Bei den Berufungsgeschichten
in der Bibel kann man nur staunen. Jesus sieht einen jungen Mann, sagt „Komm!“,
und der lässt sofort alles stehen und liegen und folgt ihm nach. (vgl. auch Mk
1,14-20) Kann man das erklären? Wahrscheinlich nicht – höchstens mit der faszinierenden
Persönlichkeit dieses Jesus von Nazareth. Er muss schon eine unglaubliche
Ausstrahlung gehabt haben, dass Menschen so reagieren – spontan,
widerspruchslos, bedingungslos.
So
ähnlich muss das auch bei Katharina Kasper gewesen sein. Wenn man die Chronik
von Johann Jakob Wittayer – er war der Superior der Gemeinschaft - liest, kann
man nur staunen. Am Ende des Jahres 1857 – also 6 Jahre nach der Gründung - zählte
die Gemeinschaft 30 Profeßssschwestern, 57 Novizinnen und 12 Postulantinnen, zusammen
also 99 Personen. Bei diesen Zahlen sind die entlassenen Schwestern und die
schon verstorbenen Schwestern nicht erwähnt. Ein Jahr später waren es schon 184
Personen. Bei solchen Zahlen muss man heute erblassen.
Kann man diese Zahlen erklären? Tatsache
ist, dass die Schwestern bitterarm waren und unglaublich viel zu tun hatten. Beides
kann man mit den heutigen Verhältnissen nicht vergleichen. Trotzdem hatten sie
Freude an ihrem Beruf und ihrer Berufung. Und das steckt natürlich an.
Und dann war da Katharina. Ohne
Zweifel war auch sie eine faszinierende Persönlichkeit, die Menschen
begeisterte. Das tat sie mit ihrem geistlichen Leben sicher genauso wie mit
ihrem tätigen Leben. Und ganz sicher trifft auf sie ihr eigenes Wort zu:
„Worte bewegen ja nur, aber das Beispiel
reißt uns fort.“ (Brief 179)
Natürlich
haben sich auch die gesellschaftlichen Bedingungen verändert. Aber ich bin
sicher: Wenn wir charismatische Persönlichkeiten hätten, dann könnten wir auch
heute Menschen begeistern. Leider können wir uns die nicht machen. Auch die
sind ein Geschenk …
STH