Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 18. Juni 2016

Glücksfall Katharina

Vor einigen Jahren hat der Hobby-Filmclub von Dernbach einen Kurzfilm über ihr Heimatdorf gemacht. Als ich den Film das erste Mal sah, kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus. „Das ist ja ein Katharina-Kasper-Film“, rief ich aus.

Beides stimmt: die Filmemacher stellen ihr Dorf vor, und der Film ist ein Katharina-Kasper-Film. Damit wird ganz deutlich: Dernbach wäre nicht Dernbach, wenn es Katharina nicht gegeben hätte.

Im 19. Jahrhundert war Dernbach ein ganz armes Dorf. 1835 hatte es gerade mal 822 Einwohner. 1871 waren es 1093. Zur Erinnerung: 1848 bzw. 1851 wurde die Gemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi gegründet und hatte von Anfang an einen rasanten Zulauf. Die Gemeinschaft hat also zu dem Bevölkerungszuwachs nicht unbedeutend beigetragen.

Damals herrschte im Westerwald – wie gesagt – eine ungeheure Armut. Viele Menschen wanderten aus, in der Hoffnung, dass es ihnen im Ausland besser gehen würde. Viele Kinder wurden verkauft. Viele Kinder blieben auch als Waisen zurück. Katharina sah das Elend der Kinder. Zum einen machte sie kurzer Hand eine Kinderbewahranstalt auf – das ist der Vorgänger unseres heutigen Kindergartens – und schaffte den Waisen ein Zuhause, indem sie ein Waisenhaus baute.

Das kleine Dorf Dernbach hatte plötzlich etwas, was kein anderes Dorf in der näheren und weiteren Umgebung hatte: einen Kindergarten und ein Waisenhaus. Und da sich die Dernbacher Bürger weigerten, Kinder, von denen man nicht wusste, wo sie herkamen, in ihrer Schule zuzulassen, eröffnete Katharina auch kurzerhand eine Schule. Denn wo Kinder sind, muss es Bildung geben, sonst gibt es keine Zukunft.

Katharina kam, sah und – packte an. Und die Welt veränderte sich – die Welt des Heimatdorfes, die Welt der Kinder.
Katharina – ein Glücksfall.

STH