Heute bin ich spät dran,
nicht wahr? Das hat auch einen Grund.
Zur Zeit haben wir – d.h. die
Deutsche Provinz der ADJC – ihr Provinzkapitel, das alle vier Jahre
stattfindet. „Das Provinzkapitel übt in außerordentlicher Weise die höchste
Leitungsgewalt in der Provinz aus.“ So heißt es in unseren Konstitutionen. Ich
bin auch eine delegierte Schwester. Ich bin gleichzeitig für die Korrektur der
Protokolle zuständig. Beides zusammen bedeutet Rundum-Einsatz. Heute Nachmittag
und Sonntag haben wir frei – Gott Dank.
Bei der Diskussion der Themen
gibt es immer auch mal Taborstunden. Sie wissen, was ich damit meine, nicht
wahr? Ich
bin sicher, dass Sie auch schon Taborerfahrungen gemacht haben. Wenn wir offen
sind für Gottes Wort, wenn wir in der Eucharistie oder im Abendmahl den Leib
Christi empfangen, wenn wir im Nächsten Gott begegnen - dann werden wir
verklärt und verwandelt. Das müssen keine spektakulären Ereignisse oder
Erfahrungen sein, die uns zu Boden werfen, wie dies bei den Jüngern der Fall
war. Es reicht das Glücksgefühl „Es ist gut, dass ich hier bin. Hier will ich
bleiben.“
Die Mitte im Kapitelsaal |
Eine
solche Taborstunde für uns war zum Beispiel die Erkenntnis und Erfahrung: Das
Fundament der ADJC ist stark und fest. Das bedeutet: Das Charisma unserer
Gründerin ist in unserer Gemeinschaft lebendig; es ist uns wichtig, wir wollen
es leben; es ist unser Schatz, von dem wir anderen erzählen und Zeugnis geben wollen.
Die
Jünger konnten nicht auf dem Berg bleiben. Sie mussten wieder runter. So ist das
auch in unserem Leben. Wir müssen wieder in den Alltag – spätestens nächsten
Mittwoch, wenn das Kapitel vorüber ist. Dann muss uns diese Taborerfahrung über
manche Durststrecke hinwegtragen.
Es
ist leider eine Tatsache, dass die
lichtvolle Erfahrung von Tabor – mit dem Dunkel verbunden ist. Katharina Kasper
spricht dreimal in ihren Briefen von Tabor; und dreimal heißt es: „Wir müssen ja zuerst den Weg des Kreuzes
gehen, eh wir den Weg auf Tabor finden.“ (Band 1, Briefe 23, 210,211) Nur
wenn wir das Dunkel erlebt haben, erkennen wir das Licht. Nur wenn wir das
Kreuz erfahren haben, wissen wir Tabor zu schätzen.
Ich wünsche Ihnen immer mal
wieder eine Taborstunde in Ihrem Alltag! Manchmal muss man ganz aufmerksam
dafür sein.
STH