Maria Himmelfahrt – das
Fest haben wir gestern gefeiert; und mit diesem Fest haben wir den Gründungstag
der Armen Dienstmägde Jesu Christi
begangen. 163 Jahre alt ist die Gemeinschaft jetzt. Eine stolze Zahl, nicht
wahr?
Wie kam Katharina Kasper
eigentlich auf die Idee, eine Klostergemeinschaft zu gründen?
Die Antwort ist furchtbar
einfach: Sie kam gar nicht auf diese Idee. Das hätten Sie nicht erwartet, oder?
Zu ihrer Zeit gab es hier in der Gegend gar keine Klöster, die ihr ein Vorbild
hätten sein können. Die waren der Säkularisation zum Opfer gefallen. Und über
die Grenzen Nassaus – in dieses Gebiet gehörte Dernbach – kam Katharina sicher
nie hinaus. Katharina sagte immer: Der eigentliche Gründer ihrer Gemeinschaft
ist Gott.
Wieso konnte sie das sagen,
fragen Sie jetzt wahrscheinlich.
Nach einer Generalbeichte im Jahre 1842 – damals war Katharina Kasper
21 Jahre alt - erkannte sie immer klarer, wozu Gott sie berufen hatte. Sie erkannte
sowohl die mangelnde Moral unter der Bevölkerung als auch Not und Armut, die
damals herrschten; in vielen Bevölkerungsgruppen wurde das als Strafe Gottes
oder als Besserungsmittel angesehen. Katharina fühlte sich von Gott gerufen,
sich der armen Menschen anzunehmen, ihre Not zu erleichtern und – so drückte
sie es selber aus - ihren Seelen nützlich zu werden. Von innen her gedrängt
besuchte sie die Kranken ihres Geburtsortes, erwies ihnen kleine Liebesdienste,
tröstete sie und half ihnen, ihre Krankheit in geistlicher Weise zu verstehen,
und die Sterbenden begleitete sie. Soweit es ihre Familienverhältnisse
zuließen, blieb Katharina bei den Kranken, pflegte sie, verrichtete ihre
häuslichen Arbeiten und wachte bei ihnen während der Nacht. Auch belehrte sie
die Leute, wo immer nur sie Gelegenheit fand, in den Wohnungen, auf den Wegen,
bei den Arbeiten, wie sie ein gottgefälliges Leben führen könnten und wie sie
ihre Seelen retten könnten. Und jeder erkannte, dass der Geist Gottes durch
sie, das armselige Werkzeug, redete und ihren Worten stets einen
außerordentlichen Eindruck verlieh.
Die ersten fünf Frauen bekommen ihr Ordenskleid und legen vor dem Bischof in Wirges ihre Gelübde ab. |
Durch Katharinas Beispiel
und ihre Worte wurden andere Frauen angesprochen und schlossen sich ihr an. Jede
blieb in ihren Familien. Aber an Sonn-
und Feiertagen kamen sie zusammen und suchten sich je neu zu ermutigen in dem
Leben und Streben nach Vollkommenheit. Außerdem heiligten sie die Sonn- und
Festtage durch Gebet und Empfang der Sakramente und gemeinsame Bibellesung. So
lebten sie mehrere Jahre. Katharina
erkannte immer mehr, dass Gott mehr von ihr wollte; und der Bischof sagte bei
einem Besuch: „Wenn Gott Gefallen an diesem Werk hat, dann kann noch ein Koster
daraus werden.“
Ja, und das war dann am
15.08.1851 soweit. Da bekamen die ersten fünf Frauen ihr Ordenskleid vom
Bischof und legten vor ihm ihre Gelübde ab. Dieses Ereignis gilt als
Gründungstag der Gemeinschaft.
Wieso konnte Katharina
sagen, dass Gott der eigentliche Gründer ihrer Gemeinschaft ist – das war die
Ausgangsfrage. Die Antwort ist eigentlich ganz einfach. Katharina reagierte
immer „nur“ auf Gottes Anrufungen. Sie tat, was er von ihr wollte, und alles
andere kam von selbst. 25 Jahre später schreibt Katharina:
„Dem lieben Gott wollen wir danken, dass er in seiner
unendlichen Liebe, Güte und Barmherzigkeit unsere Gemeinschaft hervorgerufen
durch seine heilige Kirche, uns zu derselben berufen durch seine Gnade und
Liebe und mit der Fülle seiner Gnade überhäufte im allgemeinen und eine jede
insbesondere.“ (Brief 50)
STH