Eine Gemeinschaft braucht Regeln,
damit das Leben, das Zusammenleben funktioniert. Man braucht Regeln, damit
Lebensformen, Lebensweisen funktionieren. Jede Familie beispielsweise hat ihre –
wenn auch nicht niedergeschriebenen – Regeln. Vereine haben ihre Regeln.
Katharina Kasper hat schon ihrem „frommen Verein“ Regeln gegeben.
Regeln sind sinnvoll, weil sie das
Leben erleichtern. Sie machen deutlich, worauf es ankommt – in dieser Familie,
in dieser Schule, in diesem Verein …
Sehr häufig sind Regeln eine Hilfe, um
ein Ziel zu erreichen. Auf jeden Fall trifft das zu für Ordensregeln. Bei denen
geht es letztlich darum, Gott zu finden und Gemeinschaft mit ihm zu haben, ja,
und das eben in Gemeinschaft zu tun.
Auf diesem Hintergrund sind Katharina
Kaspers Worte an Schwester Fakunda zu verstehen, eine der acht Schwestern, die
als erste den Weg über den „großen Teich“ wagten; fünf Jahre später wurde sie
zum ersten Mal Oberin in Avilla im Staate Indiana. Katharina schreibt:
„…
man muss so nach seiner Regel leben und streben, dass man darin keine Last
findet, sondern die größten Wohltaten Gottes.“ (Brief 24)
Wenn ich die Regel als Zwang ansehe,
als ein Muss, eine Pflicht, dann wird sie zu einer widerwärtigen Last. Wenn ich
in erster Linie eine Hilfe darin sehe, um auf dem geistlichen Weg
weiterzukommen, erkenne ich in ihnen eine Gnade Gottes, eine Wohltat Gottes.
Und eine dieser Wohltaten ist die innere Freiheit.
Nicht selten mahnt Katharina: „Haltet gut Eure Gelübde und Regeln, und
der liebe Gott hält auch Sie …“ (Brief 61)
Ich glaube, jeder Christ hat das eine
oder andere „Abkommen“ mit dem lieben Gott, den einen oder anderen Vertrag.
Dieses „Abkommen“, dieser Vertrag, diese Regel bindet beide Seiten.
Für Katharina sind die Regeln von Gott
der Gemeinschaft geschenkt. Von daher ist es nur folgerichtig, dass er
beschenkt – mit seiner Gnade, mit Wohltaten -, wenn die Schwestern das Geschenk
annehmen, indem sie sich danach richten.
Und
ist es nicht die größte Gnade, wenn er uns hält – was auch immer geschehen mag?
STH