Vor
einigen Jahren hat der Hobby-Filmclub von Dernbach einen Kurzfilm über ihr
Heimatdorf gemacht. Als ich den Film das erste Mal sah, kam ich aus dem Staunen
nicht mehr heraus. „Das ist ja ein Katharina-Kasper-Film“, rief ich aus.
Beides
stimmt: die Filmemacher stellen ihr Dorf vor, und der Film ist ein
Katharina-Kasper-Film. Damit wird ganz deutlich: Dernbach wäre nicht Dernbach,
wenn es Katharina nicht gegeben hätte.
Im
19. Jahrhundert war Dernbach ein ganz armes Dorf. 1835 hatte es gerade mal 822
Einwohner. 1871 waren es 1093. Zur Erinnerung: 1848 bzw. 1851 wurde die
Gemeinschaft der Armen Dienstmägde Jesu Christi gegründet und hatte von Anfang
an einen rasanten Zulauf. Die Gemeinschaft hat also zu dem Bevölkerungszuwachs
nicht unbedeutend beigetragen.
Damals
herrschte im Westerwald – wie gesagt – eine ungeheure Armut. Viele Menschen
wanderten aus, in der Hoffnung, dass es ihnen im Ausland besser gehen würde.
Viele Kinder wurden verkauft. Viele Kinder blieben auch als Waisen zurück.
Katharina sah das Elend der Kinder. Zum einen machte sie kurzer Hand eine
Kinderbewahranstalt auf – das ist der Vorgänger unseres heutigen Kindergartens
– und schaffte den Waisen ein Zuhause, indem sie ein Waisenhaus baute.
Das
kleine Dorf Dernbach hatte plötzlich etwas, was kein anderes Dorf in der
näheren und weiteren Umgebung hatte: einen Kindergarten und ein Waisenhaus. Und
da sich die Dernbacher Bürger weigerten, Kinder, von denen man nicht wusste, wo
sie herkamen, in ihrer Schule zuzulassen, eröffnete Katharina auch kurzerhand
eine Schule. Denn wo Kinder sind, muss es Bildung geben, sonst gibt es keine
Zukunft.
Katharina
kam, sah und – packte an. Und die Welt veränderte sich – die Welt des
Heimatdorfes, die Welt der Kinder.
Katharina
– ein Glücksfall.
STH