Advent! Das kennen wir zur Genüge: noch mehr Hektik, noch
mehr Erwartungen, noch mehr Druck. Auch Katharina kennt das, zumindest
ansatzweise. Sie schreibt: „Es kommt
jetzt wieder die schöne Adventszeit, aber auch zugleich die unruhige Zeit, wo
es viel, viel Schreibereien und manches andere zu tun gibt.“ (Brief 177)
Das
ist die eine Seite. Aber für Katharina nicht die einzige. Einige Zeit zuvor äußert
sie sich ganz anders zu dieser Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Da schreibt sie:
„Wir haben schon
fleißig gebetet vom ersten Tage des Adventes zum lieben Jesuskinde um eine
reichliche Bescherung für die ganze Gemeinschaft und jedes einzelne Mitglied
derselben. Es versteht sich ganz von selbst, um die geistigen Gaben zuerst zu
bitten. … Die Austeilung der geistigen Geschenke überlassen wir dem lieben,
göttlichen Kinde selbst.“ (Brief 115)
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So schreibt Katharina Kasper 1886 zu Beginn der Adventszeit
an Schwester Centolla Strop in der Filiale an der St. Augustinus Kirche in
Chicago. In diesem Zitat wird deutlich, wie weit wir Heutigen von dieser
Bedeutung des Advent entfernt sind. Vielleicht gelingt es uns noch, in der
Adventszeit wenigstens ein wenig zur Besinnung zu kommen, der Stille mehr Raum
zu geben und das Warten auf die Menschwerdung Gottes zu gestalten. Vielleicht
erhoffen wir auch eine reiche Bescherung am Heiligen Abend. Aber …
kämen Sie auf die Idee, das göttliche Kind um die reiche
Bescherung geistiger Gaben zu bitten?
Was versteht Katharina unter den geistigen Geschenken? Eine
Ahnung gibt sie im weiteren Verlauf des Briefes.
„Je mehr wir … die
Eigenliebe mit allen ungeordneten bösen Neigungen bekämpfen, je mehr wird der
liebe Gott in uns leben und wirken.“ Dass wir überhaupt kämpfen können, - dazu
gibt Gott die Kraft. Aber dass er in uns lebt und wirkt, das ist ein geistiges
Geschenk.
Hier sind gleich schon mal zwei Geschenke: 1. dass wir
kämpfen können und 2. dass er in uns lebt und wirkt.
„Je mehr wir den
lieben Gott allein suchen … je mehr lebt und wirkt Gott in uns. Ja, erst dann
sind wir so rechte, lebendige Mitglieder der Gemeinschaft ... Man kann erst
dann so recht in Frieden mit- und füreinander leben. Wir genießen ja dann erst
ein wahres Glück, eine wahre Freude und den dauernden Frieden …“
Da ist wieder die Rede vom Freiwerden von sich selbst und
von allem, was uns unfrei macht. Ohne Gottes Gnade gelingt uns das nicht. Mit
der Gnade wird uns dann der Friede, das Glück und die Freude geschenkt –
geistige Geschenke unseres Gottes.
„Es versteht sich
ganz von selbst, um die geistigen Gaben zuerst zu bitten“, rät Katharina.
Vielleicht könnten wir dem Advent in diesem Jahr auf diese Weise eine ganz neue
Tiefe geben. Aber – überlassen wir die Austeilung der geistigen Geschenke dem
göttlichen Kinde selbst. (vgl. oben)
STH