In 162 Jahren ARME DIENSTMÄGDE JESU CHRISTI gab es schon
viele beeindruckende Schwesternpersönlichkeiten – bis heute. Eine von ihnen ist
ohne Zweifel Schwester Secunda Germesheimer. Sie ist Zeitgenossin Katharina
Kaspers, und viele Briefe Katharinas sind an diese Schwester gerichtet.
Schwester Secunda war 20jährig 1861 in die Gemeinschaft
eingetreten. Schon ein Jahr nach der Ersten Profess wurde sie in ein wichtiges
Amt berufen; und von da ab hatte sie stets wichtige Ämter: als Oberin, als
Noviziatsleiterin, zweimal als Provinzoberin in den USA. In England war sie
auch. Im Oktober 1877 hatte sie die Leitung der ersten Niederlassung der Gemeinschaft
in England übernommen, in London-Eastend.
Die Lebens-Situation im London-Eastend war wirklich
schwierig für die Schwestern. Das Haus lag in einem der ärmsten und
schmutzigsten Viertel der Stadt, das fast nur von Juden bewohnt wurde und
umgeben war von Fabriken, die die Luft verpesteten. Die Chronik des
Mutterhauses weiß da viel zu berichten.
Die Situation dort ist so schlimm für die Schwestern, dass
Katharina Kasper in ihrem Brief an Schwester Secunda wirklich in Frage stellt,
ob diese Niederlassung der Wille Gottes ist. Sie schreibt: „Mir kommt oft der Gedanke, England sei vielleicht nicht der Ort, wo
uns der liebe Gott haben wolle, weil ja unsere Genossenschaft schon so sehr
verbreitet ist.“ (Brief 66) Katharina ist trotzdem fest davon überzeugt,
dass Gott da ist, dass er sie und die Schwestern auch in dieser Situation
begleitet. Wenn er es zulässt, dass die Schwestern so viele Opfer bringen
müssen, dann weiß er, warum er das tut. „Wir
müssen anbeten die Vorsehung. Gott weiß am besten, wo es fehlt und wie es am
besten ist. Sein heiliger Wille geschehe allezeit, in allem und überall. Ihr
armen Kinder dauert mich, dass Ihr gar nicht zum Ziele kommt, und doch ist es
so der heilige Wille Gottes.“ (Brief 66)
Ich glaube, eine solche Haltung ist nur möglich aufgrund
ihrer grenzenlose Liebe zu Gott, aufgrund ihres felsenfesten Vertrauens in
Gott. Aber weil Katharina durch nichts zu erschüttern ist, kann sie Vorbild und
Hilfe und Orientierung und selbst Felsen sein für die Schwestern in London. „Jeder Tag bringt Gelegenheit, sich zu
heiligen“ (Brief 66) – das ist keine Floskel. Das ist Auftrag und Aufgabe.
STH