Hirten zuweilen selbst mit großer Geduld und Klugheit nicht gelingt, ein „verlorenes Schaf“ zu der Einsicht zu bringen, dass es ein Schaf ist.

STH

Samstag, 7. September 2013

Maria, die Mutter

Am 08. September feiert die Kirche die Geburt Mariens, der Mutter Jesu. Ich habe natürlich keine Ahnung, was Sie für eine Beziehung zu Maria haben. Meine war über viele Jahre hinweg ziemlich angespannt. Es gab kein Bild, das mir gefiel, und auch kein Lied. Die schafften es eigentlich nur, mir Maria noch fremder zu machen.

Aber ich lebe nun mal in einer marianischen Gemeinschaft, und da begegnet man diesem Menschen immer mal wieder. Wenn man Glück hat, dann trifft man auch schon mal auf Leute, die einem wirklich überzeugend von Maria sprechen können. Lange Rede, kurzer Sinn – heute habe ich ein recht normales Verhältnis zu ihr.

Die Muttergottes am Heilborn
In Katharina Kaspers Leben spielt Maria immer eine große Rolle. Schon als Jugendliche sammelt sie die Kinder des Dorfes und geht mit ihnen zum Heilborn, einer Muttergotteskapelle bei Dernbach. Als junge Frau erfindet sie für die jungen Männer den lebendigen Rosenkranz. Der besteht darin, dass die einzelnen Teile des Rosenkranzes unter den Männern aufgeteilt wird, und jeder verpflichtet sich, jeden Tag seinen Teil einmal zu beten. Auf diese Weise wird der Rosenkranz täglich auch von den Männern gebetet, und die werden nicht überfordert.
Am Heilborn – das erzählt Katharina selbst – wird ihr der Name ihrer Gemeinschaft geschenkt, der ja ganz klar marianischen Charakter hat: Arme Dienstmägde Jesu Christi. Damit ist Maria ihr auf jeden Fall Vorbild.

Vor allem aber ist Maria ihr Mutter, einfach Mutter. Wenn sie von ihr spricht oder schreibt, dann nennt sie sie immer Mutter.
„Unter deinen Schutz fliehen wir, Mutter Maria, und verbergen wir uns. Leite, führe, schütze uns alle, Maria, und trage Sorge, das wir und alle … Gott dienen und Gott lieben.“ (Brief 81) – „Unsere liebe Mutter Maria hilft ja so gern ihren Kindern in der Zeit der Not.“ (Brief 169)

Ja, Maria ist einfach Mutter. Bei ihr sucht und findet Katharina Zuflucht, Schutz, Geborgenheit, wie man das eben bei einer Mutter tut. Und Katharina ist sich ganz sicher, dass Maria sich um sie sorgt und für sie da ist, wie das eine Mutter eben so tut.
Dieses kindliche Vertrauen zur Mutter, - das beeindruckt mich.

„Möchte ganz besonders unsere liebe Mutter, meine Mutter und unsere Schutzpatronin, uns schützen vor allem Bösen und führen zu allem Guten und unsere liebe Mutter sein und bleiben in der Zeit und Ewigkeit.“ (Brief 129)

STH

Samstag, 31. August 2013

Gnade – was ist das denn?

Gnade – was ist das eigentlich? In unserem normalen Sprachgebrauch kommt das Wort kaum vor, im religiösen Sprachgebrauch umso mehr. Klar, Gnade gehört ausschließlich zu Gott. Aber was ist Gnade? Man kann sie nur schwer definieren. Im Wörterbuch findet man Begriffe wie „verzeihende Güte, Barmherzigkeit Gottes, Sündenvergebung“. Das ist schon viel, aber mir reicht das nicht.

Ich „übersetze“ Gnade gerne mit Liebe. Die ist natürlich tiefer, größer, mächtiger als jede menschliche Liebe, die ja schon tief und groß und mächtig sein kann. Aber weil die göttliche Liebe das viel mehr ist, gibt sie Halt und Sicherheit, Hilfe und Ermutigung.

„Meine Gnade genügt dir“ – so heißt es im zweiten Korintherbrief. Dieses Wort ist mir im Laufe der Jahre unglaublich wichtig geworden. Und es gibt mir jenen Halt und jene Hilfe, von der ich gerade gesprochen habe – in jeder Beziehung, in jeder Situation, mögen sie noch so bedrängend erscheinen.


