Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 23. Mai 2015

„Meine Ansicht ist …“

Das Jahr 1851, in dem Katharina Kasper und ihre ersten Gefährtinnen ihre ersten Gelübde ablegen, gilt als Gründungsjahr der ADJC. Und die Gemeinschaft breitet sich ganz schön schnell aus, darüber gibt die Chronik eindeutige Auskunft. Katharina hat dabei aber keinen Plan. Immer werden die Schwestern an diesen Ort, in dem eine neue Filiale gegründet wird, gerufen – häufig sind es Adlige, die Schwestern für ihren Bereich haben wollen. Nicht selten sind es auch die Pfarrer einer Gemeinde, die die Initiative ergreifen.

In der Anfangszeit muss der Bischof sein Einverständnis geben. Das heißt aber nicht, dass Katharina nicht auch ihre Meinung dazu äußert!

„Dieser Flecken ist nicht in unserer Diözese, aber ein sehr wirksamer Ort“, schreibt sie am 10. Mai 1853. „Ich bitte Sie, Hochwürdigster Herr, mir doch gütigst mit Herrn Bürgermeister Antwort sagen lassen, die ich dann Herrn Pfarrer und den übrigen Herrn geben kann. Meine Ansicht ist, für die gegenwärtige Zeit wäre es noch zu früh, aber für die künftige bin ich nicht abgeneigt.“ (Brief 6)

Katharina macht es doch ganz clever, nicht wahr? Sie fragt schon den Bischof um seine Meinung, zumal die Anfrage aus einer anderen Diözese kommt. Aber sie sagt auch ganz klar, dass es ihr – zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt – nicht recht ist, zu diesem „Flecken“ Schwestern zu schicken.

Wie reagieren wir in solchen Situationen? Da ist einer, der Genehmigungen erteilt und damit die Letztverantwortung übernimmt. Da kann man sich ja zurücklehnen, nicht wahr? Ich tue, was ich gesagt bekomme, und verstecke mich hinter der Anordnung. Die Verantwortung hat ja ein anderer zu tragen.

Eine solche Haltung ist nicht die der Katharina Kasper. Sie weiß, was sie will. Oder anders ausgedrückt: Sie weiß, was Gott von ihr will. Und das macht sie selbstbewusst in der Abhängigkeit. Sie weiß ganz genau:

„Wir dürfen … uns nicht leiten lassen durch das natürliche Gefühl, durch unsere verkehrten Neigungen, Phantasie und dgl., sondern durch die Vernunft …“ (Brief 68)

Wir tun gut daran, uns diese Einstellung zum Vorbild zu nehmen ...

Wieso aber kann Katharina so selbstbewusst sein? Vielleicht wissen Sie inzwischen schon die Antwort!? Katharina ist zutiefst davon durchdrungen, dass in ihr der Heilige Geist wohnt und wirkt und sie wissen lässt, wie sie leben und wirken soll. Auch da kann sie uns Vorbild sein; denn der Heilige Geist ist uns allen gegeben. Die Frage ist nur immer wieder neu, wie sehr wir von seinem Wirken überzeugt sind.

Ihnen allen wünsche ich ein gesegnetes Pfingstfest – und einen tiefen Glauben an den Geist, der in uns ist, wie Katharina sagt.

STH