Siebenundvierzig Jahre lang steht Katharina Kasper an der
Spitze ihrer Gemeinschaft. Immer wieder wird sie von ihren Schwestern
einstimmig – einstimmig!!! – zur Generaloberin wiedergewählt. Wir suchen nach
Gründen für diese ungewöhnliche Zustimmung.
Katharina weiß um ihre Schwestern Sie kennt sie und ihre
Lebensumstände. In jedem Jahr besucht sie alle Filialen ihrer ständig
wachsenden Gemeinschaft – außer Amerika und England. Und das heißt schon etwas
im 19. Jahrhundert, in dem es noch keine Flugzeuge, ICEs und schnelle Autos
gibt. Katharina ist oft Wochen von Zuhause weg. Aber die Schwestern – jede
Einzelne! – sind ihr wichtig. Diese Wertschätzung, die die Schwestern von
Katharina erfahren, geben ihr eine ungeheure Sicherheit. Sie wissen, dass sie
mit allen Problemen – ob die ihr persönliches Leben oder ihr Gemeinschaftsleben
betreffen – zu Katharina kommen können; und sie setzt sich für sie ein und gibt
nicht auf, bis die Probleme beseitigt sind. Viele Beispiele gibt es dafür.
Und sie geht liebevoll auf die einzelne Schwester ein. Viele
ihrer Briefe sind an einzelne Schwestern gerichtet
und greifen ihre jeweilige
Situation auf. Den Brief 71 mag ich besonders gern.
„Arme Schwester Luitgardis,
Ich habe doch
gemeint, man könnte Sie bald mit nach Amerika schicken, und nun sitzen Sie noch
immer im Bett wie eine alte Krächs. Was ist denn jetzt zu machen mit Ihnen?
Hätte es nicht der liebe Gott so gemacht, so hätte ich ein bisschen zanken
müssen. Nun aber müssen wir schön sagen, es ist und geschehe in allem und
überall der heilige Wille Gottes. Mit dessen Anordnungen wollen wir zufrieden
sein. Ja, Sie sind ganz besonders begünstigt von seiten des lieben Gottes, der
Sie selbst in die Kreuzesschule genommen
hat, um Sie zu läutern und zu reinigen und dann Sie recht hoch in den Himmel zu
nehmen. … Nur Mut und Gottvertrauen, nicht wahr? Es ist und bleibt ja immerhin
für den natürlichen Menschen ein Kreuzchen, was die arme menschliche Natur
empfindet und die Tage dieses Lebens sehr trübt. Wir wollen denn recht für- und
miteinander beten, dass wir mit Gottes Hilfe unser Kreuzchen tragen, aber auch
großen Nutzen daraus ziehen. Nun genug, mein armes und doch so reiches Schwesterchen.
Hier ist noch alles gut. …“
STH