Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 24. März 2018

Eine urmenschliche Erfahrung


Sie kennen die Geschichte, die den Palmsonntag prägt, nicht wahr? Jesus reitet unter dem Jubel der Menschen nach Jerusalem ein. Deren Begeisterung kennt kein Maß. Nur wenig später brüllen dieselben Menschen: „Kreuzige ihn! Ans Kreuz mit ihm!“ 

Viele von uns kennen diese Erfahrung – wenn es bei uns auch sicher nicht blutig oder tödlich endete. Aber dieses Auf-den-Podest-gehoben-werden, um wenig später heruntergestoßen zu werden, ist eine urmenschliche Erfahrung. 

Auch Katharina Kasper blieb davon nicht verschont. 

Katharina war beliebt. Das lag vor allem an ihrer liebevollen Art, mit der sie sich für ihre Mitmenschen einsetzte. Außerdem profitierte das Dorf von ihr. Wenn irgendjemand ein Wehwehchen hatte, war Katharina zur Stelle. Wenn jemand Hilfe brauchte, musste Katharina nicht lange gebeten werden. Wenn ein gesunder Menschenverstand von Nöten war, war Katharina bereit, in die Bresche zu springen. Und doch: 

„Die weltliche Behörde sah das Kloster in Dernbach sehr ungern, und das nur, weil es eine katholische Einrichtung war und sich nicht der Landes-Regierung in die Arme warf. Die Schwestern galten dieser Behörde gegenüber nur als Mägde der Katharina Kasper, die auf deren Geheiß auch Kranke auswärts pflegten. Da der bisherige Bürgermeister Paulus die Gemeinschaft achtete und förderte und sie deshalb in Schutz nahm, war er im Monat Juni 1853, angeblich wegen eines kleinen Dienstvergehens, seines Dienstes entlassen worden. Der
 
Interims-Bürgermeister Schmidt war kein Freund des Klosters, unternahm jedoch nichts gegen die Schwestern …
Die Stimmung der Gemeinde war, so lange Katharina Kasper allein lebte und die Kranken besuchte, ihr im allgemeinen gut gesonnen; als sie ihr Häuschen vergrößerte, schon beim ersten Mal, taten sie ihr nichts mehr umsonst, was doch bei ähnlichen Bauten zu geschehen pflegte; sie musste alle Fuhren teuer bezahlen. Da die Leute hörten, dass es ein Kloster geben sollte, fürchteten sie, dass dieses nach und nach reich werde und die Güter in Dernbach ankaufe; andere waren entschieden dagegen, weil das eigene fragwürdige Leben mit so etwas nichts anfangen konnte; andere waren dafür, aber nur weil sie Vorteile aus dem Kloster erwarteten …“ (Chronik der Genossenschaft der „Armen Dienstmägde Jesu Christi.“ bis zum Jahre 1871 geschrieben von dem Superior  J.J. Wittayer)  

Das also gab es auch. Neid und Eifersucht sind immer schlechte Ratgeber. Katharina blieb ruhig und vertraute auf den Herrn. Sie war sicher: Wenn er dieses Werk wollte, würde er auch das Gelingen schenken. In den von ihr erhaltenen Briefen spricht sie diese Situation überhaupt nicht an. Vor allem redet sie nicht darüber.  

„Fürchten wir am allermeisten uns vor unserer und unserer Mitschwestern [Mitmenschen] Zunge, ‘die zwar ein kleines Glied ist, aber viel Unheil anrichtet.’ (Jak 3,6)“ (Brief 105) 

Das sagt sie erst Jahre später. Aber diese Haltung hatte sie auch schon 1853.
STH