Schwester Luitgardis freut sich auf Amerika, obwohl so eine
Versetzung nach Amerika – die ist ja nicht ganz ohne; denn eine Heimkehr in die
Heimat – irgendwann mal – ist in der damaligen Zeit ziemlich ausgeschlossen.
Aber Schwester Luitgardis freut sich und Katharina Kasper auch. Da wird die
Schwester krank, so krank, dass sie nicht fahren kann. Beider Pläne werden
damit durchkreuzt.
Wie geht Katharina damit um?
„Ich habe doch gemeint,
man könnte Sie bald mit nach Amerika schicken, und nun sitzen Sie noch immer im
Bett wie eine alte Krächs. Was ist denn jetzt zu machen mit Ihnen? Hätte es
nicht der liebe Gott so gemacht, so hätte ich ein bisschen zanken müssen“,
scherzt sie zunächst. (Brief 71) Aber dann fährt sie ernsthaft fort: „Nun aber müssen wir schön sagen, es ist
und geschehe in allem und überall der heilige Wille Gottes. Mit dessen
Anordnungen wollen wir zufrieden sein.“ (ebd.)
Für Katharina ist es ganz klar, dass sie in diesem Geschehen
Gottes Willen begegnet, der – warum auch immer – nicht will, dass die Schwester
nach Amerika geht. Und wenn das Gottes Wille ist, dann – davon ist sie
überzeugt – bedeutet dies Heil für die Schwester und für sie selbst. Und
deshalb kann sie ihr weiter schreiben:
„Sie sind ganz
besonders begünstigt von seiten des lieben Gottes, der Sie selbst in die Kreuzesschule genommen hat, um Sie zu
läutern und zu reinigen und dann Sie recht hoch in den Himmel zu nehmen.“
(ebd)
Kreuz als Geschenk, Gnade Gottes – da müssen wir wohl ein
bisschen schlucken, oder? Das aber weiß Katharina auch. Das wird aus ihren
weiteren Worten ganz deutlich: „Es ist
und bleibt ja immerhin für den natürlichen Menschen ein Kreuzchen, was die arme
menschliche Natur empfindet und die Tage dieses Lebens sehr trübt.“ (ebd.)
Aber es ist eben nur ein Kreuzchen im Vergleich zu dem Kreuz, dass der Herr für
uns getragen hat. Und doch müssen wir auch mit dem Kreuzchen umgehen lernen. Da
baut sie ganz auf das Gebet: „Wir wollen
denn recht für- und miteinander beten, dass wir mit Gottes Hilfe unser
Kreuzchen tragen, aber auch großen Nutzen daraus ziehen.“ (ebd.)
„Nun genug, mein
armes und doch so reiches Schwesterchen.“ So beendet sie das Thema. Arm ist
die Schwester, weil sie ja krank ist; reich ist sie, weil sie durch die
Krankheit mit Gottes Nähe beschenkt wird. Schließlich meint sie noch: „Wir sind so zufrieden, wie es der liebe
Gott schickt und es für gut findet, das ist ja das Beste.“ (ebd.)
Ich glaube, das ist eines von Katharinas Geheimnissen.
Geheimnis – wieso? Nun, diese Haltung schenkt ihr eine große Gelassenheit, die
uns – mir jedenfalls – ein bisschen fremd ist. Aber – man kann sieja lernen …
STH