Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Donnerstag, 31. Dezember 2015

Segne das Alte und segne das Neue …

„Obwohl man ja beim Jahreswechsel nur immer eins und dasselbe zusagen und zu schreiben hat, so möchte ich doch in diesen Zeilen, die ich an Euch, meine lieben Schwestern, richte, ganz besonders erinnern, für die Gnaden und Wohltaten, die der Herr uns gerade in diesem Jahre so reichlich gespendet hat, recht kindlich und mit demütigem Herzen zu danken.“ (Brief 105)

„Menschlich gedacht, wäre das Jahr [2015] ein hartes gewesen; aber im Glauben betrachtet, war es ein Jahr der Gnaden und Huld des Herrn; denn Kreuz und Leiden sind ja Gnadenerweise Gottes. Dem Herrn Dank für alles, ja tausend Dank für alle Wohltaten. Was soll ich denn für das neue Jahr Ihnen, meine guten Schwestern, besonders ans Herz legen und empfehlen? O gewiss nicht viel und doch alles, was uns glücklich machen kann in Gott.“ (Brief 81)

„Wir wollen mit Gottes Gnade das alte Jahr schließen nach Gottes heiligem Willen, der wolle alle unsere unvollkommenen Werke durch seine Verdienste ersetzen, wo wir es haben fehlen lassen. Mit Vertrauen wollen wir das kommende Jahr anfangen … Möchte der Herr selbst unser Führer sein im neuen Jahr.“ (Brief 181)

Katharina Kaspers Worten schließe ich mich an.
Gott segne Sie und all Ihr Tun im Neuen Jahr 2016!

Ich freue mich, wenn Sie „Katharina adlergleich“ auch 2016 – im fünften Jahr! - die Treue halten!
STH





Freitag, 25. Dezember 2015

Ein kühner Traum wird Realität!

Der kühnste Traum
ist überstiegen

Das nicht zu Hoffende
geschehn

Gott ward ein Mensch

Mit ein em Worte
ist´s zu malen

Denn Gestalt nahm
an DAS WORT

Im sichtbar Gewordenen
bleibt das Unsichtbare
 Geheimnis 
                                        
                                                   Inkarnation
                                                  (sms)

„Meine herzlichsten Wünsche zu Weihnachten und Neujahr sollen nicht bestehen in vielen Worten und Ermahnungen, sondern ich möchte Euch von ganzem Herzen wünschen die allerinnigste, demütigste und zugleich die großmütigste Hingabe an Gott …“ (Katharina Kasper, Brief 80)


„Ich meine, keine Wünsche seien so wichtig, so schön und auch so notwendig als den Frieden allen, die einen guten Willen haben, zu wünschen. Friede im Herzen und Hause macht uns alle glücklich.“ (Katharina Kasper, Brief 180)

Samstag, 19. Dezember 2015

Geschenke zu Weihnachten

Haben Sie Ihre Weihnachtspost schon auf den Weg gebracht? Ich muss gestehen, ich habe noch nichts geschrieben. Ich bin kein so eifriger Weihnachtskartenschreiber.

Katharina Kasper hat auch Weihnachtsbriefe geschrieben. In ihrer Zeit war die Post ja noch nicht so schnell; vor allem über den „großen Teich“ brauchte so ein Brief schon seine Zeit. Ja, und Emails gab es noch nicht, mit denen man ja auch „kurz vor zwölf“ noch auf der sicheren Seite ist. Das bedeutete, dass sie schon früh an Weihnachten denken und schon früh zu schreiben anfangen musste.

Ihren Weihnachtsbrief 1877 (Brief 61) schreibt Katharina schon am 19. November. Die Adressatin ist Schwester Bartholomäa, die Oberin einer Niederlassung in Carlyle/ Illinois ist. Sie schreibt:

„Da, so Gott will, mein Briefchen gegen Weihnachten bei Ihnen eintreffen kann, so wünsche ich von ganzem Herzen ein gnadenreiches Weihnachtsfest und zugleich ein glückseliges Neujahr. Alle lieben Schwestern vereinigen ihre Wünsche mit den meinigen. Besonders wollen wir aber alle recht beten, dass der liebe Gott unsere Wünsche verwirklichen möge für eine jede von Ihnen und auch alle in Jesu glücklich machen möge, Ihnen geben wolle einen  großen Frieden, Liebe und Eintracht und eine tiefe, begründete Demut sowie einen großen Eifer für Ihren heiligen Beruf.“


Katharina ist da ganz realistisch: Wir haben Wünsche zu Weihnachten, und wir dürfen Gott auch um die Erfüllung dieser Wünsche bitten. Aber sie bleibt nicht bei „natürlichen“ Wünschen stehen. Es geht ja um viel mehr; und auch das kann nur Gott uns schenken: Frieden, Liebe, Eintracht, Hingabe und Eifer im Ordensberuf. Wir können hinzufügen: Hingabe und Eifer in Ehe und Familie.

Letztlich geht es um das Glück in und mit Jesus. Ein Geschenk, das uns nur Er machen kann. Wir aber müssen es wollen und offen sein für seine Gaben.

Da kommt mir gerade ein Gedanke: Ich könnte Katharinas Worte in meinen Weihnachtsgrüßen benutzen. Ich bin gespannt, wie die Adressaten reagieren …

STH

Samstag, 12. Dezember 2015

Werke der Barmherzigkeit

Können Sie etwas mit den so genannten „Werken der Barmherzigkeit“ anfangen? Es gibt sieben davon. Aber ich bin ganz ehrlich: Meistens bekomme ich nicht alle zusammen. Es ist gut, wenn man weiß, wo man nachschauen kann.

