Katharina
Kaspers Geburtstag ist in diesem Jahr echt zu kurz gekommen. Es war ja am 26.
Mai Fronleichnam. Wir haben natürlich
dran gedacht, aber gefeiert wie sonst – nun, das ging nicht. Wahrscheinlich hat
sie das schmunzelnd zur Kenntnis genommen.
Abends saßen
wir – eine Gruppe von sieben Schwestern – zusammen beim Kartenspiel, als es
plötzlich klopfte. „Hoher Besuch“, hörten wir noch. Dann öffnete sich die Tür
ganz und – Katharina kam herein. Erschrockene, überraschte Ausrufe …
Natürlich kam
sie nicht herein. Aber die Schwester, die in der alten Tracht hereinkam, sah
ihr verblüffend ähnlich. Und die Art, wie sie hereinkam – schweigend,
zurückhaltend lächelnd – sie hätte es sein können.
Da bin ich
wieder bei meiner Frage: Wie würden wir reagieren, wenn Katharina plötzlich vor
uns stünde?
Vielleicht
ging es uns wie bei Jesus, dass wir sie nicht erkennen würden. Das jedenfalls
wird von Katharina zu ihren Lebzeiten berichtet. Robert Quardt erzählt in
seiner alten Biographie „Millionärin ohne Hab und Gut“ folgendes:
„Gelegentlich
eines Manövers waren im Mutterhaus zu Dernbach etwa zwanzig Mann einquartiert.
Eines Abends standen oder lagen die Soldaten übermüde im Hof herum. Eine ältere
Schwester, die eine verwaschene Schürze trug, unterhielt sich mit ihnen.
Darüber kam ein junger Offizier und fuhr die Leute an, ob sie nicht wüssten,
dass die Schwester, die mit ihnen rede, die Generaloberin sei.
`Stillgestanden!´ kommandierte er, und wie aus Erz gegossen standen da die
Soldaten. Mutter Maria … tadelte ihn, weil er die Leute, die ohnehin schon müde
genug seien, noch unnötigerweise zusätzlich quäle.“ (S. 76)
Ich habe
keine Ahnung, woher Quardt das hat. Es ist eigentlich auch egal. Auf jeden Fall
macht es deutlich, wie einfach Katharina war, wie wenig Aufhebens sie um sich
machte. Bescheidenheit ist sicher das richtige Wort dafür. Und dieses Wort
kommt auch öfter in ihren Briefen vor. Bescheidenheit ist eine für sie
unverzichtbare Tugend. Sie hat sie vorgelebt.
„Gib mir, o Herr, einen großen und
beständigen Eifer, den Willen, nach allen Grundsätzen des heiligen Glaubens zu
leben und zu wirken, und gehen wir ruhig, demütig und bescheiden, jedoch mutig
im Hinblick auf Gott weiter mit Vertrauen und Liebe zu Gott ...“ (Brief 123)
„Sind wir recht bescheiden im Umgange,
demütig, sanftmütig und sittsam. Gottesfurcht wolle uns beständig begleiten.“ (Brief 165)
STH