Bei Katharina Kasper fand ich dieses Wort: „O wie viel Gutes können wir wirken mit Gottes Gnade, wenn wir treu mitwirken mit seiner Gnade.“ (Brief 120) Diesen Brief schreibt sie 1887 an Schwester Marzella. Er erreicht die Schwester in Kerpen, wo sie seit Juli 1885 Oberin ist. Schwester Marzella gehört zu den Schwestern, denen es jahrelang durch staatliche Gesetze verwehrt wurde, ihre Gelübde abzulegen. Im April 1875 eingekleidet, konnte sie erst im Oktober 1882 zur Profess zugelassen werden. Inhaltlich streift das Schreiben Fragen aus dem Alltag der Schwestern in Kerpen, die die Generaloberin Katharina Kasper mit Aussagen zur Führung eines christlichen Lebens verknüpft. Und dazu gehört eben auch diese Aussage: „O wie viel Gutes können wir wirken mit Gottes Gnade, wenn wir treu mitwirken mit seiner Gnade.“

Wenn Gott uns seine Gnade, seine Liebe schenkt, dann schenkt er uns alles, denn Gott ist die Liebe. Wenn er sich uns schenkt, dann kann nichts und niemand uns etwas anhaben, denn seine Gnade, seine Liebe ist so stark und mächtig, dass alles daran abprallt.

Aber Gott will nichts alleine tun. Er will, dass wir mittun. Katharina spricht von mitwirken. Und das ist möglich, weil seine Gnade und Liebe uns die nötige Freiheit schenkt. Aber tun wir das auch?

Nicht auszudenken, was wir tun könnten und wie viel Gutes wir tun könnten, wenn wir mit Gottes Gnade treu mitwirkten …!
STH


Samstag, 24. August 2013

„Dem lieben Gott sei gedankt“ (Brief 27)

Haben Sie schon mal Zitate zum Stichwort „Dankbarkeit“ gegoogelt? Es ist Wahnsinn, wie viel Sie da finden. In 15 Minuten können Sie die nicht lesen. Natürlich ist auch viel Unsinn dabei. Aber es gibt auch sehr schöne und sehr tiefe Zitate, die es lohnen, dass man ein wenig über sie nachdenkt. Zum Beispiel dieses hier: „Wer nicht danken kann, kann auch nicht lieben.“ (Jeremias Gotthelf) Oder: „Dankbarkeit und Weizen gedeihen auf gutem Boden.“ (Deutsches Sprichwort) Oder: „Dankbarkeit gehört zu den Schulden, die jeder Mensch hat; aber nur die wenigsten tragen sie ab.“ (Alter Spruch)

Bei vielen Worten – natürlich auch bei diesen Zitaten – musste ich an Katharina Kasper denken. Sie liebt wie kaum eine andere, sie ist guter Boden, sie hat keine Schulden – Katharinas Leben ist zutiefst geprägt von der Dankbarkeit.

Wenn man nach dem Wort „Dank“ in ihren Briefen sucht, gibt man bei dem Brief 101 auf und hat schon viele Seiten mit Zitaten gefüllt. Bis zu diesem Brief dankt sie 25x den Menschen – ihren Schwestern, Geistlichen, Wohltätern – für Glück- und Segenswünsche, für Zuwendungen verschiedenster Art.
Noch öfter aber und vor allem dankt sie Gott. Die Redewendung „Dem lieben Gott sei Dank für alles“ kommt sehr häufig vor (u.a. Brief 71, 79, 92).

Katharina weiß sich beschenkt mit allem, was sie ist und hat. Natürlich haben auch Menschen dazu beigetragen; aber letztlich kommt alles von Gott. Deshalb dankt sie. Sie ist auch davon überzeugt, dass der Friede im Haus, dass das Gelingen ihrer Projekte, dass ihre eigene Gesundheit keine Selbstverständlichkeit sind, sondern von Gott gegeben. Deshalb dankt sie. Sie empfindet tief, dass ihre Berufung zum Ordensstand, dass ihre Lebensweise und ihre große Liebe zu Gott göttliche Gnade ist. Deshalb dankt sie.