Ja, und da habe ich dann entdeckt, dass man zwischen den leiblichen und den geistigen Werken der Barmherzigkeit unterscheidet.
Die leiblichen Werke:             Hungrige speisen
                                               Durstige tränken
                                               Nackte bekleiden
                                               Fremde aufnehmen
                                               Kranke pflegen
                                               Gefangene besuchen
                                               Tote begraben.
Die geistigen Werke:              den Zweifelnden recht raten
                                               die Unwissenden lehren
                                               die Sünder zurechtweisen
                                               die Betrübten trösten
                                               Beleidigungen verzeihen
                                               die Lästigen geduldig ertragen
                                               für die Lebenden und Verstorbenen zu Gott beten. 

Durstige tränken - Fenster in der Hauskapelle des Mutterhauses der ADJC.

Katharina Kasper kannte diese „Werke der Barmherzigkeit“, darüber besteht kein Zweifel, auch wenn sie nur ganz einfach schreibt: „Beten wir besonders, dass in der ganzen Gemeinschaft Gott mit großem Eifer gedient wird durch alle Übungen, dass Gott nicht beleidigt wird, dass die Werke der Barmherzigkeit gut geübt werden an den Kranken und Notleidenden, Armen, die Kinder gut angeleitet werden. Ja, meine guten Kinder, so werden wir sicher unser Ziel erreichen.“ (Brief 101) Und – Katharina setzt voraus, dass ihre Leserinnen die „Werke“ auch kennen; und das ist sicher so.


Die Werke der Barmherzigkeit zu tun, ist ein Weg, um das Ziel zu erreichen, d.h. um zu Gott zu gelangen. Und was zur Zeit Katharinas gilt, gilt heute ganz genauso. Jetzt könnten Sie sagen: Die Not heute sieht anders aus. Die leiblichen Werke zum Beispiel greifen nicht mehr. Ist das wirklich so?

Wie viele Menschen hungern und dürsten nach Liebe, Anerkennung, Glauben?
Wie viele Menschen werden ihrer Würde beraubt, weil sie alt oder krank sind?
Wie viele Menschen suchen heute Zuflucht und Sicherheit in unseren Städten und Dörfern?
Wie viele Menschen leiden an Missachtung, an Depressionen …?
Wie viele Menschen sind gefangen in ihren Vorurteilen, in ihren Ängsten, in ihren Komplexen?
Wie viele Menschen wissen gar nicht mehr, was Leben bedeutet?

Wie viele Zweifelnde, Unwissende, Sünder, Betrübte, Beleidigte, Lästige Menschen kennen wir?
„Beten wir besonders …, dass die Werke der Barmherzigkeit gut geübt werden …, so werden wir sicher unser Ziel erreichen.“

Lassen Sie uns nicht müde werden …
STH


Samstag, 5. Dezember 2015

Barmherzigkeit – was ist das?

In diesen Tagen eröffnet der Papst das „Außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit“. Was verbinden Sie mit Barmherzigkeit? Die Definition im Wörterbuch ist mir zu kurz gefasst, eigentlich wenig aussagekräftig.

In den vielen Briefen, die Katharina Kasper in ihrem Leben schreibt, kommt das Wort „Barmherzigkeit“ sechsmal vor. Zum einen fordert sie auf zu Vertrauen auf „Gottes Macht und Barmherzigkeit“. Die Verbindung Macht und Barmherzigkeit kommt zweimal vor. Gemeint ist das Vertrauen darauf, dass Gott alles möglich ist. Wenn er da und dabei ist, dann ist immer Gelingen angesagt. Gemeint ist weiter, dass Gott den Menschen kennt und somit auch seine Schwächen. Damit geht er aber nachsichtig und in Liebe um.



Zum anderen ist es für Katharina Kasper ein Akt der Barmherzigkeit, dass Gott die Gemeinschaft der ADJC ins Leben gerufen hat, die eigene Berufung ist ein Handeln Gottes in Barmherzigkeit. Katharina weiß um ihre Grenzen und Schwächen, auch sie ist nicht frei von Sünden. Aber darauf schaut Gott nicht. Ihm ist der Mensch wichtig, mit dem er und durch den er Großes vorhat.

Und das gilt auch für die Schwestern, die die Gemeinschaft der ADJC bilden. Da gibt es Grenzen, Schwächen, Menschlichkeiten in Mengen. Aber Gott schaut auf den einzelnen Menschen, und der ist ihm so wichtig, dass er alles andere übersieht.

