Im
19. Jahrhundert war in der Gegend, die wir heute Deutschland nennen, einiges
los. Politisch, kulturell, sozial … Manchmal frage ich mich, was davon in den
Westerwald gedrungen ist, was Katharina davon wusste. Es gab ja noch kein Internet
oder Fernsehen. Gab es schon Radio? Wenn dem so war, dann konnte es sich sicher
nicht jeder leisten – zumal im Westerwald. Der wurde als das „nassauische
Sibirien“ bezeichnet. Ja, und dann ist es ja logisch, dass einem die Jacke
näher ist als die Hose. Was kümmert einen die so genannte Revolution in
Frankfurt, wenn man nicht weiß, ob man den nächsten Tag überlebt.
Von
Katharina Kasper sind bis 1850 keine Briefe überliefert. Die Gemeinschaft wurde
erst 1851 gegründet, aber es gab ja seit 1848 den frommen Verein. Da aber waren
keine Briefe nötig, weil man in der Nähe wohnte und sich spätestens sonntags
sah. Dass es 1847 eine große Teuerung nicht nur der Lebensmittel gab, das kann
man auch in der Chronik der Gemeinschaft lesen. Davon war Katharina direkt betroffen,
weil es fraglich wurde, ob sie das begonnene Häuschen zu Ende bauen konnte.
Alle rieten ihr davon ab, weiter zu machen. Katharina aber hatte großes Vertrauen.
Von Gott hatte sie den Auftrag bekommen, das Häuschen zu bauen; und sie war
sicher, dass er auch zum Gelingen helfen würde.
Was Katharina in Dernbach auf jeden
Fall mitbekam, war die große Hungersnot. „Hier
im Lande haben wir lange keinen Regen gehabt. Infolgedessen ist sehr große
Armut und Not für die Menschen und das Vieh. Es sind Heimsuchungen Gottes,
welche wir im Geiste der Buße ertragen wollen und müssen.“ (Brief 243) Das
schrieb sie auch noch 1893.
Und
man kann sagen: Katharina kam, sah und – packte an. Obwohl die ersten
Schwestern selbst bitterarm waren, hatten sie immer noch etwas für die, die an
die Klosterpforte kamen. Katharina selbst erzählte später mal: „Wir waren so arm und hatten oft so viele
Arbeit, dass wir für drei Tage dicke Gerste kochten. Den ersten Tag schütteten
wir von der Brühe ab, das war unser Essen. Den zweiten Tag machten wir es
nochmal so. Am dritten aßen wir die Gerste.“ Für uns Heutigen ist das nicht vorstellbar.
Die Schwestern damals waren dabei glücklich und zufrieden. Und auch das können
wir uns nicht vorstellen.
Diese ersten Erfahrungen prägten die
junge Gemeinschaft. Und Katharina betonte später oft: „Die Armut muss das Fundament bleiben. Solange die Armut gläubig geübt
wird, so lange geht es gut.“ (Brief 150)
Das ist sicher für uns sehr schwer zu
verstehen. Aber wenn ich länger darüber nachdenke, - da ist was dran …
STH