Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 24. Juni 2017

Liebesbeweis Gottes


Gestern hat die Katholische Kirche das Herz-Jesu-Fest gefeiert. Das Fest wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von Papst Pius IX. eingeführt. Katharina Kasper hat das also miterlebt. Die Herz-Jesu-Verehrung ist aber viel älter. Im 17. Jahrhundert  gab es eine Ordensschwester mit Namen Margareta Maria Alacoque (1647-1690). Aus den Jahren 1673 bis 1675 sind vier Visionen überliefert, in denen ihr Christus erschienen sein soll, der auf sein Herz deutete. Fortan setzte sie sich für ein Herz-Jesu-Fest ein, was sich allerdings als sehr schwierig erwies. 

Der Ursprung der Verehrung liegt im Johannesevangelium. Dort steht geschrieben, der römische Hauptmann habe nach dem Tod Jesu mit seiner Lanze eine Seite von dessen Körper und damit zugleich sein Herz durchbohrt, um so den Tod festzustellen. Dabei strömten Wasser und Blut aus dem Körper Jesu. Sie stehen stellvertretend für das Leiden Jesu, der für die Menschen gestorben ist und sie dadurch erlöst hat. 

Das Herz Jesu ist also ein Zeichen seiner unendlichen Liebe, mit der er uns beschenkt. Damit wird Jesus zu einem Liebesbeweis Gottes an uns Menschen. 
 

 
Auch Katharina Kasper verehrte das Herz Jesu. Es wird von ihr berichtet, dass sie sich bei Lobreden gerne ins hl. Herz Jesu verbarg, „wo man dann gar nichts mehr hört,“ wie sie einmal selbst erzählte. (Aurelia, S. 7) 

In ihren Briefen erwähnt sie das Herz Jesu nicht so häufig. Aber die wenigen Male, die sie das tut, machen deutlich, wie sehr sie von der Liebeskraft dieses Herzens überzeugt ist, wie sehr sie an die Gnadenkraft glaubt, die von dem göttlichen Herzen ausgeht. 

„Es geht mir noch gut, wenn ich mit meinem Bündelchen Kreuzchen ins liebe Herz Jesu mich flüchte und bei meiner lieben Mutter bleibe. Halten wir uns ruhig und bewahren unter allen Verhältnissen den Frieden unserer Seele. Auf Regen folgt Sonnenschein.“ (Brief 17) 

Sie wendet sich auch betend an das Herz Jesu – voller Vertrauen und sicher, dass sie erhört wird. „Wiederholen wir jeden Tag … mit wenigen Worten die kleine, demütige, aber kindliche und großmütige Hingabe an Gott und das göttliche Herz Jesu. Flehen wir zu demselben, dass er unsre Hingabe annehmen wolle, uns belebe und beseele, in uns leben und wirken möge nach seinem Wohlgefallen; dass er in und mit uns beten, in und mit uns arbeiten, in und mit uns leiden, in und mit uns kämpfen wolle …“ (Brief 97) 

Ein solches Vertrauen kann nur Ruhe und Gelassenheit schenken, finden Sie nicht auch? Gott schenkt uns seinen Liebesbeweis, damit wir vertrauen …
STH

Samstag, 17. Juni 2017

Katharina, eine Unternehmerin in ihrer Zeit


Katharina Kaspers Projekt war schon zu ihren Lebzeiten ein expandierendes mittelständisches Unternehmen.  

Das galt nicht nur für die beständig wachsende Kernbelegschaft, sondern auch für die zunehmende Zahl der Institutionen, die betrieben wurden: Krankenhäuser, Schulen, Kinderheime und Ambulanzdienste. Dies wiederum bedeutete eine steigende Zahl der Mitarbeitenden und der Menschen, für die Katharina Verantwortung trug. Die finanzielle Seite eines solchen Unternehmens war damals nicht einfacher als heute. 

Katharina Kasper war 47 Jahre lang unangefochtene Leiterin dieses Betriebes. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass dies eine demokratische Entscheidung der Belegschaft war. 

Bei einer solch beeindruckenden Bilanz tut sich die Frage nach ihrem Führungsstil auf, der ja sicher zu ihrem großen Erfolg beitrug.

Ich möchte ein paar Punkte benennen, ohne Beispiele anzuführen. Das würde unseren Rahmen hier sprengen. 