Ja, und damit liegt Katharina ganz auf der Linie unseres Papstes. Der schreibt: Das Geheimnis der Barmherzigkeit „… ist Quelle der Freude, der Gelassenheit und des Friedens. Es ist Bedingung unseres Heils. … Barmherzigkeit ist der letzte und endgültige Akt, mit dem Gott uns entgegentritt. … Barmherzigkeit ist der Weg, der Gott und Mensch vereinigt, denn sie öffnet das Herz für die Hoffnung, dass wir, trotz unserer Begrenztheit aufgrund unserer Schuld, für immer geliebt sind.“ (Misericordiae vultus, Verkündigungsbulle, S. 5/6)

Katharina Kasper schreibt: „Haben wir doch ganz besonders ein großes Gottvertrauen auf Gottes Macht und Barmherzigkeit, und wir werden nicht zu Schanden werden.“ (Brief 45)

Wie tröstlich und hoffnungsvoll!
STH





Samstag, 28. November 2015

Eure Erlösung ist nahe

Am Sonntag ist der Erste Advent! Kaum zu glauben, dass es schon wieder soweit ist. Im Sonntagsevangelium ist die Rede von einigen Katastrophen, die über die Erde kommen und die Menschen in Angst und Schrecken versetzen werden. Irgendwie ist man versucht, an das Heute zu denken …

Und dann heißt es da: „Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf, und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“ (Lk 21, 28)

In Katharina Kaspers Briefen kommt das Wort „Erlösung“ nur einmal vor! Auf den ersten Blick ist das befremdlich. Aber wenn man sich die Stelle genauer anschaut – ja, dann ist es einleuchtend.

„Wir wollen miteinander eifrig streben nach Vollkommenheit, dem lieben Gott dienen und kein anderes Glück suchen, als Ihn allein zu besitzen, Ihn ehren, loben und preisen allezeit. Aber auch dankbar sein für alles Gute, besonders für die Gnade der Erschaffung, Erlösung und den heiligen Glauben …“ (Brief 67)

„Wir wollen dankbar sein für die Gnade der Erlösung …“ – Für Katharina ist die Erlösung eine Realität, eine Wirklichkeit, die uns vom Herrn geschenkt ist. Deshalb kann sie aufrecht durchs Leben gehen und aufrecht vor Gott und den Menschen stehen; deshalb kann sie selbstbewusst das Haupt erheben. Wir sind Erlöste. Katharina ist vor allem dankbar dafür; denn Erlösung durch Jesus Christus bedeutet frei zu sein und eine Zukunft zu haben – bei und mit ihm, der die Liebe ist.

„Wir wollen … uns gegen den lieben Gott besonders dankbar erweisen durch die beständige und beharrliche, treue Mitwirkung mit seiner Gnade …“ (Brief 67) Das ist für Katharina eine logische Schlussfolgerung.

Die Adventszeit schenkt uns die Gnade, dass wir uns dieser Erlösung wieder neu bewusst werden dürfen, dieser Erlösung, die gerade in den Bedrängnissen unserer Zeit tief erfahrbar wird. Ja, es ist eine im Grunde unaussprechliche Gnade. Unsere Antwort kann nur Dankbarkeit sein, die wir dadurch zeigen können, dass wir diese göttliche Gnade annehmen und es zulassen, dass sie unser Leben verwandelt.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine gesegnete Adventszeit.

STH

Samstag, 21. November 2015

miteinander – füreinander

Solidarität – ein Wort, das heute so ziemlich in aller Munde ist. Sie wissen ja schon: Ich bemühe gern das Wörterbuch. Der Rechtschreibduden definiert den Begriff  „Solidarität“ als  „auf das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Eintreten füreinander sich gründende Unterstützung.“
Katharina Kasper meint genau das, wenn sie ungezählte Male dazu aufruft, miteinander – füreinander zu leben. Diese Einstellung ist für sie selbstverständlich, denn sie versteht ihr ganzes Dasein als Bereitsein für andere.

Wie sah das konkret aus?

Katharina Kasper erzählt beispielsweise von ihrer ersten Wohngemeinschaft: „Da im August selben Jahres [1848]  unsere Wohnung fertig wurde, zog ich mit einem kranken Mädchen, Anna Gilles von hier, den 15. August ein. Dieses Mädchen war brav und immer kränklich, hatte ein lahmes Bein. Wir beide brachten nun unsern Hausrat zusammen, welcher sehr ärmlich war. Jede hatte ein einfaches Bett und ein paar Stühle und etwas Weißzeug, kaum soviel, als wir beide gebrauchten. Besuche konnten wir nicht bewirten. … Das oben erwähnte kranke Mädchen starb schon am 24. September 1848.“  Während es Katharina in der Regel darum ging, Leben zu fördern und zur Entfaltung zu bringen, ließe sich der hier indirekt dargestellte Dienst der späteren Ordensgründerin als Hospizarbeit bezeichnen.

Um es Frauen im 19. Jahrhundert zu ermöglichen, eine Spur von Unabhängigkeit in die Enge ihres Lebens zu bringen, gründete sie unzählige Näh- und Haushaltungsschulen, organisierte sie an Sonntagen Unterricht für Fabrikarbeiterinnen, unterhielt sie 36 Elementarschulen, vornehmlich für Mädchen, und rief sie „Verwahr-  oder Kleinkinderschulen“ ins Leben.

Einen Zweck dieser zuletzt genannten Gründungen stellt die Chronistin des Mutterhauses in Dernbach unter den Eintragungen zum Jahr 1888 heraus, indem sie festhält: „Am 22. April hat die Kleinkinderschule hier in Dernbach ihren Anfang genommen. Da die Kinder dieselbe unentgeltlich besuchen dürfen, so ist dieselbe gut besetzt. Für die Dernbacher armen Landleute, wo die Männer ihrem Verdienst in den Bergwerken nachgehen und die Frauen ihren kleinen Ackerbau versehen, ist es eine große Wohltat, ihre Kleinen in der Bewahrschule unter der Obhut der Schwestern zu wissen.“ – Demnach sollten  solche Einrichtungen insbesondere  die Frauen entlasten und sie in die Lage versetzen, zum Unterhalt der Familie beitragen zu können. Damit wurde ganz nebenbei deren Selbstwertgefühl gestärkt und ein Hauch von Freiheit  in ihr Leben gebracht.

