Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 3. März 2018

Die barmherzige Mutter


Heute Morgen im Gottesdienst hörten wir das Gleichnis vom barmherzigen Vater. Sie kennen das, nicht wahr? Ein Mann hatte zwei Söhne. Der Jüngere von beiden verlangt sein Erbteil, verabschiedet sich von zu Hause und lebt in der Fremde in Saus und Braus. Als er keinen Cent mehr hat und echt hungern muss, geht er in sich und will zu seinem Vater zurückkehren und ihn um Vergebung bitten. Dazu kommt er gar nicht, weil der Vater ihm entgegenläuft, ihn umarmt und ihn wieder aufnimmt. 

Wie so oft, musste ich auch jetzt wieder an Katharina Kasper denken. Wie oft hat sie sich als barmherzige Mutter gezeigt. Ganz spontan kommt da die Geschichte um die Sekretärin Sr. Beata Breidenbach in den Sinn. Sie ist noch ganz jung, als Katharina sie zu ihrer Sekretärin beruft und sie mit dem offiziellen Schriftverkehr in der Gemeinschaft betraut. Etwa zwölf Jahre später verlässt sie heimlich das Mutterhaus mit dem Entschluss, nicht zurückzukehren.  

Was war da passiert? 

Es ist die Zeit des Kulturkampfes, in der die katholische Kirche systematisch von Bismarck unterdrückt wird. Um das Hab und Gut des Klosters zu retten, verkauft Katharina vieles zum Schein an ihren Bruder; wenn der Horror vorüber wäre, würde sie alles zurückbekommen. Sr. Beata war darüber informiert, da sie ja für den Schriftwechsel und die jährliche Schlussrechnung verantwortlich war. 

Sr. Beata hatte aber auch eine gute Beziehung zu dem jetzt nicht mehr Superior und noch Hausgeistlichen Wittayer. Der war nicht mehr Superior, weil die Gemeinschaft inzwischen päpstlichen Rechtes geworden war. Damit kam er nicht zurecht und fand immer wieder Möglichkeiten, der Generaloberin Schwierigkeiten zu machen. Unter anderem behauptete er, Katharina begünstige ihre Verwandten mit Klostereigentum zum Schaden der Gemeinschaft. 

Sr. Beata geriet zunehmend unter Druck aufgrund ihrer inneren Nöte und konnte die Situation nicht mehr aushalten. Heute würden wir sagen, sie hätte Wittayer ja ordentlich Paroli bieten können. Aber dazu war sie zu jung, kannte sie Wittayer noch als Superior und hatte entsprechend Ehrfurcht vor ihm. Also haute sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion ab und wollte nicht mehr zurückkommen.  

Wenn der liebe Gott seine Hand auf einen gelegt hat, gibt es kein Entrinnen. So erging es auch Sr. Beata. Zwei Jahre später kehrt sie zurück.  

Und Katharina? Sie nimmt sie wieder an und belässt sie auch in ihrem Amt und verhindert damit, dass sie bloßgestellt wird. Sie stellt sich hinter ihre Sekretärin, verhindert auch nicht ihre Wahl zur Generalrätin, ja, bis zu ihrem Tod 1894 bleibt sie Mitglied des Generalrates und Sekretärin. 

Sr. Beata lässt sich nichts mehr zuschulden kommen. Im Gegenteil. Sie verehrt Katharina sehr. Das wird ganz deutlich in der von ihr geführten Chronik.  

Stimmt doch, oder? Wir können Katarina vergleichen mit dem barmherzigen Vater des Gleichnisses.
STH