Das kennen Sie auch, nicht wahr? Sie haben Geburtstag, und
man gratuliert Ihnen mit den Worten: „Ich wünsche dir alles erdenklich Gute, -
vor allem Gesundheit!“ Ich mag diesen Satz nicht. Ist Gesundheit wirklich die
Hauptsache? Was machen dann die Menschen, die Geburtstag feiern und krank sind?
Was machen chronisch Kranke?
(©Andrea Damm/pixelio.de) |
Eines ist sicher: Katharina Kasper hat so nicht gedacht. Sie
steckte in keiner gesunden Haut und war oft krank in ihrem Leben, manchmal auch
schwerkrank. Aber Krankheiten gehören für sie ganz selbstverständlich zum
Leben. Wenn sie krank ist, dann tut sie, was notwendig ist, und so schnell es
geht, setzt sie ihre Arbeit fort. Sie klagt nicht über körperliche Beschwerden;
die sind auch kein Hinderungsgrund für sie, sich dienend für andere Menschen
einzusetzen. „Wir wollen nicht sagen:
`Wir sind schon so alt, wir haben uns schon aufgerieben´, oder `Wir sind zu
krank´“, schreibt sie einmal. „Die Liebe ermüdet nicht (vgl. 1 Kor 13,8) und
ist in und mit uns wirksam in kranken und in unseren alten Tagen; denn so lange
wir leben und den Verstand haben, können wir das Gute üben.“ (Brief 95)
Da wird wieder Katharinas großes Vertrauen deutlich: Gott
ist da in ihrem Leben, und zwar immer, auch in den schweren und kranken Tagen –
gerade dann. Von daher ist es ganz konsequent, dass sie die Krankheit als eine
Chance sieht, Gott näher zu kommen. „Unserer
guten Schwester Clementine wurde ein Knochen aus dem Bein genommen“, schreibt
sie 1877 an eine Oberin in den USA, „und ich glaube, es kommt noch zum
Abnehmen. Schwester Petra und Euphrosina wurde beiden ein Fuß abgenommen. Sie
sehen, meine guten Schwestern, wie es geht und was alles erlebt und mitgemacht
werden muß. Aber wie gut ist doch der liebe Gott; alle sind zufrieden mit ihrem
Leiden, weil es der liebe Gott ihnen als Mittel geschickt, welches sie zu
seiner Ehre tragen, sich heiligen sollen, und es zum Wohl der Genossenschaft
und des Nächsten gereichen möge. Es bleibt sich auch wieder alles gleich; was
von Gott kommt, ist allezeit gut, und wir beten die Vorsehung an, damit wir
allezeit in der Liebe zu Gott wachsen und zunehmen mögen.“ (Brief 61)
Von einer solchen Haltung sind wir sicher noch meilenweit
entfernt. Aber es ist schon hilfreich, wenn man sich bewusst macht, dass unser
Leben mit all seinen Begrenzungen, mit seinem Leid und seinen Schmerzen nur
Vorübergang ist.
„Eine kurze Zeit
geduldig gelitten, tapfer gekämpft und gestritten und dafür eine solche
Glückseligkeit in dem schönen Himmel, wo wir Gott von Angesicht zu Angesicht
schauen.“ (Brief 45)
STH