„Mit Novizen und Schwestern sind wir 20, mit Kindern und
alle zusammen 38. Werden Sie aber nicht unruhig, dass wir nicht zum Leben hätten,
denn ich bin ja nicht schuld und Sie auch nicht. Wenn er sie hierher führt, so
wollen wir das Vertrauen haben, dass er es auch an dem Notwendigen nicht fehlen
lässt, oder wenn es auch mal fehlen sollte, es wir ruhig ertragen können.“ So schreibt Maria Katharina Kasper 1853 an – da werden Sie staunen -
Bischof Peter Josef Blum.
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Bischof Peter Josef Blum |
Ist dies nicht eine
herrliche, eine wunderschöne Textstelle? Welch eine Sicherheit und
Gelassenheit, welch ein Gottvertrauen, welche Liebe spricht aus diesen Zeilen!
Für Katharina Kasper besteht kein Zweifel daran, dass Gott die gegenwärtige
Situation so gefügt hat. In manchen Augen wird sie beängstigend sein, zumal
wenn die scheinbare Ohnmacht der Betroffenen erfahren wird. Aber Katharina
bleibt ganz ruhig. Wenn - nein, da Gott diese Situation so gefügt hat, wird er
auch dafür sorgen, dass sie bestanden werden kann.
Katharina lebt mit
ihrem Gott. Er ist ihr Gefährte, ihr Freund, der sie begleitet, der bei ihr
ist, mit dem sie reden kann, dem sie überall und in allem begegnet. Mit offenen
Augen und offenem Herzen geht sie durch ihren Alltag, so dass sie Gottes
Zeichen sofort erkennt und ihn auch in den Widerwärtigkeiten ihres Alltags
findet. Katharina lebt mit ihrem Gott, und weil sie das tut, ist ihr Leben
voller Überraschungen.
Katharinas Leben mit
Gott ist geprägt von einem lebendigen Austausch. Wenn Gott Freund ist, dann
kann sie mit ihm reden wie mit einem Freund. Und ihr Leben ist so geprägt von
diesem Gespräch, dass es auch immer wieder einfließt in ihre Briefe. „Ach, mein Gott, was könnte uns denn außer
Dir noch glücklich machen? Gewiss nichts soll unser Herz beglücken, als Dich
allein zu besitzen.“ Dies ist nur eines von spontanen Gebeten,
denen wir in ihren Briefen begegnen. Und weil sie weiß und es täglich neu
erfährt, wie wichtig dieses Gespräch mit ihrem Lebensgefährten ist, wird sie
nicht müde, ihre Schwestern und ihre Mitmenschen immer wieder daran zu
erinnern. „Beten wir immer, beten wir
allezeit, wie der hl. Apostel Paulus sagt, betet allezeit, möget ihr essen oder
trinken, arbeiten und euch erholen, alles soll Gebet sein.“ Das
Gebet ist nicht beschränkt auf die Stunde Gottesdienst und nicht eingeengt auf
den Kirchenraum. „Wir können alle
Schritte und Tritte, alle Regungen dem lieben Gott ... darbringen ...“ Ihren Alltag bringt Katharina vor Gott ins Gespräch, all ihr Fühlen, Denken,
Reden und Tun, wohl wissend, dass alles groß und wertvoll ist vor Gott, der sie
liebt. Damit bekommt ihr Leben eine ganz neue Bedeutung, eine wunderbare Größe
und Qualität, auch wenn vielleicht nicht alles so gelingt, wie sie es sich
vorstellt.

Katharina ist verliebt
in ihren Gott. Und wie das so bei Liebenden ist: sie will bei ihm sein, ihm
angehören, ganz mit ihm vereinigt sein. Immer wieder wird dies auch in ihren
Briefen deutlich, z.B. dem Bischof gegenüber - „O mein Jesus, lasse mich, o lasse mich doch einmal Dir ganz angehören.
Mache mich, wie Du mich haben willst, wirke, leide und liebe Du in mir und
lasse mich wirken, leiden und lieben in Dir.“ - oder den
Schwestern gegenüber - „Möge der liebe
Gott ... mir geben eine vollkommenere Liebe zu Ihm, die nichts sucht und nichts
ausschlägt, jene Liebe, die Gott allein sucht, die Ihn allein ehrt, liebt und
von Herzen dient ...“. Wenn ein Leben so von Liebe gefüllt ist,
dann ist es ein erfülltes Leben, ein spannendes Leben, ein Leben voller
Abenteuer.
Heute leiden viele
Menschen unter der Langeweile ihres Lebens, unter dem Grau ihres Alltages.
Heute suchen viele Menschen die Abwechslung, das prickelnde Ereignis, den
„Kick“, um der Eintönigkeit und Fadheit ihres Lebens zu entkommen, wenigstens
für kurze Zeit. Katharina Kaspers Geheimnis könnte auch unserem Leben neuen
Inhalt geben: „Alles für Gott, alles mit
Gott.“ Mit der Lebendigkeit unserer Gottesbeziehung steht und fällt
die Lebendigkeit unseres Alltags, unseres Lebens. Je mehr Raum wir Gott in
unserem Leben geben, umso mehr kann er darin wirken. Je mehr wir mit ihm leben
(warum sollen wir das „Zufall“ nennen, worin er uns seine Aufmerksamkeiten
schenkt?), umso lebendiger, umso bunter,
umso spannender wird unser Leben. Sicher wird es nicht frei sein von Leid und
Kreuz; aber können wir nicht auch das besser und leichter tragen, weil wir
wissen: Gott ist auch jetzt da und trägt uns durch diese Situation hindurch?
„Alles für Jesus, so zu denken ist genug.“ - und das Leben wird zu einem großen Abenteuer.
STH