(Stephanie Hofschlaeger/pixelio.de)
 Und heute? Hier in Deutschland, wo doch die meisten Ordensschwestern alt sind?
Da gibt es z. B. eine Schwester, die seit vielen Jahren eine Mutter von vier Söhnen begleitet, die auch zu der Zeit, in der der Vater der Kinder noch in der Familie lebte und erst recht nach der Trennung des Ehepaares, mit nur sehr geringem Beistand des Mannes fast völlig allein die vier Jungen durch Schule und Ausbildung bringen muss, oft mit Angst -  und ihnen hilft, ihre ersten Schritte in die Selbstständigkeit zu gehen. Zuhören, mitgehen, gelegentlich beraten – brieflich, telefonisch, bei kurzen Besuchen – das sind die Mittel, mit denen die Schwester der Mutter hilft, ihre Belastung durchzustehen. Miteinander gehen sie den Weg; aus derartigen Begleitungen entstehen Beziehungen – man tritt füreinander ein.

Und so gibt es noch viele andere Beispiele … Auch wir können solidarisch leben – mit- und füreinander …



Samstag, 14. November 2015

Mittel und Wege zum Glück III

Ich muss einfach noch einmal auf Katharina Kaspers Brief 200 eingehen. Er ist einfach zu schön.

„Wir wollen wahrhaft das Glück suchen und die Mittel anwenden und gebrauchen, welche uns glücklich machen können, und wodurch der liebe Gott uns glücklich machen kann und machen will.“

Das Entscheidende für Katharina – ich habe das schon angesprochen – ist, stets den Willen Gottes zu erfüllen. In engem Zusammenhang damit steht für Katharina das Streben nach einem innigeren Umgang mit Gott

Aber sie nennt noch weitere Mittel, um glücklich zu werden.

(twinlili/ pixelio.de)

  • Zunächst einmal sollen wir uns der Pflichten unserer Lebensordnung und Tätigkeit bewusst sein, sie kennen und leben.
  • Dann der Friede: „Sie wissen alles dieses selbst sehr gut, was wir zu tun und zu lassen haben, was uns den Frieden des Herzens und des Hauses bringt und auch, wodurch der Friede im Herzen und im Haus gestört wird.“ Diese Worte sind eindeutig, nicht wahr?
  • Weiter mahnt sie: „Bestreben wir uns der Reinheit des Herzens und der Seele; sind wir rein in unsern Gedanken, Worten und Werken; rein in unserem Gedächtnis, Verstand und Willen sowie in unsern Sinnen, im Charakter und Natur.“ Was bedeutet hier Reinheit? Das Wörterbuch hilft weiter. Reinheit meint Klarheit, Echtheit, Lauterkeit, Makellosigkeit; Reinheit meint auch Unschuld. Und so kann Katharina sagen, sozusagen schlussfolgern: „Ist dieses allezeit unsere Absicht und gute Meinung, frei zu werden von aller ungeordneten Liebe gegen alle Geschöpfe und geschaffenen Dinge und auf der anderen Seite nur das Wohlgefallen Gottes zu erstreben und nur zu leben, zu leiden für Gott, mit Gott und weil es Gott so will; alles Gute zu üben und alles Böse zu meiden, so werden wir hienieden schon genießen eine große Seligkeit in Gott, ja dann wird in allem und überall der Friede in Gott gefunden, und unsere Seele wird glücklich sein.“


  • Wenn wir uns das alles so richtig bewusst machen und nachzuvollziehen versuchen, dann müssen wir zugeben: Recht hat sie, die Katharina. Das Wissen um das Glück im Jenseits ist ja schon ganz schön. Aber wollen wir nicht alle schon hier und heute und jetzt glücklich sein? Natürlich gibt es das nicht zum Nulltarif. Aber Katharina wird ja ganz deutlich: „Da sind so einigermaßen die Mittel und Wege bezeichnet, die uns in dieser Welt das Glück finden lassen. Suchen wir nun mit Ernst dieselben zu benutzen, damit wir in der Zeit und in der Ewigkeit glücklich werden und jenen Frieden finden, den die Welt nicht geben und nicht nehmen kann (Phil 4,7).“

    Nun sind wir dran. Gehen wir es an …
    STH

    Samstag, 7. November 2015

    Mittel und Wege zum Glück II

    Den Willen Gottes tun – das ist für Katharina Kasper der Weg zum Glück. Für uns, die wir uns oft schwer tun mit dem Willen Gottes, ist das sicher nicht so einfach nachzuvollziehen.

    Katharina sagt einmal: „Den Willen Gottes tun, ist nicht schwer. Schwer ist, wenn man ihn nicht weiß.“

    Haben Sie sich schon mal Gedanken darüber gemacht, wie man den Willen Gottes erkennen kann?

    Da gibt es schon einige Hilfen. 

    Ganz einfach ist es, wenn ich mir bei einer Sache ganz sicher bin: so oder so muss oder soll ich handeln. Dann ist es sicher Gottes Willen, dass ich es tue.

    Aber so einfach ist es eben nicht immer. Eine Hilfe kann dann sein, dass ich einen mir vertrauten Menschen einbeziehe und ihn um Rat frage. Auch Katharina hat das getan. Für sie ist der Bischof so ein Mensch, der – selbst auf der Suche nach Gott – auch nur ihr Bestes im Blick hat.