Aber sie bleibt nicht dabei stehen, für das Gute, für das Positive in ihrem Leben zu danken. Sie dankt auch für das Schwere, für das vermeintlich Negative. „Hier ist nur viel Arbeit. Dem lieben Gott sei Dank für alles.“ (Brief 92) – „Kreuz und Leiden sind ja notwendig zur Heiligung; danken wir für alle Leiden.“ (Brief 16)

Katharinas Leben ist Dankbarkeit. Nur echte, wahrhafte Dankbarkeit gegen Gott und die Menschen schenkt echte, wahrhafte Freiheit. Und die trägt zu einer unerschütterlichen Gelassenheit bei. Und wenn alles göttliches Geschenk ist, ist alles gut. Müssen wir nicht dafür danken?

„Danken wir dem lieben Gott immerdar. Nichts kommt von ungefähr, alles kommt vom Höchsten her.“ (Brief 105)

STH

Samstag, 17. August 2013

„Jeder Tag bringt Gelegenheit, sich zu heiligen“

In 162 Jahren ARME DIENSTMÄGDE JESU CHRISTI gab es schon viele beeindruckende Schwesternpersönlichkeiten – bis heute. Eine von ihnen ist ohne Zweifel Schwester Secunda Germesheimer. Sie ist Zeitgenossin Katharina Kaspers, und viele Briefe Katharinas sind an diese Schwester gerichtet.

Schwester Secunda war 20jährig 1861 in die Gemeinschaft eingetreten. Schon ein Jahr nach der Ersten Profess wurde sie in ein wichtiges Amt berufen; und von da ab hatte sie stets wichtige Ämter: als Oberin, als Noviziatsleiterin, zweimal als Provinzoberin in den USA. In England war sie auch. Im Oktober 1877 hatte sie die Leitung der ersten Niederlassung der Gemeinschaft in England übernommen, in London-Eastend.

Die Lebens-Situation im London-Eastend war wirklich schwierig für die Schwestern. Das Haus lag in einem der ärmsten und schmutzigsten Viertel der Stadt, das fast nur von Juden bewohnt wurde und umgeben war von Fabriken, die die Luft verpesteten. Die Chronik des Mutterhauses weiß da viel zu berichten.

Die Situation dort ist so schlimm für die Schwestern, dass Katharina Kasper in ihrem Brief an Schwester Secunda wirklich in Frage stellt, ob diese Niederlassung der Wille Gottes ist. Sie schreibt: „Mir kommt oft der Gedanke, England sei vielleicht nicht der Ort, wo uns der liebe Gott haben wolle, weil ja unsere Genossenschaft schon so sehr verbreitet ist.“ (Brief 66) Katharina ist trotzdem fest davon überzeugt, dass Gott da ist, dass er sie und die Schwestern auch in dieser Situation begleitet. Wenn er es zulässt, dass die Schwestern so viele Opfer bringen müssen, dann weiß er, warum er das tut. „Wir müssen anbeten die Vorsehung. Gott weiß am besten, wo es fehlt und wie es am besten ist. Sein heiliger Wille geschehe allezeit, in allem und überall. Ihr armen Kinder dauert mich, dass Ihr gar nicht zum Ziele kommt, und doch ist es so der heilige Wille Gottes.“ (Brief 66)

Ich glaube, eine solche Haltung ist nur möglich aufgrund ihrer grenzenlose Liebe zu Gott, aufgrund ihres felsenfesten Vertrauens in Gott. Aber weil Katharina durch nichts zu erschüttern ist, kann sie Vorbild und Hilfe und Orientierung und selbst Felsen sein für die Schwestern in London. „Jeder Tag bringt Gelegenheit, sich zu heiligen“ (Brief 66) – das ist keine Floskel. Das ist Auftrag und Aufgabe.
STH



Samstag, 10. August 2013

Urlaub mit Gott

Ferien, Urlaub – es gibt wohl niemanden, der die Notwendigkeit solcher Tage und Wochen bestreitet. Wenn man Urlaub auf einer Insel macht – in den vergangenen Jahren war ich immer auf Borkum, in diesem Jahr auf Juist -, dann kann man sehr deutlich erleben, dass für viele Menschen zum Urlaub dazugehört: sich auf das Wesentliche im Leben besinnen, sich mehr Zeit für Gott nehmen, ihm mehr Zeit einräumen als ihnen das im Alltag möglich zu sein scheint. Die Gottesdienste sind immer sehr gut besucht, und auch außerhalb eines Gottesdienstes finden die Menschen immer wieder den Weg in die Kirche zum stillen Gebet. Wie viele die Natur für ihr Gebet nutzen, kann man ja nicht wissen.

