Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 24. Januar 2015

Katharina, eine Mystikerin

Mystik ist ja ein Wort, mit dem wir heute irgendwie Probleme haben, nicht wahr? Im Wörterbuch findet man als Definition:
„ … eine besondere Form der Religiosität, bei der der Mensch durch Hingabe und Versenkung zu persönlicher Vereinigung mit Gott zu gelangen sucht.“ Ein Mystiker ist dann dementsprechend ein „Vertreter, Anhänger der Mystik“.
Nun, ich persönlich bin der Meinung, dass die echten Mystiker nicht wissen, dass sie Mystiker sind. Erst im Nachhinein werden sie als solche bezeichnet. Die echten Mystiker würden wahrscheinlich ihr Sehnen und Suchen auch nicht als Mystik bezeichnen.
Jedenfalls gilt das Gesagte für Katharina Kasper.

Wir heute können von ihr als Mystikerin sprechen. Nicht nur ihre Visionen sprechen dafür, auch viele Stellen in ihren Briefen. Ganz deutlich wird das in den Briefen an Bischof Peter Josef Blum. Der ist für Katharina nicht nur unmittelbarer Leiter der Kongregation; er ist auch ihr geistlicher Begleiter, bei dem sie sich gedrängt fühlt, ihm von ihren inneren Erlebnissen zu berichten.

„Hochwürdigster Herr, ich wage es noch, einige Zeilen über mein Inneres an Sie zu schreiben. Ich fühle mich in meinem Berufe so glücklich, dass ich nichts zu wünschen hätte, was mich noch glücklicher machen könnte, ja es ist mir oft, als wenn alle Geschöpfe ein geistlicher Genuss wären, ja wo ich mich ganz einversenken möchte. O, dann habe ich ein großes Verlangen, mal ganz schnell fromm zu werden, um desto eher zu meinem Heilande zu kommen. Auch habe ich oft Augenblicke, wo mir alles wieder verschwindet und ich die Welt mit all ihrer Bitterkeit genieße. Ich will noch sagen, wie es mir oft vorkommt, als wenn ich drei Arten von Welten erkännte, nämlich die Welt der Natur und die geistliche Welt und die göttliche Welt. Wenn ich nun diese Augenblicke habe, so fühle ich einen tiefen Schmerz und eine große Müdigkeit in mir. Ich kann alles nicht so schreiben, wie ich es erkenne und fühle, nur ist es mir möglich, gerade in demselben Augenblicke es zu sprechen, wie alles beschaffen ist, nur kann ich im allgemeinen sagen, dass ich tief eindringen kann und auch im einzelnen alles gut verstehen und auch ganz gut begreifen kann. Wenn nun diese Augenblicke vorüber sind, so fühle ich mich, als wenn ich wieder ausruhte, und dann bin ich innerlich froh und denke, wenn doch diese Augenblicke nicht mehr kämen. Auch ist es mir bei dem Anfange, als wenn ich gegen meinen Willen in diese Zustände käme, und dann fühle ich immer einen zweifachen Kampf. Ich will mich dann ganz in Gott verbergen, ja ich sehe mich gleichsam wie gezwungen, weil der böse Feind es mir als Täuschung vorwirft und es wäre ja alles nicht so, und dann habe ich mir immer Vorwürfe zu machen, dass ich nicht genug mit der Gnade Gottes mitwirkte, und habe ich oft große Kämpfe zu bestehen…“ (Brief 2)

Stimmt doch, oder? Das ist Mystik pur. Wer auch schon mal Augenblicke hatte, in denen er der göttlichen Welt ganz nahe war, der kann das ein wenig nachvollziehen, was Katharina hier dem Bischof anvertraut.

STH