Katharina Kasper war viel unterwegs. Ihr war es wichtig,
Kontakt mit den Schwestern zu halten und sie deshalb immer wieder zu besuchen. Die
Visitationen – so hießen diese Besuche – dienten auch immer dazu, die Schwestern
in ihrer Berufung zu stärken, ihnen Hilfestellungen zu geben, wie sie die
Spiritualität leben können, und Missstände aufzudecken und zu beheben. 1875
machte Katharina eine sehr ausgedehnte Visitationsreise. Sie machte sich im Mai
auf den Weg und kehrte erst im Oktober zurück ins Mutterhaus.
So wichtig diese Reisen für die Schwestern auf den Filialen
waren, - natürlich brachten sie auch viele Probleme mit sich. Zum einen war
Katharina ja kein kerngesunder Mensch, und die Strapazen der Reise zehrten sehr
an ihrer Gesundheit. Die Filialen lagen ja oft weit auseinander, Kutschen
brauchten ihre Zeit, und auch die Züge waren noch nicht besonders schnell. „Die beständig anhaltenden Strapazen
zerrütten meine Gesundheit doch nach und nach“, erwähnt Katharina nur
einmal kurz (Brief 38).
Zum anderen gibt es auch zu Hause und in den vielen anderen
Filialen – man kann nur staunen, wo es überall schon ADJC gab! – auch Probleme,
die gelöst werden wollten. Wo es Menschen gibt, da menschelt es ja bekanntlich.
Alles musste Katharina brieflich und in großem Vertrauen auf ihre Assistentinnen
angehen – sei es ein Klosteraustritt (vgl. Brief 38), sei es Versetzungen (vgl.
Brief 37), sei es die Gründung einer neuen Filiale (vgl. Brief 39).
Woher nimmt Katharina ihre Sicherheit, ihre Zuversicht?
Darauf vertraut sie – auf das Gebet, auf das eigene und auf
das Gebet mit- und füreinander, wie sie oft sagt. Dann ist ihre Haltung
durchaus verständlich und einsichtig: „Nur
Mut und in aller Demut mit großem Gottvertrauen ruhig der Zukunft
entgegengehen.“ (Brief 23)
Ja, ich glaube, uns wäre auch viel mehr möglich, wenn wir der
Kraft des Gebetes vertrauten …
STH