„Den Willen Gottes zu
tun, ist nicht zu schwer; aber schwer ist, wenn man ihn nicht weiß.“ Dieses
Wort von Katharina Kasper ist uns überliefert von Schwester M. Corona Jahn, die
die Gründerin noch gekannt hat. Katharina soll es irgendwann einmal zum Bürgermeister
Paulus von Dernbach gesagt haben; in welchem Zusammenhang ist nicht klar. Aber
im Leben Katharinas gibt es viele Situationen und Begebenheiten, wo sie um den
Willen Gottes ringen muss – weil sie ihn nicht sofort erkennt. Aber immer geht
es ihr darum, den Willen Gottes zu erfüllen. „In allem und überall geschehe der heilige Willen Gottes.“ (Brief
14 und viele andere)
Und was tut sie dann, wenn sie den Willen Gottes nicht klar
erkennt?
Zuallererst geht sie mit Gott ins Gespräch: sie betet. Und
weil sie weiß, wie wichtig auch deshalb das Gebet ist – um den Willen Gottes zu
erkennen -, ermahnt sie immer wieder dazu, „eifrig
im Gebete“ (Brief 68) zu sein. Wir „schicken
täglich unser schwaches Gebet zum Himmel, damit Gottes heiliger Wille geschehe
und die Absichten des lieben Gottes an der Gemeinschaft in Erfüllung gehen
mögen.“ (Brief 7)
Ein weiterer Weg, um den Willen Gottes zu erkennen, ist die
Heilige Schrift. Zur Zeit Katharinas ist es noch nicht üblich, dass jeder eine
Bibel hat, in der er lesen kann, wann immer er will. Katharina begegnet den
Worten der Heiligen Schrift vor allem in den Gottesdiensten. Und da ist sie –
schon als Kind – ganz Ohr. Sie ist so hellhörig und aufmerksam auf die heiligen
Worte, dass sie sie in ihren Briefen zu zitieren vermag. „Beten wir immer, beten wir allezeit, wie der hl. Apostel Paulus sagt, betet allezeit, möget ihr essen oder
trinken, arbeiten und euch erholen, alles soll Gebet sein (vgl. 1 Kor
10,31).“ (Brief 72)
Die Begegnung mit gotterfüllten Menschen – das ist noch ein
Weg, um den Willen Gottes zu erkennen. Für Katharina Kasper ist Bischof Peter
Josef Blum so ein Mensch. Was er ihr in schwierigen Situationen sagt oder rät,
das tut sie, weil sie in seinem Rat, in seiner Anordnung den Willen Gottes für
sich sieht und erkennt. Katharina ringt ja lange um die Entscheidung,
Schwestern in die USA zu schicken. Erst als der Bischof sagt: „Tun Sie es“, tut
sie es. Als im Kulturkampf der Staat die Aufnahme von neuen Mitgliedern
verbietet, wird die Situation für Katharina und ihre Gemeinschaft zusehends
schwieriger, bis dahin, dass ihre Existenz bedroht ist. Da hört sie von anderen
Gemeinschaften, die – mit Erfolg – eine Dispens vom Staat erbaten; und
Katharina fragt wiederholt beim Bischof an, ob sie das nicht auch tun könne.
Immer wieder sagt der Bischof Nein, weil er den Anschein vermeiden will, er
anerkenne die staatlichen Gesetze. Katharina hält sich daran, obwohl sie nicht
müsste, denn die Gemeinschaft ist schon päpstlichen Rechtes. Katharina hält
sich daran, obwohl sie nicht versteht. „Man
muss die Vorsehung anbeten und sich ruhig der Gnade des Herrn unterwerfen“,
sagt sie voller Vertrauen. (Brief 16) Erst später erkennt sie, wie recht der
Bischof mit seiner Haltung hatte.
„Den Willen Gottes zu
tun, ist nicht zu schwer; aber schwer ist, wenn man ihn nicht weiß.“ Für
Katharina besteht kein Zweifel daran, dass in allem und überall Gottes Wille
geschehen muss – zu seiner Ehre und uns zum Heil …
STH