Schauen Sie
mal: „… Sie haben mir nicht geschrieben,
ob Schw. Rosa in Bernkastel ist und Schw. Crescentia ihre Stelle in Wittlich
vertritt, ob und wie es sich gestaltet hat. Ferner, ob von Bernkastel eine
Schwester nach Wittlich ist oder anderswoher gesucht werden muss. Sie wollen
mir umgehend nach Bilk darüber schreiben, wo ich, so Gott will, Samstag
hinkomme. Ich weiß nicht recht, ob ich direkt nach Haus kommen soll oder noch
weiter an einige Häuser gehe oder an die Mosel. Sie wollen mir Ihre Ansicht
mitteilen…“ (Brief 30)
Ist das nicht
eine interessante Briefstelle? Sie wirft viel Licht auf Katharinas
Führungsstil.
Katharina hat
ja bekanntlich lange Visitationsreisen unternommen. Während dieser Zeiten
konnte sie mit ihren Assistentinnen im Mutterhaus nur brieflich kommunizieren.
Telefon oder gar Skype gab es noch nicht. Und auf so einer Visitationsreise
durch Westfalen schrieb sie Brief 30.
Es wird
deutlich: Katharina Kasper kann delegieren. Ob diverse Versetzungen
durchgeführt wurden oder nicht, - das überlässt sie ihren Assistentinnen.
Sicher ist im Vorfeld darüber gesprochen worden. Aber die letzte Entscheidung
überlässt sie anderen. Sie fordert nur ein, informiert zu werden. Damit
ermöglicht sie ihren Schwestern auch eigenständiges Handeln.
Es wird auch
deutlich: Katharina Kasper holt den Rat ihrer Assistentinnen ein. Westfalen und
auch die Mosel liegen nicht gerade vor der Haustür. Es wäre also sinnvoll, noch
einige Häuser „mitzunehmen“, wenn man schon in der Nähe ist. Aber zu Hause gibt
es auch genug Probleme, die Katharinas Anwesenheit erfordern. Und so erbittet
sie die Meinung ihrer Assistentinnen. Die letzte Entscheidung bleibt bei ihr.
Aber ihr ist die Meinung ihrer Schwestern wichtig. Ja, und ganz sicher fühlen
die sich ernst genommen.
Katharinas
Leitungsstil ist kollegial und ziemlich modern, finden Sie nicht auch? Kein
Wunder, dass die Schwestern gerne mit ihr zusammenarbeiten und ihr immer wieder
das Amt der Generaloberin übertragen.
(STH)