Weil ich zur Zeit im Urlaub bin, lasse ich mal wieder Katharina selbst zu Wort kommen. Das bringt Ihnen - vielleicht - sogar mehr! :-)
"Wir wollen danken für alle Gnaden, die der liebe
Gott ... uns gespendet hat für Leib und Seele, für die Zeit
und Ewigkeit. Was wir für Gott getan und wo wir Gott gesucht haben im Gebete,
Tugendübungen sowie durch die treue Beobachtung unserer Berufspflichten, wird
uns Segen bringen für Zeit und Ewigkeit. (...)
So fangen wir an, so fahren wir fort und beenden die kurze
Zeit des gegenwärtigen Lebens und wirken allezeit treu mit der Gnade Gottes
mit, damit wir zu jeder Zeit Öl auf unsern
Lampen haben, wenn der Herr uns zur Hochzeit ruft (vgl. Mt 25,1-13). Es ist nicht so schwer, ... Gott zu dienen,
als es qualvoll ist, der Welt und unserer stolzen Eigenliebe zu dienen.
Wiederholen wir jeden Tag ... mit wenigen Worten die
kleine, demütige, aber kindliche und großmütige Hingabe an Gott und das
göttliche Herz Jesu. Flehen wir zu demselben, daß er unsre Hingabe annehmen
wolle, uns belebe und beseele, in uns leben und wirken möge nach seinem
Wohlgefallen; daß er in und mit uns beten, in und mit uns arbeiten, in und mit
uns leiden, in und mit uns kämpfen wolle gegen die Welt, uns selbst und gegen
den bösen Feind. Bitten wir ihn, daß er in und mit uns üben wolle jede einzelne
Tugend, jeden Gedanken, Worte und Werke innerlich und äußerlich. Ja, mit einem
Gedanken, mit einem Worte: Mein Jesus, mein alles. Mein Jesus, mein Leben. Mein
Jesus, mein Gewinn. Alles für Gott, alles mit Gott. ..." (Brief 97)
Katharina adlergleich

Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...
Samstag, 25. Juli 2015
Samstag, 18. Juli 2015
Zeitstaub sammeln
Als ich im Noviziat war, empfand ich die Armut an Zeit ganz
stark. Bei irgendeiner Noviziatsschulung sprach die Referentin einmal davon,
„Zeitstaub zu sammeln“. Diese Aussage beeindruckte mich sehr. Von da an
versuchte ich das: die Staubkörner der Zeit, die es immer und jeden Tag gibt,
zu sammeln. Und ich war erstaunt, wie viel Zeit ich plötzlich hatte – Zeit, die
mir persönlich zur Verfügung stand. Noch heute denke ich oft an diese Aussage
und mache trotz aller Betriebsamkeit und trotz allen Stresses die gleiche
Erfahrung.
Katharina Kasper kennt dieses Phänomen auch, und auch sie
sammelt Zeitstaub und nutzt die so geschenkte Zeit. In vielen ihrer Briefe wird
das deutlich, so auch im Brief 9, den sie an ihre Assistentinnen schreibt,
nachdem sie die ersten Schwestern, die nach Amerika gehen, zum Schiff begleitet
hat.
Das Schiff fuhr in Le Havre ab, das ist in Belgien. Eine
Fahrt nach Le Havre ist 1868 schon eine abenteuerliche Angelegenheit. Man ist
da mehrere Tage unterwegs. Es gibt ja noch keine ICEs, und die Verbindungen der
Züge, die es gibt, sind auch nicht gerade die besten. Aber Katharina sammelt
Zeitstaub und nutzt die Zeit: Sie besucht die Konvente, die auf dem Weg liegen
und gibt den Schwestern, die bald auswandern werden, damit auch die
Gelegenheit, sich zu verabschieden.
Denn das ganze ist ja schon ein einschneidendes Ereignis.
Ja, die Schwestern haben sich freiwillig gemeldet. Aber was das wirklich
bedeutet, wird ihnen vielleicht erst nach und nach klar. Und doch: keine
Tränen, bis zur definitiven Abreise. Und Katharina? Sie lässt – entlässt ja
acht ihrer Töchter in eine ungewisse Zukunft, in der sie nicht an ihrer Seite
sein kann.
„Als wir nun am Hafen
uns verabschiedeten, versprachen wir denn, sie am Meere noch mal zu begrüßen,
wo sie den priesterlichen Segen von mehreren Priestern noch mal empfingen, und
dann mussten die Schwestern singen: Geleite durch die Wellen, und dann ging es
in die offene See, und die armen Kinder durften weinen. Aber … welch ein
rührender Anblick, das große Meer, die furchtbaren Wellen, das rasche Entfernen
des Schiffes. Die armen Schwestern waren nicht mehr zu sehen. Jetzt durfte auch
ich weinen und sah dem Schiff nach, solange als wir es sehen konnten.“
(Brief 9)
STH
Samstag, 11. Juli 2015
Sie beherrschte das Augenzwinkern
Katharina Kaspers feiner Humor fasziniert mich immer wieder
neu. Ich sehe sie dann immer vor mir, wie sie mit den Augen zwinkert. Ein
Beispiel dafür und für ihre ganz große Natürlichkeit und Echtheit ist der Brief
11.
