Heute
beginnt mit Allerheiligen der Monat November, der Monat, der geprägt ist von
dem Gedanken an den Tod. Das bringen schon viele Gedenktage so mit sich.
Außerdem neigt sich das Jahr seinem Ende zu.
Von Katharina Kasper ist uns überliefert, dass sie
sich auf den Tag freute, an dem sie in den Himmel, ihre „größte Filiale“, wie
sie manchmal sagte, „versetzt“ würde. Was zu ihrer Zeit vielleicht noch nicht
der Fall war, heute stimmt es ohne Zweifel: im Himmel gibt es mehr ADJCs als in
allen Konventen aller Provinzen und Regionen zusammen.
In den vergangenen Monaten sind viele unserer
Mitschwestern in die „größte Filiale versetzt“ worden, - die meisten „satt an
Jahren“, wie die Bibel sagt. Mir kommt Katharina Kaspers Wort in den Sinn: „Machen
wir immer einen guten Gebrauch von der kurzen Spanne Zeit, die so schnell
vergeht und hineilt in die Ewigkeit.“ (Brief 72)
Wir alle wissen, dass es ein Kreuz ist mit der Zeit.
Meistens reicht sie hinten und vorne nicht, obwohl es doch heißt: „Als Gott die
Zeit gemacht hat, hat er genug davon gemacht.“ (Irisches Sprichwort) Es gibt
kaum einen Menschen, der nicht sagt: „Ich habe keine Zeit. - Die Zeit läuft mir
davon. - Ich bin im Stress.“ Ob Katharina Kasper auch etwas von diesem Problem
ahnte, da sie von der kurzen Spanne Zeit spricht, die uns zur Verfügung steht?
In diesem Zusammenhang meint sie sicher die Lebenszeit eines Menschen, die -
sind es 70, 80, 90 Jahre - doch recht kurz ist im Blick auf die Weltzeit im Ganzen,
im Blick auf die Ewigkeit.
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Lupo/pixelio.de |
„Machen wir immer einen guten Gebrauch von der
kurzen Spanne Zeit.“ Tun wir das? Vielleicht liegt es an uns, dass wir ständig im Stress
sind. Vielleicht machen wir etwas falsch, dass wir nie Zeit haben. Katharina Kasper hatte ihre Form gefunden, um mit
diesem Problem fertigzuwerden. Natürlich ist ihre Zeit nur schwer mit der
unseren zu vergleichen. Aber Arbeitsbelastungen hatte sie auch genug, und
„Hektik“ war kein Fremdwort für sie. Katharina Kasper aber ermahnt zur Ruhe bei
der Arbeit: „Tun wir alles mit innerer
und äußerer Ruhe, dann geht es noch einmal so gut.“ (Brief 184)
Natürlich könnten wir sagen: „Die hat gut reden.“
Aber wir wissen auch, dass sie so gelebt hat, und dass dieses Vorbild andere
beeindruckte und ansteckte. Wie war ihr das möglich?
Ich denke, Katharina Kasper setzte Prioritäten. Und
vor allem stand Gott. Sie wusste sehr gut: „Ohne Gott können wir nichts tun.“
Also versuchte sie es erst gar nicht. Eine folgerichtige Konsequenz daraus:
„Wenn wir viel zu tun haben, müssen wir umso mehr beten.“ Gott soll die erste
Stelle im Leben eines Christen einnehmen. Aber setzen wir immer die Priorität
Gott?
Wenn wir uns bewusst in seine Gegenwart versetzen, dann
wird er seinen Segen zu unserem Tun geben, - davon war Katharina Kasper
überzeugt. Vor Gott sind die Arbeiten am wertvollsten, die man mit Freuden tut,
mit reinem Herzen und aus Liebe zu ihm. Wenn wir so mit und für Gott leben,
dann wird das gelingen, was nach seinem Willen jetzt gelingen soll, dann wird
es so gelingen, wie er es für diesen Augenblick will.
Die Priorität Gott setzen heißt: den Augenblick
leben. Auf die Vergangenheit haben wir keinen Einfluss mehr, auf die Zukunft
noch keinen Zugriff. Aber die Gegenwart ist die uns geschenkte Zeit. Wenn wir den
Augenblick leben in dem Bewusstsein „Gott sieht mich“ (KK), dann können wir in
Gelassenheit den Mut zur Lücke haben - zur rechten Zeit wird das geschehen, was
nach Gottes Willen geschehen soll -; dann wird die uns geschenkte Zeit eine
erfüllte Zeit.
„Machen wir immer einen guten Gebrauch von der
kurzen Spanne Zeit, die so schnell vergeht und hineilt in die Ewigkeit.“ Der Tag kommt, an dem wir
alle die Versetzung in jene „größte Filiale“ erhalten. Vielleicht werden wir
dann gefragt werden, was wir mit unserer Zeit gemacht haben, die uns Gott in
großer Fülle geschenkt hat. Wie peinlich wäre es, wenn wir dann sagen müssten:
„Wir hatten keine Zeit.“
STH