    Eine weitere Hilfe ist das Wort Gottes. Im 19. Jahrhundert ist es nicht üblich, dass die Gläubigen – auch die Ordensleute - Zugang zur Heiligen Schrift haben. Deshalb betont Katharina die Bedeutung der Ordensregel. „In diesem Leben müssen wir stets erfüllen den heiligen Willen Gottes. Wir Ordensleute sollen nach der hl. Ordensregel leben und wirken …“ (Brief 200) Heute ist das die Bibel, die – lesen wir sie mit offenem Herzen – deutlich zu verstehen gibt, wie wir handeln sollen – und das gilt auch für ganz persönliche Situationen.


    Die wichtigste Hilfe aber ist es, „einen innigeren Umgang mit Gott zu erlangen“ (Brief 200). Und wie geht das? Das geht – so Katharina -, „indem wir in allem das wollen, was Gott will, und das nicht wollen, was Gott nicht will. Gehen wir oft unsere hl. Regeln [heute sprechen wir von der Bibel] durch und lesen sie nicht allein, sondern üben sie [tun das, was wir lesen] aus Liebe zu Gott. Sind wir eifrig in den Gebetsübungen …“ (Brief 200)

    Suchen wir das Gespräch mit Gott, bleiben wir im Gespräch mit Gott, suchen wir seine Gegenwart und genießen wir es, in seiner Gegenwart zu ruhen, - dann sind wir auf dem besten und sicheren Weg, einen innigeren Umgang mit ihm zu erlangen. Glauben Sie mir: Es gibt nichts Schöneres als das.

    STH

    Samstag, 31. Oktober 2015

    Mittel und Wege zum Glück I

    „Wir wollen wahrhaft das Glück suchen und die Mittel anwenden und gebrauchen, welche uns glücklich machen können, und wodurch der liebe Gott uns glücklich machen kann und machen will.“ (Brief 200)

    So schreibt Katharina Kasper in dem Jahr 1891 an ihre Schwestern.

    Glücklich sein wollen wir alle, nicht wahr? Aber dass eine Ordensschwester, dass eine Heilige dazu auffordert, das Glück zu suchen, erscheint auf den ersten Blick befremdlich, oder? Vielleicht liegt das aber daran, dass wir unter Glück sicher etwas ganz anderes verstehen als Katharina.

    „Suchen wir das wahre Glück in der Zeit, so werden wir gelangen zur Seligkeit in der Ewigkeit bei Gott.“ Sie spricht vom wahren Glück und unterscheidet damit vom gewöhnlichen, oberflächlichen, vergänglichen Glück, dem wir so oft im Alltag begegnen und das so schnell verfliegt. Und Katharina weiß, wie man das wahre Glück erlangen kann: „In diesem Leben müssen wir stets erfüllen den heiligen Willen Gottes.“ Gott will ja nur das Gute, das Glück für uns. Was liegt da näher als dass wir uns bemühen, seinen Willen zu erfüllen?

    Letztlich geht es darum, „einen innigeren Umgang mit Gott zu erlangen“. Dass das gelingt, hat auch mit dem Willen Gottes zu tun. Katharina empfiehlt ganz deutlich, „einen innigeren Umgang mit Gott zu erlangen, indem wir in allem das wollen, was Gott will, und das nicht wollen, was Gott nicht will.“

    Ja, ich kann mir schon vorstellen, dass wir ganz schön glücklich sind, wenn uns das gelingt.

    STH
    (Ferdinand Ohms/pixelio.de)

    Samstag, 24. Oktober 2015

    Geht es Ihnen gut?

    Wenn man in Katharina Kaspers Briefen liest, dann findet man immer wieder „steile“ Gedanken. Was das ist? Nun, für mich sind das Gedanken, die nicht gängig sind, nicht normal; es sind Gedanken, die aufmerken lassen, die zum Nachdenken anregen. Und nicht selten zwingen sie dazu, das eigene Verhalten, die eigene Haltung zu überdenken.

    Genau so ein Gedanke ist auch diese Aussage:

    „Wie ich gehört, geht es Ihnen noch allen gut. Wie könnte es denn auch anders sein; denn denen, die Gott lieben, gereichen alle Dinge zum besten (Röm 8,28). Da wir ja alle nichts anderes wollen, als Gottes hl. Willen erfüllen, so sind wir allezeit glücklich und zufrieden in allen Lagen und Verhältnissen unseres Lebens.“ (Brief 21)


    Da ist wieder die Einstellung, dass alles, was geschieht, von Gott zugelassen ist und damit letztlich sein Wille ist. Und wenn diese Situation, diese Begebenheit sein Wille für mich ist, dann kann ich doch nur glücklich und zufrieden sein, dass ich sie erleben darf. Und wenn ich glücklich und zufrieden bin, dann geht es mir doch gut. Eigentlich alles ganz folgerichtig, oder?

    Zumindest ist das für die heilige Katharina so. Wir sind sicher alle noch weit von einer solchen Haltung entfernt. Obwohl – manches wäre dann sicher wesentlich einfacher …

    Wir können ja auch ein wenig bescheidener anfangen: Lieben wir Gott, dann gereichen uns alle Dinge zum besten – das verspricht uns ja schon der Römerbrief des Paulus. Also versuchen wir doch, Gott zu lieben. Und wenn uns alles zum besten gereicht, dann geht es uns gut.

