Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 17. Juni 2017

Katharina, eine Unternehmerin in ihrer Zeit


Katharina Kaspers Projekt war schon zu ihren Lebzeiten ein expandierendes mittelständisches Unternehmen.  

Das galt nicht nur für die beständig wachsende Kernbelegschaft, sondern auch für die zunehmende Zahl der Institutionen, die betrieben wurden: Krankenhäuser, Schulen, Kinderheime und Ambulanzdienste. Dies wiederum bedeutete eine steigende Zahl der Mitarbeitenden und der Menschen, für die Katharina Verantwortung trug. Die finanzielle Seite eines solchen Unternehmens war damals nicht einfacher als heute. 

Katharina Kasper war 47 Jahre lang unangefochtene Leiterin dieses Betriebes. Das ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass dies eine demokratische Entscheidung der Belegschaft war. 

Bei einer solch beeindruckenden Bilanz tut sich die Frage nach ihrem Führungsstil auf, der ja sicher zu ihrem großen Erfolg beitrug.

Ich möchte ein paar Punkte benennen, ohne Beispiele anzuführen. Das würde unseren Rahmen hier sprengen. 

  1. Katharina entscheidet situationsgerecht und macht ihre Amtsausübung transparent Heute spricht man so viel von Transparenz. Im 19. Jh. war das nicht üblich. Für KK war es selbstverständlich, ihre Entscheidungen offen zu legen; denn Machtstreben und Eigenmächtigkeit waren ihr fremd.
  2. Sie entscheidet unparteiisch Katharina entscheidet stets ohne Ansehen der Person. Bevorzugungen irgendeiner Art gibt es bei ihr nicht. Das gilt auch für höher stehende Persönlichkeiten, z.B. die Stifter/innen einer Niederlassung.
  3. Sie kann delegieren und Hilfe annehmen Dies  ist schon deshalb von ungeheurer Wichtigkeit, weil Katharina oft große Visitationsreisen machte, die sie lange von zu Hause fortführte.
  4. Sie ermöglicht ihren Mitarbeiterinnen (= Schwestern) eigenständiges Handeln.
  5. Sie ist bereit, in wichtigen Angelegenheiten die letzte Verantwortung zu tragen. Das gilt vor allem dann, wenn andere die Ausführenden sind oder waren. Sie hat dann durchaus den Mut, Entscheidungen der Assistentinnen oder Oberinnen abzuändern, wenn nötig. Sie setzt sich auch durchaus mit ihrer Ansicht durch und verantwortet diese Bischof und Superior gegenüber.
  6. Katharina sieht den Menschen, sie lebt mit den Menschen, auch mit den Menschen, die keinen Einfluss haben und „nur“ gewissenhaft und einfach ihre Arbeit tun. Katharinas Kommunikationsmittel in einer Zeit, in der es noch kein Telefon und keine Emails gab, war der Brief. In drei Briefen schreibt sie von der „Milch-Katharina“. Dies war eine Frau, die viele Jahre auf der Ökonomie für Milch und Butter zuständig war. Im ersten Brief erwähnt sie, dass sie verstorben ist (Brief 178); im zweiten Brief teilt sie mit, dass Milch-Katharina beerdigt wurde (Brief 180); der dritte Brief enthält sogar einen Nachruf auf Milch-Katharina (Brief 181).

 

In wenigen Punkten habe ich den Führungsstil Katharina Kaspers beleuchtet. Ganz sicher hat er dazu beigetragen, dass ihr Unternehmen über Jahrzehnte hinweg erfolgreich war und beständig wuchs. 
 
Noch entscheidender aber war sicher ihr Ziel, ihre Grundeinstellung: „Alles zur größeren Ehre Gottes und zum Heil des Nächsten.“ (Brief 105)
Das ist ihr Geheimnis.
STH