Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 10. Januar 2015

Wie sprechen Sie mit einem Bischof?

Wir machen weiter – Katharina und ich – Katharina mit mir – ich an der Hand Katharinas. Sie können es ausdrücken, wie Sie wollen. Es gibt ja viele Möglichkeiten, wie wir weitermachen können. Immer geht es darum, dass Sie etwas davon haben, dass für Sie etwas dabei herauskommt. Natürlich kann ich nicht wissen, ob mir das gelingt. Aber so lange ich nichts Gegenteiliges höre, gehe ich einfach mal davon aus.

Katharina Kasper hat in ihrem Leben ungeheuer viel Briefe geschrieben. 281 eigenhändige Briefe sind erhalten und heute für jedermann zugänglich in einer wissenschaftlichen Buchausgabe mit dem Titel „Katharina Kasper, Gründerin der Kongregation der Armen Dienstmägde Jesu Christi – Schriften Band I: Erste Regeln und eigenhändige Briefe“, Butzon und Bercker 2001. Diese Briefe sind ein Schatz – ein großer historischer und spiritueller Schatz. Oft und oft habe ich schon daraus zitiert. Aber jetzt möchte ich ein wenig „systematischer“ vorgehen.

Fangen wir mit Brief 1 an. Den schreibt Katharina an den damaligen Bischof Peter Josef Blum, den sie zeitlebens als ihren geistlichen Vater – heute würde man sagen: geistlichen Begleiter ansah.

Bischof Peter Josef Blum 1850 -
also auch zur Zeit dieses Briefes.
„Es ist gegenwärtig eine junge Frau hier und bittet um Aufnahme in unseren Verein. Sie ist eine Ausländerin, nämlich aus der Diözese Trier, gebürtig aus dem Städtchen Cochem. Sie ist dreißig Jahre alt und hat, wie es mir scheint, Beruf zu unserem Verein, denn sie ist mir von einer guten Freundin empfohlen worden, auch habe ich sie auf einige Tage hier behalten, um sie noch näher kennen zu lernen und dass auch sie sich den rechten Begriff von dem Verein machen könnte. Sie hat nun den Entschluss gefasst, einzutreten, wenn Eure Bischöflichen Gnaden ihr die Erlaubnis dazu geben.“

Katharina geht sofort in medias res – ohne Geschnörkel, ohne Gedöns. Auf drei Aspekte möchte ich eingehen.
  1. Katharina schreibt diesen Brief 1852. Da existiert ihre Ordensgemeinschaft bereits ein Jahr. Trotzdem spricht sie von ihr noch als Verein. 1848 hatte sie ja den „frommen Verein“ gegründet. Diese Bezeichnung ist ihr so vertraut, dass sie sie noch immer benutzt.
  2. 1848 bestand Deutschland ja noch aus vielen eigenständigen Staaten. Die Diözese Limburg, zu der ja Dernbach gehört, gehörte zum Herzogtum Nassau. Alle außerhalb Nassaus liegenden Gebiete galten als „Ausland“.
  3. Katharinas Gemeinschaft ist wie gesagt ein Jahr alt. Sie ist noch – so nennt man das – bischöflichen Rechtes. Erst in den 60ger Jahren ändert sich das. Aus diesem Grund und weil Katharina großen Wert auf die Meinung des Bischofs legt, ist ihr die Erlaubnis des Bischofs für den Eintritt einer Kandidatin ganz wichtig.

Aber – und das ist wieder typisch Katharina! – sie lässt den Bischof ganz klar wissen, was sie von besagter junger Frau hält: Sie ist der Meinung, dass sie zur Gemeinschaft passt. Damit sie sich diese Meinung bilden hat bilden können, hat sie die junge Frau durch einige Zeit im Kloster kennengelernt. Kloster auf Zeit nennen wir das heute.

Da konnte der Bischof doch gar nicht mehr nein sagen, oder?

STH