Dass Dernbach keine Bahnstation hätte, gäbe es keine Katharina Kasper
mit ihrer durchaus offenen Einstellung und Haltung ist schon mal erwähnt
worden. In der Mutterhauschronik heißt es:
„Das
Bedürfnis zu einer Eisenbahnhaltestelle machte sich immer fühlbarer. Nachdem
man sich lange erfolglos um Erlangung derselben für Dernbach bemüht hatte, stimmte
endlich ein an Ihre Majestät, die Kaiserin Augusta, gerichtetes Bittgesuch das
Ministerium geneigt dazu. Die Genehmigung erfolgte, indem der Gemeinde Dernbach
folgende Auflagen gemacht wurden:
1. den
Platz für die Haltestelle freizugeben,
2. das
Gebäude auf eigene Kosten zu bauen,
3. den
Verkauf der Billets zu übernehmen oder die Summe von 6200 Mark zu zahlen.
Das
Kloster, welches besonderes Interesse in der Angelegenheit hatte, mußte die
Hälfte der Kosten tragen. Mit dem 1. November (1890) war alles soweit
hergestellt, daß am selben Tag die Eröffnung der Haltestelle stattfand.“
Natürlich hatte das Kloster ein besonderes Interesse an dieser Bahnstation.
Die Gemeinschaft ist inzwischen weit verbreitet – bis ins Ausland -, und oft
müssen weite Strecken zurückgelegt werden, um die einzelnen Konvente zu erreichen.
Auf diesen Fortschritt kann man nicht mehr verzichten, auch wenn damit Unruhen
verbunden sind.1869 schreibt Katharina von Fürstenberg aus an ihre Assistentinnen
in Dernbach: „Es tut mir so wohl hier in dem lieben Sauerlande,
wo man noch keine Unruhen von Fabriken und Eisenbahnen hört.“ (Brief 11)
Wie gesagt, dieser Fortschritt muss sein, und es ist für
Katharina keine Frage, diese Kosten zu übernehmen – obwohl es ja schon
unverschämt ist, dass das Kloster die Hälfte der Kosten tragen soll.
Übrigens, die Bahnstation gibt es heute noch, obwohl es im
nahegelegenen Montabaur den ICE gibt; und täglich fahren auch noch Züge – wir nennen
sie Westerwaldexpress, weil er so langsam ist, dass man während der Fahrt
Blumen pflücken könnte. Auch wenn dieser Zug nur von wenigen Menschen genutzt
wird – für die ist er ganz wichtig. Hoffentlich bleibt er noch lange erhalten.
Solange er erhalten bleibt, ist er auch immer eine Erinnerung
an Katharina.
STH