    Geht es Ihnen gut?
    STH

    Samstag, 17. Oktober 2015

    Die große Gnade der Exerzitien

    „Viel lieber wäre ich zu Ihnen gekommen, um mündlich mit Ihnen zu sprechen als schriftlich. Da es mir aber nicht möglich war, so will ich wenigstens schriftlich einige Zeilen an Sie senden. … Sie wissen es ja schon, wie gern ich sehe und wünsche, dass alle [lieben Schwestern] mit mir dem lieben Gott eifrig dienen wollen und ihn von ganzem Herzen lieben wollen. Ja, erst dann werden wir wahrhaft glücklich werden können. Sie haben ja jetzt wieder die große Gnade, belehrt zu werden in den heiligen Exerzitien, was eine jede zu tun hat, um es werden zu können. Beten Sie nun recht fromm und bitten Gott eine jede für sich, die ganze Gemeinschaft, alle Häuser … sowie für alle Menschen, Kranke und Kinder sowie für die armen Seelen im Fegfeuer, besonders für unsere heilige Kirche und Priester. Wenn wir recht fromm beten und arbeiten in unserem heiligen Berufe, so segnet der liebe Gott Eure Gebete und Exerzitien mit vielen und großen Gnaden. Ich und alle lieben Schwestern unterstützen Sie durch unsere schwachen Gebete. Der liebe Gott wolle Seinen reichsten Segen dazu geben.“ (Brief 20)

    So schreibt Katharina Kasper Schwestern, die sich in Exerzitien befinden.
    Und wenn Sie diese Zeilen lesen, dann befinde ich mich auch in dieser Gnade.
    Wurde Ihnen auch schon mal das Geschenk von Exerzitien gemacht? Es lohnt sich …

    STH

    Samstag, 10. Oktober 2015

    So Gott will …

    “Der Mensch macht seine Pläne, und oft muss er erleben, das Gott sie umwirft…“ (Mahatma Gandhi)

    Das ist sicher eine Erfahrung, die wir alle schon gemacht haben – oder so ähnlich; denn wahrscheinlich bringen wir nicht so schnell den lieben Gott damit in Verbindung, wenn etwas schief gelaufen ist.

    Ich glaube, bei Katharina Kasper ist das anders. Natürlich macht auch sie Pläne. Leben gelingt ja auch gar nicht ohne. Aber – und das unterscheidet sie von uns – sie rechnet mit Gott und seinem Eingreifen und fügt deshalb ihren Plänen immer hinzu: „So Gott will.“

    „Gewiss haben Sie durch Schwester Felizitas erfahren, dass es mir noch gut geht und, so Gott will, ich recht bald zu Ihnen zurückkehren werde.“
    „Montag morgen, so Gott will, reise  ich nach dem lieben Trier, wo so viele Gebeine so vieler heiliger Märtyrer ruhen, durch deren Fürbitte wir gewiss große Gnaden von dem lieben Gott empfangen.“
    „Von da geht es weiter über Neunkirchen den Rhein herunter und komme ganz bald, so Gott will, im lieben Mutterhause an.“

    Alle diese Zitate stammen aus dem Brief 19. Also allein in einem Brief spricht sie dreimal in dieser Weise. Und es kommt oft und oft vor.
    „So Gott will“ – hier wird dreierlei deutlich:
    • dass sie mit Gottes Eingreifen rechnet,
    • dass sie großes Vertrauen in Gott hat,
    • dass es ihr ganz wichtig ist, dass Gottes Wille geschehe, nicht der ihre.
    „So Gott will“ – eine solche Gewissheit kann eine große Hilfe sein. Vor allem nimmt es den Leistungsdruck von uns fort …

    Übrigens, das Wort von Gandhi geht weiter: 


    „… Wo aber die Suche nach Wahrheit das letzte Ziel ist, da spielt es keine Rolle, ob die Pläne des Menschen durchkreuzt werden: Das Ergebnis ist nie nachteilig, oft sogar besser, als es entworfen war.“

    STH


    Samstag, 3. Oktober 2015

    Und ich sah einen Adler …

    Adlerflügel
    Schwingenbreit
    Raum der Freiheit
    Himmelweit

    Adlerauge
    Hellgesichtig
    Schau der Sonne
    Blickgerichtet

    Adlerherz
    Sehnsuchtsschwer
    Ort des Feuers
    Ascheleer

    Adlerstimme
    Raumerfüllend
    Ruf des Einen
    Liebumhüllend
    sms

    Katharina – adlergleich? Nach allem, was Sie heute über Katharina Kasper wissen, wie Sie sie kennengelernt haben – Sie können selbst entscheiden, ob das stimmt:
    Katharina adlergleich. Ich finde sie wieder in diesem Gedicht.

    STH

    Samstag, 26. September 2015

    Geht es Ihnen gut?

    „Wie ich gehört habe, so geht es ja noch allen … gut, eben so, wie wir es in diesem Leben für gut ansehen und halten dürfen.“ (Brief 19)

    Ist das nicht wieder einer jener Aussagen Katharina Kaspers, die uns aufhorchen lassen und mächtig zum Nachdenken anregen?

    Eigentlich ist das ja etwas Positives, wenn es einem gut geht, nicht wahr? Und doch – Katharina relativiert das schon wieder. Was wir für gut halten, für gut ansehen, - das ist sicher stimmig für hier und jetzt. Aber eben nur für hier und jetzt. Katharina spricht von „diesem Leben“. Aber ist das auch die Perspektive Gottes?

