Das Jahr 1851, in dem Katharina Kasper und ihre ersten
Gefährtinnen ihre ersten Gelübde ablegen, gilt als Gründungsjahr der ADJC. Und
die Gemeinschaft breitet sich ganz schön schnell aus, darüber gibt die Chronik
eindeutige Auskunft. Katharina hat dabei aber keinen Plan. Immer werden die
Schwestern an diesen Ort, in dem eine neue Filiale gegründet wird, gerufen –
häufig sind es Adlige, die Schwestern für ihren Bereich haben wollen. Nicht selten
sind es auch die Pfarrer einer Gemeinde, die die Initiative ergreifen.
In der Anfangszeit muss der Bischof sein Einverständnis
geben. Das heißt aber nicht, dass Katharina nicht auch ihre Meinung dazu
äußert!
„Dieser Flecken ist
nicht in unserer Diözese, aber ein sehr wirksamer Ort“, schreibt sie am 10.
Mai 1853. „Ich bitte Sie, Hochwürdigster
Herr, mir doch gütigst mit Herrn Bürgermeister Antwort sagen lassen, die ich
dann Herrn Pfarrer und den übrigen Herrn geben kann. Meine Ansicht ist, für die
gegenwärtige Zeit wäre es noch zu früh, aber für die künftige bin ich nicht
abgeneigt.“ (Brief 6)
Katharina macht es doch ganz clever, nicht wahr? Sie fragt
schon den Bischof um seine Meinung, zumal die Anfrage aus einer anderen Diözese
kommt. Aber sie sagt auch ganz klar, dass es ihr – zumindest zum gegenwärtigen
Zeitpunkt – nicht recht ist, zu diesem „Flecken“ Schwestern zu schicken.
Wie reagieren wir in solchen Situationen? Da ist einer, der
Genehmigungen erteilt und damit die Letztverantwortung übernimmt. Da kann man
sich ja zurücklehnen, nicht wahr? Ich tue, was ich gesagt bekomme, und
verstecke mich hinter der Anordnung. Die Verantwortung hat ja ein anderer zu
tragen.
Eine solche Haltung ist nicht die der Katharina Kasper. Sie
weiß, was sie will. Oder anders ausgedrückt: Sie weiß, was Gott von ihr will.
Und das macht sie selbstbewusst in der Abhängigkeit. Sie weiß ganz genau:
„Wir dürfen … uns
nicht leiten lassen durch das natürliche Gefühl, durch unsere verkehrten
Neigungen, Phantasie und dgl., sondern durch die Vernunft …“ (Brief 68)
Wir tun gut daran, uns diese Einstellung zum Vorbild zu nehmen ...
Wieso aber kann Katharina so selbstbewusst sein? Vielleicht
wissen Sie inzwischen schon die Antwort!? Katharina ist zutiefst davon
durchdrungen, dass in ihr der Heilige Geist wohnt und wirkt und sie wissen
lässt, wie sie leben und wirken soll. Auch da kann sie uns Vorbild sein; denn
der Heilige Geist ist uns allen gegeben. Die Frage ist nur immer wieder neu,
wie sehr wir von seinem Wirken überzeugt sind.
Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Pfingstfest – und
einen tiefen Glauben an den Geist, der in uns ist, wie Katharina sagt.
STH