Für mich ist der Urlaub immer Urlaub mit Gott. Ich nehme mir mehr Zeit für ihn, genieße es, mehr Zeit zu haben für das Ruhegebet, das mein Leben seit einigen Jahren prägt.


Und damit sehe ich mich sehr verbunden mit Katharina Kasper. Einmal sagt sie: „Die Exerzitien mitzumachen ist Erholung für mich …“ (Brief 122) Damit wird im Umkehrschluss ganz klar: Wenn sie sich erholen will, dann geht das letztlich nur mit Gott, der ihr die neue Kraft und Energie schenkt, die sie für den Alltag braucht.

An einer anderen Stelle sagt sie: „Wir haben es ja schon alle erfahren, dass unsere Seele eher keine Ruhe findet, bis dass sie Ruhe gefunden in Gott. Um dahin zu gelangen, müssen wir recht üben das Gebet. Beten wir immer, beten wir allezeit, wie der hl. Apostel Paulus sagt, betet allezeit, möget ihr essen oder trinken, arbeiten und euch erholen, alles soll Gebet sein (vgl. 1 Kor 10,31). Wandeln wir so in Gottes Gegenwart, dass … der Gott alles sehen kann. Suchen wir Gott allein gefallen zu wollen, Seine Ehre zu fördern, so gelangen wir zur Vereinigung mit ihm. Wir finden Frieden, Ruhe in unseren Seelen, Ergebung in den göttlichen Willen.“ (Brief 72)

Ich liebe dieses Wort Katharinas. In Gottes Gegenwart wandeln – immer und zu jeder Zeit. Das schenkt uns den Frieden und die Ruhe, die wir so dringend brauchen, um unseren Alltag zu bestehen.
STH


Samstag, 3. August 2013

Wer will nicht glücklich sein?

Sie wollen glücklich sein, oder? Ich glaube, es ist ein Grundbedürfnis des Menschen, glücklich zu sein. Wenn wir glücklich sind, dann ist alles gut, dann ist das Leben lebenswert, dann sind wir mehr als zufrieden.

„Traurig, wenn man sein Glück anders suchen will, wo es nicht zu finden ist.“ (Brief 33) Das ist O-Ton Katharina Kasper. Es tut sich die Frage auf: Wo ist das Glück nicht zu finden? Ganz sicher ist es nicht zu finden bei dem, was uns unfrei macht, was uns einengt, was uns krank macht. Ganz sicher ist es nicht zu finden bei dem Schlechten, dem Bösen, dem Negativen, dem Zerstörerischen, in welcher Form auch immer. Katharina würde sagen: Das Glück ist da nicht zu finden, wo Gott nicht ist.

Denn an einer anderen Stelle sagt sie: Das ist ja unser größtes Glück auf dieser Welt, wenn wir in Gott und in der Erfüllung Seines heiligen Willens unser Glück, unsern Frieden finden.“ (Brief 237)

In Gott den Frieden finden – wie geht das denn? Für mich gibt es da viele Möglichkeiten. Zu allererst muss ich mit Gott rechnen, dass er da ist und in mein Leben eingreifen kann und – will, damit ich glücklich werde. Denn das ist ja das, was er für mich will – das Glück, das Heil.

Gott finden und damit mein Glück kann ich, indem ich mit offenen Augen durch die Welt gehe – mit offenen Augen für das Schöne und Gute, denn darin verbirgt sich Gott und seine Güte und Schönheit. Ja, und dann gibt es natürlich noch die Möglichkeiten, ihn besser kennenzulernen – die Bibel lesen, das Geschenk der Sakramente wahrnehmen. Gerade dadurch – durch Bibel und Sakramente – erkenne ich ja seinen Willen für mich. Und wenn ich den erfülle, bedeutet das Frieden und Glück für mich.

Sie wollen glücklich sein, oder? Versuchen Sie es doch mal mit Gott ...

STH

Samstag, 27. Juli 2013

Der liebe Gott hat uns noch nicht verlassen

Wie reagieren Sie, wenn ein Tag nicht Ihr Tag ist, wie man so schön sagt? Wenn anscheinend alles schief geht? Wenn sich die ganze Welt gegen Sie verschworen zu haben scheint?