    Und dann fragt Katharina ganz deutlich: „…wann geht es einer Seele, welche strebt, den lieben Gott mit aufrichtigem Herzen zu lieben, gut, ach wann?“ (Brief 19) Die Antwort bleibt sie nicht schuldig. Und bei dieser Antwort hat sie ganz klar Gott im Blick und seine Sicht der Dinge – wie eigentlich immer und zu jeder Zeit ihres Lebens:

    „Erst dann, meine lieben Kinder, wenn wir nichts mehr suchen, wünschen und wollen als den lieben Gott lieben und ihm allein, allein dienen. Aber nach dem heiligen Willen Gottes wollen, müssen wir dem Herrn dienen und lieben und uns nicht selbst darin suchen. Es ist für gottliebende Seelen einerlei, mit was und wie sie beschäftigt sind, mit was man zu leiden und zu tragen hat. Nur eins ist notwendig, nur eins kann die Seele glücklich in Gott machen, dass sie alles für Gott, mit Gott und durch den lieben Gott tut.“ (Brief 19)

    Darf ich Ihnen eine Frage stellen?

    Geht es Ihnen gut?

    STH
    (twinlili/pixelio)

    Samstag, 19. September 2015

    … wohin Gott ruft

    Ist es nicht erschreckend, wie viele Kriege zur Zeit toben? Denkt man an Syrien, an die Ukraine – es sind blutige, grausame Kriege. Eine der Folgen bekommen wir hautnah mit: die vielen Flüchtlinge, die nur einfach Frieden suchen.

    Auch Katharina Kasper erfährt, was Krieg ist und bedeutet. 1870 bricht der Krieg aus zwischen Preußen und Frankreich. Die Kriegsmethoden sind andere als heute. Aber der Krieg ist nicht weniger grausam und – blutig. In der Chronik vom Spiritual Wittayer können wir lesen: „Ausbruch des Krieges zwischen Preußen und Frankreich. Infolge dessen Verwendung der Schwestern zur Pflege der verwundeten Krieger in Lazaretten und auf dem Kriegsschauplätze im Inland, zusammen 242 Schwestern von August 70 bis Mai 71.“

    Mehrere Saalbetriebe, hier Naves, in Lingen dienten als Reservelazarette im 1. Weltkrieg

    Katharina schreibt an Wittayer: „Also heute Mittag 1 Uhr auf Sonntag, den 7. August, reisen die Schwestern ins Feldlazarett ab. Der liebe Gott wolle sie beständig mit seiner Gnade begleiten. Nun noch was für Wiesbaden. Herr Bürgermeister von Wiesbaden ersuchte die Herren, ob die Schwestern von hier oder dem Mutterhause mit zehn Schwestern ein Lazarett in Wiesbaden übernehmen wollen. Da es nun von den Herren des Malteser Ordens und hier von der Stadt sehr gewünscht wird, so habe ich die Zusage gegeben. Die Schwestern übernehmen die Pflege der Verwundeten mit Küche. Dagegen sorgt die Stadt für alle Bedürfnisse an Lebensmitteln und was sonst notwendig ist.“ (Brief 18)

    Wach sein im Blick darauf, wohin Gott ruft. An dem Platz wirken, den Gott zugewiesen hat. Das macht Katharinas Leben aus.

    „Möge der heilige Wille Gottes in allem geschehen und möchten wir allezeit Gottes heiligen Willen erfüllen.“ (Brief 54) Nur darum geht es Katharina. Und dafür lebt sie.

    STH

    Samstag, 12. September 2015

    Adler oder Muschel?

    Eine Geschichte der Indianer erzählt:
    „Nachdem der große Geist die Erde erschaffen hatte, begann er damit, die Lebewesen zu entwickeln.
    Als erstes erschuf er die Muschel.
    Die Muschel hatte ein recht langweiliges Leben. Den ganzen Tag filterte sie Wasser. Den ganzen Tag hieß es für sie also "Klappe auf; Klappe zu; Klappe auf; Klappe zu; Klappe auf..."
    Dann erschuf der große Geist den Adler.
    Er gab dem Adler die Freiheit, mit seinen weiten Schwingen über Berge, Meere und Täler zu fliegen. Aber der große Geist übertrug dem Adler auch die Verantwortung für seine Jungen und seine Umwelt.
    Dann erschuf der große Geist den Menschen. Zuerst brachte er ihn zu der Muschel "Klappe auf; Klappe zu; Klappe auf; Klappe zu" und dann zum Adler, der frei über den Klippen schwebte und für seine Jungen das Futter erjagen musste.
    Und der Mensch sollte sich entscheiden, welches Leben er führen will. Und das immer wieder, jeden Tag aufs Neue.
    Tatsächlich stehen wir auch heute noch vor der gleichen großen Entscheidung: Wollen wir das Leben der Muschel oder wählen wir das Leben des Adlers?“
    Jeden Tag neu stehen wir vor der Entscheidung: Muschel oder Adler?
    Jeden Tag neu steht auch Katharina Kasper vor dieser Entscheidung … Da stutze ich, wenn ich das schreibe. Ist es nicht eher so, dass Sie einmal ihre Entscheidung getroffen hat und diese Entscheidung jeden Tag neu gelebt hat?
    Katharina entscheidet sich für das Leben des Adlers – im Wissen darum, dass der große Adler ihr Leben in Händen hält und seine Flügel unter ihr ausbreitet, wenn sie an Höhe verlieren sollte.
    „Es geht mir noch gut, wenn ich mit meinem Bündelchen Kreuzchen ins liebe Herz Jesu mich flüchte und bei meiner lieben Mutter bleibe. Halten wir uns ruhig und bewahren unter allen Verhältnissen den Frieden unserer Seele. Auf Regen folgt Sonnenschein.“ (Brief 17)
    Ich sehe den Adler am Wolkenhimmel kreisen, ganz ruhig und gelassen – der Sonne entgegen.
    STH 