  1. Katharina entscheidet situationsgerecht und macht ihre Amtsausübung transparent Heute spricht man so viel von Transparenz. Im 19. Jh. war das nicht üblich. Für KK war es selbstverständlich, ihre Entscheidungen offen zu legen; denn Machtstreben und Eigenmächtigkeit waren ihr fremd.
  2. Sie entscheidet unparteiisch Katharina entscheidet stets ohne Ansehen der Person. Bevorzugungen irgendeiner Art gibt es bei ihr nicht. Das gilt auch für höher stehende Persönlichkeiten, z.B. die Stifter/innen einer Niederlassung.
  3. Sie kann delegieren und Hilfe annehmen Dies  ist schon deshalb von ungeheurer Wichtigkeit, weil Katharina oft große Visitationsreisen machte, die sie lange von zu Hause fortführte.
  4. Sie ermöglicht ihren Mitarbeiterinnen (= Schwestern) eigenständiges Handeln.
  5. Sie ist bereit, in wichtigen Angelegenheiten die letzte Verantwortung zu tragen. Das gilt vor allem dann, wenn andere die Ausführenden sind oder waren. Sie hat dann durchaus den Mut, Entscheidungen der Assistentinnen oder Oberinnen abzuändern, wenn nötig. Sie setzt sich auch durchaus mit ihrer Ansicht durch und verantwortet diese Bischof und Superior gegenüber.
  6. Katharina sieht den Menschen, sie lebt mit den Menschen, auch mit den Menschen, die keinen Einfluss haben und „nur“ gewissenhaft und einfach ihre Arbeit tun. Katharinas Kommunikationsmittel in einer Zeit, in der es noch kein Telefon und keine Emails gab, war der Brief. In drei Briefen schreibt sie von der „Milch-Katharina“. Dies war eine Frau, die viele Jahre auf der Ökonomie für Milch und Butter zuständig war. Im ersten Brief erwähnt sie, dass sie verstorben ist (Brief 178); im zweiten Brief teilt sie mit, dass Milch-Katharina beerdigt wurde (Brief 180); der dritte Brief enthält sogar einen Nachruf auf Milch-Katharina (Brief 181).

 

In wenigen Punkten habe ich den Führungsstil Katharina Kaspers beleuchtet. Ganz sicher hat er dazu beigetragen, dass ihr Unternehmen über Jahrzehnte hinweg erfolgreich war und beständig wuchs. 
 
Noch entscheidender aber war sicher ihr Ziel, ihre Grundeinstellung: „Alles zur größeren Ehre Gottes und zum Heil des Nächsten.“ (Brief 105)
Das ist ihr Geheimnis.
STH

 

 

 

Samstag, 10. Juni 2017

So viel geht gar nicht


Katharina Kasper schreibt 1886 an Schwester Sekunda Germesheimer, damals Provinzoberin in Amerika, dass Schwestern für Ungarn und Österreich angefordert worden seien. 

Was sagen Sie dazu? Und das in einer Zeit, in der es noch kein Internet, keinen Fernseher und kein Handy gab. Wie kommt man da auf die Idee, Schwestern aus einem kleinen, unbedeutenden Dorf im Westerwald für Ungarn und Österreich anzufordern, noch dazu wo die südlichste Filiale der ADJC Frankfurt ist? 

Ganz konkret schreibt Katharina damals: „Ihre gute Fürstin schrieb einen Brief und bat um Schwestern für Ungarn. Eine andere bat um 6 Schwestern für Paula in Österreich, für eine Seestadt am Adriatischen Meer und für noch zwei andere Stationen in Österreich.“ (Brief 114) Wie ist das nun wieder zu erklären? 

„Wen Katharina mit der Bezeichnung: „Ihre gute Fürstin“ meint, lässt sich mit Hilfe der Chronik der Filiale in London klären,“ so lesen wir in der Einleitung zu diesem Brief. „ Von der Gründung dieses Hauses im Jahre 1876 an bis 1881 führt diese Chronik Jahr für Jahr großzügige Unterstützungen durch Frau Gräfin Batthyany auf. Unter den Eintragungen zum Jahr 1883 hält die Chronistin dann fest: `Unsere edelmüthige Wohltäterin, Frau Fürstin Batthyany, hat noch immer, wenn auch jetzt in
Das Wappen der Batthyanys
Ungarn wohnend, dasselbe warme Interesse für die Schwestern und unsere armen Kinder hier.´ Katharina berichtete nun Schwester Secunda, dass die Fürstin um Schwestern für Ungarn gebeten hatte, weil Schwester Secunda von Oktober 1877 bis zum Mai 1885, dem Zeitpunkt ihrer Versetzung nach USA, Oberin in verschiedenen Filialen in England, und zwar auch in dem Haus in London, gewesen war. Der weitere Hinweis Katharinas, es seien 6 weitere Schwestern angefordert worden `für Paula in Österreich´ mag damit zu erklären sein, dass zu dem Zeitpunkt Schwester Paula Görs in Prag wirkte, so dass möglicherweise eine Persönlichkeit aus Österreich versuchte hatte, über diese Schwester Kontakt nach Dernbach aufzunehmen.“
 