„Ich sitze hier in
dem lieben Fürstenberg, und die lieben Schwestern wissen nicht, dass ich allein
mit meinem lieben Gott im Zimmer bin. Ich benütze sogleich diese mir so
erwünschte Zeit und schreibe ein paar Zeilen an die lieben Schwestern im Mutterhaus.“ Die Schwestern
wissen nicht, dass sie allein ist; sonst würde sie sicher wieder von allen
möglichen Schwestern mit deren Anliegen belagert. Und doch – eigentlich ist sie
nicht allein, denn Gott ist ja immer bei ihr. Aber der belegt sie nicht, so
dass sie die Zeit geschenkt bekommt, um den Schwestern zu Hause zu schreiben.
Was man sich vielleicht nur schwer vorstellen kann:
Katharina kann auch Small-Talk machen – Grüße austauschen, scheinbare Belanglosigkeiten
erzählen. Und dann – einfach zum Schmunzeln: „Nun aber eine sehr interessante Neuigkeit; gebt aber gut acht. Ich
habe eine recht gute neue Brille bekommen, die meinen schwachen Augen gut tut,
worüber ich sehr erfreut bin.“
Aber Small-Talk alleine ist doch nicht ihrs. Das allein
genügt nicht, wenn sie schon das wenig geliebte Briefeschreiben auf sich nimmt.
„Nun bin ich schon wieder zu Ende mit
Erzählen, und will ich noch etwas mehr zu Papier bringen, damit das Porto nicht
ganz umsonst ausgelegt wird, so muss ich noch etwas zur Predigt studieren, was
jedoch ebenfalls nicht viel geben kann.“ Sie nennt ihre folgenden Worte
„Predigt“; aber eigentlich erinnert sie nur daran, um was es in unserem Leben
geht: um Gotteserkenntnis, und um die müssen wir beten. „Beten wir … aber ganz besonders füreinander um die allergrößte
Erkenntnis Gottes und unserer selbst, damit wir den lieben guten Gott mit der
allergrößten Liebe lieben.“ Katharina zweifelt keine Sekunde daran, dass
das gelingt, und zwar durch das Gebet. „Haben
wir Vertrauen und Mut, zu dieser hochherzigen Gottesliebe zu gelangen durch
wahren, beständigen Eifer im Gebete ...“ Nur wenn wir mit Gott im Gespräch
bleiben, können wir ihn immer besser kennenlernen.
Katharina Kasper schreibt all das ihren Schwestern, da haben
Sie recht. Aber gilt das nicht im Grunde für uns alle, die wir uns Christen
nennen? Gott immer besser erkennen, ihn immer tiefer zu lieben – das ist die
Berufung aller Christen. Dieser Berufung werden wir nur gerecht, wenn wir mit
ihm im Gespräch bleiben.
Sehen Sie, dass Katharina Ihnen zuzwinkert?
STH
Samstag, 4. Juli 2015
Die dunkle Nacht
Kennen Sie Johannes vom Kreuz? Er ist ein spanischer
Mystiker, Zeitgenosse von Theresa von Avila, d.h. 16. Jahrhundert. Er hat auch
viele Gedichte geschrieben. Also, ich finde, er ist schwer zu lesen. Umso mehr
hat es mich erstaunt, dass Katharina Kasper das getan hat: Johannes vom Kreuz
gehörte – so ist es uns überliefert – zu ihren Lieblingsautoren.
„Wie lange wir noch
in der dunklen Nacht wandeln, ist dem lieben Gott allein bekannt.“ (Brief
10) Diese Aussage Katharinas erinnert an den spanischen Mystiker, der ja ein
Gedicht geschrieben hat, das den Titel „Die dunkle Nacht“ trägt.
Katharina hat ihre Zeit als dunkle Nacht erlebt – zum einen
den ganz normalen Alltag mit seiner Armut und seinem Elend im damaligen
Westerwald. Ja, und sie hat den Kulturkampf, den sie ja in all seiner Härte
erlebte, als dunkle Nacht erfahren. Gerade von dieser dunklen Nacht war nicht
klar, wie lange sie dauern würde.
Natürlich fällt uns das nicht in den Schoß, - davon war auch Katharina überzeugt. „Wie sehr tut es Not, so recht auf dem Weg
der Tugend zu wandeln …“ (Brief 10) Und deshalb ist es ihr beständiges
Gebet: dass der Herr „uns verleihen
[möge] Festigkeit und Beharrlichkeit bis an unser Lebensende“. (Brief 10)
Am besten, wir machen es wie Katharina. So können wir ganz
sicher sein, auf dem richtigen Weg zu bleiben und unser Ziel zu erreichen.
STH
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