    Samstag, 5. September 2015

    Zärtlichkeit für die Welt

    Gott schuf
    Lenkt liebt
    Die Welt

    So sehr
    hat Gott geliebt
    Dass ER Seinen Sohn
    Mensch werden ließ

    Geheiligt
    Ist die Welt
    Denn Gott stieg
    In sie ein
    Geheimnisvoll
    Zart zärtlich

    Zärtlich berührt
    Katharina
    Die Schöpfung Mensch

    Sorgsam sorgt
    Sie sich um
    Die gebrochene Natur
    Das geknickte Rohr
    Den glimmenden Docht

    Heilende Hände
    Zärtlicher Blick
    Zugewandtes Herz
    Das bist Du
    Katharina
    (sms)


    (zu Brief 75 u. 71)

    Samstag, 29. August 2015

    Wie auf Adlerflügeln getragen


    Hoch in den Bergen kann man die Adler manchmal beobachten. Ihre riesigen Flügel können zwei Meter breit werden. Kaum ein Mensch hat ihr Nest je aus der Nähe gesehen. Das Nest liegt versteckt in den Felswänden.
    Meist legen die Adler zwei Eier. Und wenn diese ausgebrütet sind, haben der Vatervogel und der Muttervogel viel zu tun. Sie fliegen hin und her auf der Suche nach Nahrung für die kleinen Adler.
    Aber dann, so erzählt man, geschieht etwas Besonderes.
    Die großen Vögel bleiben weg. Sie lassen ihre Jungen allein. Nicht nur für ein paar Stunden, sondern ganze Tage lang. Die Jungen piepen und werden immer ängstlicher. Sie haben Hunger. Werden sie sterben?
    Wenn sie beinahe ganz erschöpft sind, dann hören die den Flügelschlag des Vaters.
    Er fliegt hoch über dem Nest. Sie sind nicht verloren. Und nun ist auch die Mutter wieder da. Die Jungen strecken ihren mageren Hals und sperren den Schnabel auf.
    Doch die Mutter tut etwas Unerwartetes. Sie fliegt auf das Nest zu. Und schon ist es geschehen. Sie hat den einen kleinen Adler aus dem Nest gestoßen.
    Ängstlich flattert er mit seinen schwachen Flügeln. Aber er hat noch keine Kraft.
    Eine Zeitlang hält er sich in der Luft, dann lassen ihn seine Flügel im Stich.
    Er beginnt zu stürzen.
    Auf diesen Augenblick hat der Vater gewartet. Rasch fliegt er herbei, streift den kleinen Adler von unten und fängt ihn mit seinen Flügeln auf. Er bringt ihn zum Nest zurück.
    Gleich darauf fliegt die Mutter wieder auf das Nest zu und scheucht den anderen Adler über den Rand. Auch er taumelt ein wenig in der Luft, flattert mit seinen Flügeln und muss dann aufgeben. 
    Auch dieses Junge lässt der Vater auf seinen Flügeln notlanden und trägt es ins sichere Nest zurück.
    So geht das nun jeden Tag ein paar Mal, bis die Jungadler stärkere Flügel haben und selbst fliegen können.
    (nach Willi Hoffsümmer)


    Ich denke, was für natürliche Eltern gilt, das gilt ebenso für geistliche Elternschaft – für geistliche Mutterschaft.
    Katharina Kasper ist geistliche Mutter vieler Töchter – bis heute. In besonderer Weise gilt das  für die jungen Schwestern der Kongregation, von denen die meisten in Missionsländern leben und wirken. Sie gibt ihnen Nestwärme durch ihr eigenes Vorbild und durch ihre geistliche Weisung Nahrung – bis heute. Wenn der Zeitpunkt gekommen ist, das Fliegen zu lernen, schubst Katharina ihre Töchter aus dem Nest – damals wie heute. Früher hat sie es selbst gemacht: aus der Geborgenheit des Noviziates werden die jungen Frauen in nicht selten sehr anspruchsvolle Aufgaben „geschubst“. Heute übernehmen dies die Frauen, die im Geiste Katharinas Leitungsaufgaben wahrnehmen.

    Manchmal tut das Schubsen weh. Aber nur, wenn der junge Adler aus dem Nest fällt, kann er das Fliegen lernen.

    Und der geistliche Vater, der den jungen Adler auffängt?
    Klar, alle Vergleiche hinken irgendwo. Aber ich wage zu behaupten: Es ist Gott selbst, der den jungen Adler auffängt, ihn auf seinen Flügeln notlanden lässt und in die Sicherheit zurückträgt.

    Wie auf Adlerflügeln getragen – Katharina macht diese Erfahrung; und diese Erfahrung gibt sie an ihre Töchter weiter, die diese Erfahrung machen, wenn sie bestrebt sind, Nachfolgerinnen Katharinas zu sein und immer mehr zu werden.
    STH