 

Klar, ist das eine Erklärung für die Fragen oben. Aber die Schwestern müssen auch einen solchen Eindruck auf die Fürstin gemacht haben, dass sie ihnen einen Einsatz in Ungarn auch zutraute. Sie müssen einen so guten Ruf gehabt haben, das man ihnen ohne Bedenken so etwas sich zuzumuten traute.  

Woran scheitert es damals?

„Da  müsste man viele Schwestern haben, um alle Bedürfnisse befriedigen zu wollen. … mir machen noch immer die meisten Sorgen die beständigen Anfragen für neue Niederlassungen zu gründen. Ja, man wird gewissermaßen genötigt, Ja sagen zu müssen, und es fehlt dann an den notwendigen Kräften, alle Häuser nach Bedürfnis zu besetzen.“ (Brief 114) Und Katharina macht sich wirklich sehr große Sorgen um ihre Schwestern: „Dieser Übelstand ist sehr nachteilig für den inneren Geist sowohl als für die körperliche Erhaltung der Schwestern. Ich möchte so gerne sehen, dass man so ruhig, demütig und schlicht in Ruhe wirkt und arbeitet im hl. Berufe, in Frieden und Eintracht zuerst an unserer Heiligung, und erst dann befähigen wir uns, am Heile des Nächsten, am Weh und Wohl des Mitmenschen Mitarbeiterin sein zu können.“ (Brief 114) 

Ist das nicht wunderbar? Zuerst geht es ihr um ihre Schwestern. Wenn es ihnen gut geht – sowohl körperlich wie geistig, wenn es stimmt zwischen ihnen und ihrem Gott, - erst dann sind sie fähig, sich für das Wohl ihrer Mitmenschen einzusetzen. 

Wenn wir das heute doch auch immer im Blick hätten …
STH

Samstag, 3. Juni 2017

Wir haben ihn auch!!!


Mir ging es in diesen Tagen wahrscheinlich genauso wie unseren Schwestern aus Indien: Ich wurde wieder neu begeistert von dieser großen Frau, diesem wunderbaren Menschen Katharina Kasper. Wir alle wissen, aus welch armseligen Verhältnissen sie stammte, wie gering ihre Schulbildung war. Wir alle wissen, welch ein beeindruckendes Werk sie geschaffen hat. Trotzdem. Wie geht das? 

Katharina Kasper lebte mit Gott und vertraute Ihm. Sie war davon überzeugt, dass Sein Geist – der Heilige Geist in ihr war und wirkte. Das gab ihr ein unerschütterliches Selbstbewusstsein, wenn sie wusste, was sie tun sollte. Sie tat nie das, was sie tun wollte; sie hörte genau hin, was sie tun sollte. „Das hat mir der Geist gesagt, der in mir ist“, pflegte sie zu sagen. Von daher erwuchs ihr all das, was sie für die Entfaltung ihres Werkes brauchte. Von daher ist es nur verständlich, dass sie immer in Gott den Gründer ihrer Gemeinschaft sah. 

„Das hat mir der Geist gesagt, der in mir ist.“ Katharina war davon überzeugt, dass das bei jedem Menschen so ist. Und damit hat sie ja eigentlich Recht, oder? In Firmung und Konfirmation haben wir den Heiligen Geist empfangen. Morgen feiern wir das Pfingstfest, an dem diese Geistsendung an uns erneuert wird – jedes Jahr neu. Ist dieser Heilige Geist in unserem Leben eine Realität? Vertrauen und erfahren wir von seiner Wirkkraft? Geben wir ihm überhaupt Raum? 
 

Ignatius von Loyola sagte einmal: „Wenige Menschen ahnen, was Gott an ihnen machen würde, wenn sie sich ihm ganz überließen.“ Vielleicht ist dies das Geheimnis? 

Vielleicht ist dies das Geheimnis. Vielleicht ist dies das Geheimnis auch in unserer Gesellschaft, in unserer Kirche? 
 
Was würde Gott aus uns machen, wenn wir uns ihm ganz überließen? Katharina hat es getan. Wir könnten mal einen Versuch machen. Die Voraussetzungen bekommen wir von ihm selbst geschenkt. 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein gesegnetes Pfingstfest.
STH