Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 17. Dezember 2016

Wurzeln und Flügel

Zwei Dinge sollen Kinder von ihren Eltern bekommen: Wurzeln und Flügel.“ (J. W. von Goethe)  

Früher, d.h. zu Katharina Kaspers Zeiten bis Ende der Siebziger Jahre, wurde die Generaloberin der Armen Dienstmägde Jesu Christi immer mit Mutter angeredet. Mutter Maria Katharina zum Beispiel. Die Generaloberin – und das gilt für die allererste sowieso – hatte sozusagen die Funktion einer Mutter in der Gemeinschaft. Das bezog sich auf Zuwendung, auf Förderung, Unterstützung, Aufmerksamkeit, Lob und Tadel, Zurechtweisung etc., eben all das, was man von einer guten Mutter auch erwarten darf.  

Katharina Kasper legte großen Wert auf die Ausbildung der jungen Schwestern, und das gilt vor allem und zuallererst im Blick auf die Ausbildung zur ADJC. Lange Jahre übernahm sie das selbst, bis ihre Arbeitsbelastung bei der stetig größer werdenden Gemeinschaft einfach zu groß wurde. Aber auch dann war es ihr ein großes Anliegen, den Postulantinnen und Novizinnen immer mal wieder selbst eine Unterrichtsstunde zu geben.  

Besonderen Wert legt sie auf das innerliche Leben. „Wir wollen nicht allein bei den äußeren Werken stehen bleiben; wir wollen auch besonders ein innerliches Leben führen.“ (Brief 180) – „Haltet besonders das Stillschweigen gut, dann bewahrt man am besten die innere Sammlung, und wer gesammelt ist und bleibt, gelangt zur Vereinigung mit Gott.“ (Brief 108)  

Eine gute Ausbildung – das gilt ja auch für jeden Beruf – lässt uns Wurzeln schlagen. Wir werden sicher, nicht jeder Windhauch kann uns umwehen, wir können wachsen und groß werden.  

Wenn sich die Wurzeln im Erdreich verankert haben, dann können Forderungen gestellt werden, dann können Zumutungen formuliert werden, dann ist es möglich – im Ja sagen zu den Erwartungen und Herausforderungen der Mutter oder anderer – zu erkennen, dass man Flügel hat und dass man diese Flügel tatsächlich gebrauchen kann. 

Goethe hat sicher recht. Aber wir sind sicher auch selbst dafür verantwortlich, dafür zu sorgen, dass wir Wurzeln schlagen. Wenn wir uns in IHM fest machen, dann sind wir immer auf der sicheren Seite.

„Sich ruhig der Gnade des Herrn unterwerfen …“, das ist Katharinas Devise.  (Brief 16)

(STH)