Katharina Kasper kennt solche Situationen auch. Allerdings würde sie nie solche Worte benutzen, wie ich das gerade getan habe. Ja, sie kennt Situationen, in denen ihre Welt zusammenzubrechen scheint. In einem früheren Post habe ich mal von Schwester Armella erzählt. Erinnern Sie sich? Der Weggang von Schwester Armella war nicht nur eine persönliche, menschliche Enttäuschung für Katharina. Er war auch ein großer Einschnitt in die Organisation der Gemeinschaft.

Wie reagiert Katharina? „Der liebe Gott hat uns noch nicht verlassen, das dürfen wir doch schließen aus den vielen Liebesbeweisen, welcher er uns würdiget. Wir sollen hieraus lernen ...“ (Brief 16)

Katharina bleibt nicht bei dem Schweren, dem Unverständlichen, dem Negativen hängen. Sie sieht auch auf das Positive, das Gute, das Schöne. Sie sieht es, wohlwissend, dass es immer da ist. Es kommt ja von Gott, und Gott ist immer da, auch in den dunklen Stunden des Lebens. In dem Positiven, Guten, Schönen in ihrem Leben sieht sie Liebesbeweise Gottes, die ihr helfen, das andere zu tragen und zu überwinden, Liebesbeweise, die ihr ganz deutlich machen, dass Gott sie „noch nicht verlassen“ hat.

Katharina gewinnt dem Schweren und Negativen sogar noch etwas Positives ab: „Wir sollen daraus lernen ...“ Eine solche Einstellung hat natürlich mit einem großen Gottvertrauen zu tun. Ich habe schon oft davon gesprochen.

Und ich bin fest davon überzeugt: Eine solche Einstellung macht das Leben leichter, lebbarer, liebenswerter. Eine solche Einstellung kann man lernen. Ein erster Schritt ist, einfach mal die Augen des Herzens zu öffnen für die vielen Liebesbeweise Gottes, die er uns tagtäglich schenkt.

STH

Samstag, 20. Juli 2013

Allezeit glücklich

„Da wir ja alle nichts anderes wollen, als Gottes hl. Willen erfüllen, so sind wir allezeit glücklich und zufrieden in allen Lagen und Verhältnissen unseres Lebens.“ (Brief 21) Das schreibt Katharina Kasper am 31. Juli 1872 von einer Visitationsreise an ihre Assistentinnen im Mutterhaus.

Wie geht es Ihnen mit dieser Aussage? Für Katharina entspricht sie ganz ihrer Haltung und Einstellung. Aber wir Heutigen wollen ja lieber unseren eigenen Willen durchsetzen, weil wir ja auch viel besser als der liebe Gott wissen, was für uns und unser Leben gut ist. Hand aufs Herz: Sind wir glücklich und zufrieden dabei?

Für Katharina ist der Wille Gottes der Inhalt ihres Lebens. Nichts ist ihr wichtiger als diesen Willen zu erfüllen. Sie macht auch die Erfahrung, dass das nicht immer leicht ist. Aber wenn sie den Willen Gottes für sich, die Situation, die sie leben muss, und die Menschen, die ihr anvertraut sind, erkannt hat, - dann kann nichts und niemand sie davon abhalten, diesen Willen Gottes zu erfüllen. Und immer macht sie die Erfahrung, dann glücklich und zufrieden zu sein.

Sicher sind nicht alle „Lagen und Verhältnisse“ ihres Lebens so wie wir uns unser glückliches Leben vorstellen. Katharina kann von Glück und Zufriedenheit in „allen Lagen und Verhältnissen“ sprechen, weil sie den Willen Gottes erfüllen will und erfüllt. Und der Wille Gottes – davon ist sie fest überzeugt – meint es nur gut mit ihr, auch wenn es vielleicht zunächst nicht so scheint.

Mich fasziniert diese Haltung und Einstellung Katharinas immer wieder neu. In „allen Lagen und Verhältnissen“ Gottes Willen für mich zu erkennen, der auf jeden Fall gut ist – das ist für mich eine immer neue Herausforderung. Das Glück und die Zufriedenheit, die mir geschenkt werden, sollten eigentlich Ermutigung sein ...

