Demut
– können Sie was damit anfangen? Viele haben Probleme damit, weil sie es mit
Demütigung verwechseln.
Ein
Wüstenvater sagte mal: „So wie es unmöglich ist, ein Schiff zu bauen ohne Nägel,
so kann auch ein Mensch ohne Demut nicht selig werden.“
Okay,
jetzt könnte man natürlich sagen: Warum soll ich selig, heilig werden?
Aber
ich glaube, auch Liebe geht nicht ohne Demut. Mahatma Gandhi sagte mal: „Liebe
ist die stärkste Macht der Welt; und doch ist sie die demütigste, die man sich
vorstellen kann.“ Klar, wenn ich liebe, muss ich ganz schön zurückstecken. Das
tue ich dann allerdings so freiwillig, dass ich es vielleicht nicht als Demut
bezeichnen würde.
Und
doch: Wenn ich einen Menschen liebe, dann unterwerfe ich mich ihm in vielen
Dingen, dann bin ich bereit ihm in vielem zu dienen. Unterwerfen und dienen
sind hier aber durchaus positiv zu verstehen.
Für
Katharina Kasper geht kaum etwas über die Demut. Sie sagt nicht selten: „Die Demut ist die notwendigste Tugend.“
(Brief 24)
Und
warum ist Demut die notwendigste Tugend? Zum einen aus oben genanntem Grund:
Liebe geht nicht ohne Demut. „Wie liebevoll ein Mensch auch scheint, er hat
keine Liebe, wenn er nicht demütig ist.“ (Vinzenz von Paul)
Zum
anderen: „Durch Demut besiegen wir den
bösen Feind.“ (Brief 24) Den „bösen Feind“ müssen wir uns nicht als einen
Menschen vorstellen. Unsere eigene Unzulänglichkeit, unsere eigenen schlechten
Eigenschaften, unsere eigenen Untugenden machen uns das Leben schwer und
verhindern, dass wir einfach gut sind. Nur wenn wir unser eigenes Ich erkennen
und in Demut annehmen und zu bessern suchen, können wir all das besiegen.
Dazu
rät Katharina noch: „Nehmen wir alles
von der Hand des Herrn, wie er es uns zuschickt.“ (Brief 73) Er weiß ja,
was uns Not tut, was wir brauchen. Und dann gilt: „So gehen Sie denn in aller Demut und
im Vertrauen auf Gott mit kindlicher Liebe von einem Tage zum andern weiter,
und Sie werden sehen und erfahren, dass es besser geht und dass alles Schwere
leicht wird.“ (Brief 169)
Demut – das ist
ein langer Weg. Aber er lohnt sich, und das Schiff braucht Nägel …
STH