Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 8. November 2014

„Alles für Jesus“ - das große Abenteuer Alltag

„Mit Novizen und Schwestern sind wir 20, mit Kindern und alle zusammen 38. Werden Sie aber nicht unruhig, dass wir nicht zum Leben hätten, denn ich bin ja nicht schuld und Sie auch nicht. Wenn er sie hierher führt, so wollen wir das Vertrauen haben, dass er es auch an dem Notwendigen nicht fehlen lässt, oder wenn es auch mal fehlen sollte, es wir ruhig ertragen können.“ So schreibt Maria Katharina Kasper 1853 an – da werden Sie staunen - Bischof Peter Josef Blum.

Bischof Peter Josef Blum
Ist dies nicht eine herrliche, eine wunderschöne Textstelle? Welch eine Sicherheit und Gelassenheit, welch ein Gottvertrauen, welche Liebe spricht aus diesen Zeilen! Für Katharina Kasper besteht kein Zweifel daran, dass Gott die gegenwärtige Situation so gefügt hat. In manchen Augen wird sie beängstigend sein, zumal wenn die scheinbare Ohnmacht der Betroffenen erfahren wird. Aber Katharina bleibt ganz ruhig. Wenn - nein, da Gott diese Situation so gefügt hat, wird er auch dafür sorgen, dass sie bestanden werden kann.

Katharina lebt mit ihrem Gott. Er ist ihr Gefährte, ihr Freund, der sie begleitet, der bei ihr ist, mit dem sie reden kann, dem sie überall und in allem begegnet. Mit offenen Augen und offenem Herzen geht sie durch ihren Alltag, so dass sie Gottes Zeichen sofort erkennt und ihn auch in den Widerwärtigkeiten ihres Alltags findet. Katharina lebt mit ihrem Gott, und weil sie das tut, ist ihr Leben voller Überraschungen.

Katharinas Leben mit Gott ist geprägt von einem lebendigen Austausch. Wenn Gott Freund ist, dann kann sie mit ihm reden wie mit einem Freund. Und ihr Leben ist so geprägt von diesem Gespräch, dass es auch immer wieder einfließt in ihre Briefe. „Ach, mein Gott, was könnte uns denn außer Dir noch glücklich machen? Gewiss nichts soll unser Herz beglücken, als Dich allein zu besitzen.“ Dies ist nur eines von spontanen Gebeten, denen wir in ihren Briefen begegnen. Und weil sie weiß und es täglich neu erfährt, wie wichtig dieses Gespräch mit ihrem Lebensgefährten ist, wird sie nicht müde, ihre Schwestern und ihre Mitmenschen immer wieder daran zu erinnern. „Beten wir immer, beten wir allezeit, wie der hl. Apostel Paulus sagt, betet allezeit, möget ihr essen oder trinken, arbeiten und euch erholen, alles soll Gebet sein.“ Das Gebet ist nicht beschränkt auf die Stunde Gottesdienst und nicht eingeengt auf den Kirchenraum. „Wir können alle Schritte und Tritte, alle Regungen dem lieben Gott ... darbringen ...“ Ihren Alltag bringt Katharina vor Gott ins Gespräch, all ihr Fühlen, Denken, Reden und Tun, wohl wissend, dass alles groß und wertvoll ist vor Gott, der sie liebt. Damit bekommt ihr Leben eine ganz neue Bedeutung, eine wunderbare Größe und Qualität, auch wenn vielleicht nicht alles so gelingt, wie sie es sich vorstellt.

Katharina ist verliebt in ihren Gott. Und wie das so bei Liebenden ist: sie will bei ihm sein, ihm angehören, ganz mit ihm vereinigt sein. Immer wieder wird dies auch in ihren Briefen deutlich, z.B. dem Bischof gegenüber - „O mein Jesus, lasse mich, o lasse mich doch einmal Dir ganz angehören. Mache mich, wie Du mich haben willst, wirke, leide und liebe Du in mir und lasse mich wirken, leiden und lieben in Dir.“ - oder den Schwestern gegenüber - „Möge der liebe Gott ... mir geben eine vollkommenere Liebe zu Ihm, die nichts sucht und nichts ausschlägt, jene Liebe, die Gott allein sucht, die Ihn allein ehrt, liebt und von Herzen dient ...“.  Wenn ein Leben so von Liebe gefüllt ist, dann ist es ein erfülltes Leben, ein spannendes Leben, ein Leben voller Abenteuer.

Heute leiden viele Menschen unter der Langeweile ihres Lebens, unter dem Grau ihres Alltages. Heute suchen viele Menschen die Abwechslung, das prickelnde Ereignis, den „Kick“, um der Eintönigkeit und Fadheit ihres Lebens zu entkommen, wenigstens für kurze Zeit. Katharina Kaspers Geheimnis könnte auch unserem Leben neuen Inhalt geben: „Alles für Gott, alles mit Gott.“ Mit der Lebendigkeit unserer Gottesbeziehung steht und fällt die Lebendigkeit unseres Alltags, unseres Lebens. Je mehr Raum wir Gott in unserem Leben geben, umso mehr kann er darin wirken. Je mehr wir mit ihm leben (warum sollen wir das „Zufall“ nennen, worin er uns seine Aufmerksamkeiten schenkt?),  umso lebendiger, umso bunter, umso spannender wird unser Leben. Sicher wird es nicht frei sein von Leid und Kreuz; aber können wir nicht auch das besser und leichter tragen, weil wir wissen: Gott ist auch jetzt da und trägt uns durch diese Situation hindurch?

„Alles für Jesus, so zu denken ist genug.“ - und das Leben wird zu einem großen Abenteuer.
STH