Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 25. Oktober 2014

„Das Herz Jesu soll uns … beglücken ...“

Vielleicht ist Ihnen das auch schon passiert: Da gibt es Redewendungen oder Aussagen von Maria Katharina Kasper, mit denen Sie nicht viel anfangen können. Es muss einen ja nicht alles ansprechen, also überlesen Sie diese Stellen einfach. Und dann – plötzlich – durch irgendeine Begebenheit veranlasst, beschäftigen Sie sich mehr mit dieser Aussage, - und sie bekommt eine ungeahnte Bedeutung.

Zu diesen Redewendungen und Aussagen gehörten für mich Maria Katharinas Worte vom Herzen Jesu. Fast jeden Brief  beschließt sie mit einem Hinweis auf das Herz Jesu. Und in einigen Briefen mahnt sie zur Verehrung des Herz Jesu: „Unser Leben und Wirken ... muss ein Gnadenleben, ein Tugendleben sein, welches wir beständig schöpfen sollen aus Jesus. Das Herz Jesu soll uns beleben, beseelen und beglücken. Täglich müssen wir eifrig im Gebete den lieben Gott bitten um dieses Gnadenleben Jesu ...“ (Brief 68) „Wiederholen wir jeden Tag ... mit wenigen Worten die kleine, demütige, aber kindliche und großmütige Hingabe an Gott und das göttliche Herz Jesu ...“ (Brief 97)

Die Herz-Jesu-Verehrung war damals weit verbreitet; es bedurfte nicht vieler Worte; jeder wusste mit Maria Katharina Kaspers Aussagen etwas anzufangen. Etwas anders ist das mit uns Heutigen. Wir denken sofort an kitschige Herz-Jesu-Darstellungen und süßlich-schmalzige Andachtsgebete, die uns den Zugang verwehren.

Papst Pius IX. führte 1856 das Herz-Jesu-Fest für die ganze Kirche ein. Es wird an dem dritten Freitag nach Pfingsten gefeiert, und an jedem ersten Freitag eines jeden Monats, dem sogenannten Herz-Jesu-Freitag, wird an das Festgeheimnis erinnert. Welche Bedeutung hat nun dieses Fest – auch für uns heute?

Das Herz ist zunächst einmal ein Symbol der Menschlichkeit, ein Symbol der Liebe. „Man sieht nur mit dem Herzen gut“ – Sie kennen diese Aussage Antoine de Saint-Exuperys, und auch das Wort vom „steinernen Herzen“ wissen Sie mit Inhalt zu füllen. Einem Menschen mit Herz zu begegnen, tut uns allen gut. Die Herzensbildung ist wichtiger als jede Intelligenz, gerade in der heutigen Zeit. „Der hat das Herz auf dem rechten Fleck“ – ein größeres Kompliment kann es in einer Zeit, die oft so herzlos erscheint wie die unsrige, nicht geben.

Das Herz Jesu – Gott hat in Jesus Christus ein menschliches Herz angenommen, ein Herz, das fühlen und mitleiden kann. Gott hat in Jesus Christus ein Herz für uns, das heißt, er liebt uns mit einer Liebe, „die durchaus unserer menschlichen Liebe ähnlich ist und sie zugleich unendlich übersteigt“ (Anselm Grün). Jesu Herz ist ein verwundetes, durchbohrtes Herz. Als der Verwundete ist Jesus zu der Quelle unseres Heils geworden.

Die biblische Begründung der Herz-Jesu-Verehrung findet sich u.a. im Johannes-Evangelium in dem Bericht von Jesu Kreuzigung.  Das Kreuz ist der Ernstfall der Liebe. Das durchbohrte Herz Jesu ist ein anderes Wort für die unendliche Liebe des Gottessohnes.
Die Herz-Jesu-Verehrung bringt sozusagen Herz zu Herz: Herzen aus Stein sollen zu liebenden Herzen werden – nach dem Vorbild Jesu.

Und auf diesem Hintergrund sind meiner Meinung nach Maria Katharina Kaspers Worte zu verstehen. Die Hingabe an das göttliche Herz Jesu, die Offenheit für seine Liebe, seine Gnade, bereichert und belebt das eigene Leben und damit das eigene Wirken. Die Hingabe an sein verwundetes Herz schenkt Hoffnung und Vertrauen, dass eigene Wunden heilen und dass das eigene Leben trotz dieser Ver-wundungen gelingen wird.
„Das Herz Jesu soll uns beleben, beseelen und beglücken. ... Wiederholen wir jeden Tag mit wenigen Worten die kleine, demütige, aber kindliche und großmütige Hingabe an Gott und das göttliche Herz Jesu“, erinnert und mahnt Maria Katharina.
STH