Sören
Kirkegaard, der dänische Philosoph, erzählte einmal von einem Fantasieland, in
dem nur Enten lebten. Am Sonntagmorgen kamen alle Enten zur Kirche, watschelten
den Mittelgang entlang, watschelten in ihre Bänke und hockten sich hin. Dann
kam der Entenpriester herein, stellte sich auf die Kanzel, öffnete die
Entenbibel und las: „Enten! Ihr habt Flügel, und mit Flügeln könnt ihr fliegen
wie Adler. Ihr könnt euch in die Himmel erheben! Enten! Ihr habt Flügel!“ Alle
Enten riefen laut: „Amen!“, und dann watschelten sie nach Hause. Keine flog
oder versuchte wenigstens zu fliegen.
Genial finde ich diese Geschichte! Sind wir nicht
genauso wie diese Enten? Da hören wir mal eine Predigt, die uns wirklich
anspricht, die uns echt vom Hocker haut – wir sind begeistert, und wir nehmen
uns ganz viel vor. Und dann bleibt doch alles beim alten.
Auch wir haben Flügel. Auch wir können uns in die
Lüfte erheben. Auch wir sind wie Adler. Machen wir Ernst damit?
Katharina hat das getan. Sie glaubt daran, dass sie
Flügel hat und dem Adler gleich ist. „Wie geht das?“, werden Sie fragen. Sie
spürt, dass dieser Gott, von dem sie gehört hat, wichtig ist für ihr Leben. Und
sie sucht ihn.
„Wir wollen ruhig, demütig, aber mit großem
Gottvertrauen der Zukunft entgegengehen, nichts suchen noch wünschen, als den
heiligen Willen Gottes erfüllen.“
(Brief 23) Das schreibt sie den Schwestern, da ist sie gerade mal 32 Jahre alt.
Gott suchen, seinen Willen zu erfüllen suchen – was finde ich dann?
Ich finde Barmherzigkeit,
Güte, Liebe. Und die befreien mich von dem, was mich niederdrückt, von dem, was
mich einengt, von dem, was mich fesselt. Nichts ist schwer, sind wir nur
leicht. Es ist ein Leichtes, sich zu erheben, wenn ich frei bin. Es ist leicht
zu fliegen, wenn sich der Horizont vor mir weitet.
„Der liebe Gott wünscht und verlangt ja ganz
besonders, unser Glück und einzige Freude in ihm zu suchen“, schreibt Katharina ein andermal. „Wie suchen wir nun dieses große Glück, ja
die einzige Freude unserer Seele? … wenn wir die Reinheit unseres Herzens
erstreben, die Sünde hassen und verabscheuen, unsere unordentlichen Neigungen
bekämpfen, … das Gebet und die Gnadenmittel gut gebrauchen, … und dieses alles
üben und beobachten in der Absicht und Meinung: aus Liebe zu Gott; meinen Herrn
und Gott will ich dadurch lieben und beständig ihm dienen.“ (Brief 64)
Das sind ganz konkrete
Tipps, wie wir Gott suchen können. Die Freiheit eines Adlers zu erfahren, ist
das große Glück, die einzige Freude. Auch Sie haben Flügel! Katharinas Leben
zeigt, was es heißt, adlergleich zu sein.
STH