Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 21. September 2013

„Die Armut muss das Fundament bleiben …“

Ordensleute und die Armut – das gehört zusammen, ja. Das wird ja auch deutlich darin, dass sie das Gelübde der Armut ablegen. Seit ich in der Gemeinschaft bin, habe ich Probleme damit. Nicht, dass ich die Armut nicht leben könnte. Aber immer schon ist es für mich eine große Frage, was Armut eigentlich bedeutet – heute, in unserer Zeit, in unserer Gesellschaft.
Katharina Kasper sagt einmal: „Die Armut muss das Fundament bleiben …“ (Brief 150) In den Anfängen der Gemeinschaft sind die Schwestern sehr arm. Das ist schon logisch aufgrund der Tatsache, dass damals eigentlich jeder arm ist. Katharina erwähnt nicht selten in ihren Briefen:  Hier im Lande haben wir lange keinen Regen gehabt. Infolgedessen ist sehr große Armut und Not für die Menschen und das Vieh.“ (Brief 243 u.a.) Und von den heute alten Schwestern wird häufig erzählt, dass sie bei den ersten Versetzungen nur ein Köfferchen dabei hatten.
Heute sind die Zeiten nicht mehr arm. Im Grunde haben wir alles, was wir brauchen. Wenn ich heute an eine andere Schule versetzt würde, wäre es ein Akt gegen die Armut, wenn ich alle meine Materialien zurückließe und mir neue anschaffte. Und vieles, was vor zwanzig Jahren noch Luxus war – ich denke an Computer -, sind heute notwendiges Arbeitsmaterial. Auch ohne Auto geht es heute kaum noch.
Was also ist Armut? – Mir kommen da verschiedene Gedanken.

  • Armut kann heute ganz andere Gesichter annehmen. Zum Beispiel gibt es heute die Armut an Zeit. Und in Nigeria haben die Leute auf die Frage, ob Priester oder Ordensleute eigentlich arm sind, geantwortet: „Ja, das sind sie. Sie haben kein eigenes Land und sie haben keine Kinder.“
  • „Dieses ist ja auch das, was glücklich macht, Armut und Einfachheit“, sagt Katharina (Brief 135). Einfach bleiben, - das ist, glaube ich, das Geheimnis. Haben, als hätte man nicht, wie Paulus sagt. Zufrieden sein mit dem, was man hat, und keine Ansprüche und Forderungen stellen, weil man mehr oder anderes haben will.
  • Immer und vor allem hat Armut für Katharina mit der Abhängigkeit von Gott zu tun. Nur deshalb kann Katharina von der Armut als geistliche Tugend sprechen. Und das tut sie dann im Zusammenhang mit den anderen Gelübden. Zum Beispiel sagt sie: „Der Herr möge mich beständig stärken durch seine Allmacht und leiten durch seine Weisheit und beglücken durch seine göttliche Liebe. Dieses tut der liebe Gott gewiss, wenn wir uns bemühen, die Reinheit des Herzens zu erstreben und beständig fortfahren, uns zu üben in den Ordenstugenden, besonders in der Armut, Reinheit, Gehorsam, Demut, Geduld, Sanftmut und wahrer Nächstenliebe …“ (Brief 69)
Armut – so verstanden ist die Armut eine notwendige Tugend für alle Christen. Und so verstanden macht Armut wirklich glücklich. Denn abhängig von Gott, dürfen wir alles von ihm erhoffen …
STH