Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 14. September 2019

Wie gehen wir mit verlorenen Schafen um?


An diesem Sonntag hören wir vom verlorenen Schaf und der verlorenen Drachme. Jedes Mal, wenn ich diese Gleichnisse höre, frage ich mich: Würden wir wirklich alles stehen und liegen lassen und dieses eine verlorengegangene Schaf suchen? Würden wir wirklich einen Hausputz machen, wenn wir einen 10 €-Schein verloren hätten?  

Wie sich Katharina Kasper bei einem Geldstück verhalten hätte, weiß ich nicht. Bei der verlorenen Tochter verhielt sie sich wie der barmherzige Vater aus dem Gleichnis. 

Die Rede ist von Schwester Beata Breidenbach. Sie war die Sekretärin der Generaloberin. Die Sekretärin einer Generaloberin ist eine Vertrauensperson. Sie weiß vieles, was andere nicht wissen. Und so hörte sie auch manches, was sie nicht verstand oder falsch auslegte. Da ging es konkret um die Sache, dass Katharina während des Kulturkampfes zum Schein klostereigene Ländereien verkaufte, um sie vor dem Staat zu retten. Der Superior Wittayer interpretierte das so, dass Katharina ihre Verwandten begünstigte. Schwester Beata glaubte Wittayer. Das wiederum brachte sie in solch große innere Schwierigkeiten, dass sie schließlich keinen Ausweg mehr sieht und das Kloster verlässt – eigentlich, um ganz weg zu bleiben. 

Als Schw. Beata dann nach einiger Zeit doch wieder zurückkehrt, nimmt Katharina sie wieder an und belässt sie auch in ihrem Amt, offenkundig, um sie nicht bloßzustellen. Katharina spricht nicht mehr über Schwester Beatas Fehltritt. Schwester Beata selbst lässt sich auch nichts mehr zuschulden kommen. Fortan verehrt sie die Generaloberin sehr. Das geht aus der von ihr geführten Chronik eindeutig hervor. Vielleicht ist ihr bewusst geworden, wie großmütig sich Katharina in der Angelegenheit verhalten hat.  

Katharina hat schon ein großes Herz. Sie weiß: Nicht allein schwache Seelen wanken, sondern auch starke können noch straucheln, wenn sie nicht beständig auf ihrer Hut sind und um Festigkeit und Beharrlichkeit beten. Wir müssen aus allem Nutzen schöpfen.“ (Brief 19)
STH

 

Montag, 9. September 2019

Problem oder Herausforderung?


Uns wurde von einem Menschen erzählt, für den es keine Probleme gibt, sondern nur Herausforderungen.
Macht das einen Unterschied? 

Ich denke schon. Das Wort „Problem“ hat einen negativen Touch. Irgendwie denkt man sofort an Schwierigkeiten, die nur schwer zu meistern sind, die alle Möglichkeiten und Kräfte beanspruchen. Erfolgsaussichten sind nicht vorhersehbar. Es kann auch schief gehen. 

Anders bei Herausforderungen. Das Wort ist positiv besetzt. Es weckt Fantasie und ungeahnte Möglichkeiten. Herausforderungen meinen mich persönlich und fordern meinen ganzen Einsatz. Irgendwie suggerieren sie den positiven Ausgang. 

Es ist hochinteressant: Bei Katharina Kasper findet man den Begriff „Problem“ nicht. Das Wort benutzt sie in ihren Briefen kein einziges Mal. Ob sie auch eher von Herausforderungen sprach? 

Ich kann mir das gut vorstellen. Mir fällt da ihre Aussage ein: „Nichts kommt von ungefähr, alles kommt vom Höchsten her.“ (Brief 105) Also auch alle Herausforderungen. Und wenn das so ist, dann traut er mir zu, dass ich damit umgehen kann. Wenn das so ist, dann gibt er mir all das, was ich brauche, um die Herausforderung zu bewältigen. Davon ist Katharina überzeugt. Und sie weiß: „Tun wir, was wir können; mehr verlangt Gott … nicht von uns.“ (Brief 203) Und wenn wir dann noch alles „für Gott, mit Gott und durch den lieben Gott“ (Brief 19) tun, dann ist alles gut, und die Herausforderung wird zu einem Abenteuer, an dem wir sogar Freude haben können.
STH