STH

Sonntag, 14. Juli 2013

Abschied

Der Abschied gehört zum Leben.  Ich denke jetzt nicht in erster Linie an den Tod. Der Abschied begegnet uns in den vielfältigsten Formen, und er begegnet uns beinahe täglich. Abschied hat immer mit Loslassen zu tun – loslassen von gewohntem Tun, loslassen von vertrauten Menschen.

Katharina Kasper spricht von „losschälen“. Wenn ich eine Orange zum Beispiel schäle, dann entferne ich ja etwas, was zunächst zu der Frucht dazu gehört. Das Losschälen beim Menschen hat auch mit etwas zu tun, was zunächst wichtig für ihn zu sein scheint. Aber dieses Losschälen ist für Katharina notwendig, um immer mehr zur Mitte zu finden, um immer näher zu Gott zu finden. „Wir wollen treu mitwirken mit der Gnade Gottes, um nach immer größerer Losschälung von allen Geschöpfen und geschaffenen Dingen zu streben ... und somit eine größere Reinheit der Seelen zu erlangen.“ (Brief  72)

Katharinas Aussage interpretiere ich so, dass der Abschied ein Geschenk seiner Gnade ist. Er macht frei von allem, was nicht Gott ist und vielleicht hindert, zu Gott zu kommen. Das ist ja das erklärte Ziel des Menschen. Ein andermal sagt sie: „Wir wollen mit Gottes Gnade mitwirken, unsere Herzen zu reinigen und loszuschälen von aller Anhänglichkeit an die Welt und von uns selbst.“ (Brief 281) In der Regel wissen wir ja nicht selbst, ob das, was wir tun, förderlich ist für unser letztes Ziel, ob die Menschen, mit denen wir zu tun haben, uns wirklich befreien auf Gott hin. Von daher ist jeder Abschied auch eine neue Chance, eine neue Herausforderung, ein neues Aufbrechen in unentdecktes Land. Wie sagt Hesse so schön: „Und jedem Abschied wohnt ein Zauber inne.“

Noch einmal Katharina: „Was kann alles nützen, wenn wir nicht fromm und Gott wohlgefälliger werden und losgeschält beim Tode sind.“ (Brief 124)

STH

Samstag, 6. Juli 2013

Die Zeichen der Zeit erkennen

Von Mission im Blick auf die eigene Gemeinschaft spricht Katharina Kasper nie. Ihr geht es primär darum, die geistige und physische Not in Dernbach und Umgebung zu lindern. Es ist die gute Arbeit, die sie und ihre Schwestern leisten, die andere aufmerksam machen und bitten lassen, dass auch Schwestern in ihren Ort kommen. Indem Katharina diesen Bitten entspricht, erkennt sie die Zeichen der Zeit. Und indem sie die Zeichen der Zeit erkennt, weitet sich ihre Gemeinschaft aus – auch in fremde Länder.

Nach England kommen die ersten Armen Dienstmägde Jesu Christi 1876 auf Ersuchen des Rektors der deutschen Mission in London, Heinrich Volk. Sie setzen sich nach Aussage der Chronik ein im „Unterricht und in der Erziehung armer Kinder von Fabrikarbeitern, da man ihnen eine Elementarschule übergeben hat.“

Auf ähnliche Weise kommen die Schwestern 1868 nach Amerika. Bischof Luers bittet um Schwestern für die deutsche Gemeinde in Fort Wayne.

Sr. Roshni ist Sozialarbeiterin und arbeitet
u.a. mit den Frauen und ihren Kindern im Steinbruch
Erst später, aber auf die gleiche Weise – die Schwestern erkennen die Zeichen der Zeit und reagieren auf Anfragen – gehen die Armen Dienstmägde nach Indien, nach Mexiko, nach Brasilien und nach Kenia und Nigeria. Heute kann man durchaus von Missionen der Gemeinschaft sprechen. Und weil die Schwestern mit ganzem Herzen ihren Einsatz tun und im Dienst ihres Herrn leben und Wirken, gibt es immer wieder und immer mehr Menschen in diesen Ländern, die in den Fußstapfen Katharina Kaspers dem Herrn nachfolgen wollen. Es ist immer wieder faszinierend, wie der Heilige Geist wirkt …
STH

(Noch ein Worte in eigener Sache:  Da ich in der kommenden Woche nicht zu Hause bin und dort, wo ich sein werde, keinen Internetanschluss habe, kommt der nächste Post erst am Sonntag in den Blog.)