Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 4. Juni 2016

Unvorstellbar …

Im 19. Jahrhundert war in der Gegend, die wir heute Deutschland nennen, einiges los. Politisch, kulturell, sozial … Manchmal frage ich mich, was davon in den Westerwald gedrungen ist, was Katharina davon wusste. Es gab ja noch kein Internet oder Fernsehen. Gab es schon Radio? Wenn dem so war, dann konnte es sich sicher nicht jeder leisten – zumal im Westerwald. Der wurde als das „nassauische Sibirien“ bezeichnet. Ja, und dann ist es ja logisch, dass einem die Jacke näher ist als die Hose. Was kümmert einen die so genannte Revolution in Frankfurt, wenn man nicht weiß, ob man den nächsten Tag überlebt.

Von Katharina Kasper sind bis 1850 keine Briefe überliefert. Die Gemeinschaft wurde erst 1851 gegründet, aber es gab ja seit 1848 den frommen Verein. Da aber waren keine Briefe nötig, weil man in der Nähe wohnte und sich spätestens sonntags sah. Dass es 1847 eine große Teuerung nicht nur der Lebensmittel gab, das kann man auch in der Chronik der Gemeinschaft lesen. Davon war Katharina direkt betroffen, weil es fraglich wurde, ob sie das begonnene Häuschen zu Ende bauen konnte. Alle rieten ihr davon ab, weiter zu machen. Katharina aber hatte großes Vertrauen. Von Gott hatte sie den Auftrag bekommen, das Häuschen zu bauen; und sie war sicher, dass er auch zum Gelingen helfen würde.

Was Katharina in Dernbach auf jeden Fall mitbekam, war die große Hungersnot. „Hier im Lande haben wir lange keinen Regen gehabt. Infolgedessen ist sehr große Armut und Not für die Menschen und das Vieh. Es sind Heimsuchungen Gottes, welche wir im Geiste der Buße ertragen wollen und müssen.“ (Brief 243) Das schrieb sie auch noch 1893.



Und man kann sagen: Katharina kam, sah und – packte an. Obwohl die ersten Schwestern selbst bitterarm waren, hatten sie immer noch etwas für die, die an die Klosterpforte kamen. Katharina selbst erzählte später mal: „Wir waren so arm und hatten oft so viele Arbeit, dass wir für drei Tage dicke Gerste kochten. Den ersten Tag schütteten wir von der Brühe ab, das war unser Essen. Den zweiten Tag machten wir es nochmal so. Am dritten aßen wir die Gerste.“  Für uns Heutigen ist das nicht vorstellbar. Die Schwestern damals waren dabei glücklich und zufrieden. Und auch das können wir uns nicht vorstellen.
Diese ersten Erfahrungen prägten die junge Gemeinschaft. Und Katharina betonte später oft: „Die Armut muss das Fundament bleiben. Solange die Armut gläubig geübt wird, so lange geht es gut.“ (Brief 150)
Das ist sicher für uns sehr schwer zu verstehen. Aber wenn ich länger darüber nachdenke, - da ist was dran …
STH