Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 8. September 2012

Geistliches Leben verbindet

1868 gründet Katharina Kasper die erste Niederlassung in den USA. Das ist ein Schritt, den man aus der heutigen Perspektive heraus in seiner Ungeheuerlichkeit kaum noch ermessen kann.

1868 gibt es noch keine Flugzeuge, die einen in acht Stunden von Europa nach Amerika bringen. Das Schiff ist das Verkehrsmittel, das genommen werden muss. Das bedeutet, man muss erst zum Hafen kommen – der befindet sich damals in Le Havre, Frankreich – und dann dauert es einige Wochen, bevor man den Zielhafen erreicht.

1868 ist in Amerika noch Wilder Westen. Es ist die Zeit des Buffalo Bill und General Custer, des Sitting Bull und Crazy Horse. Es ist ein gefährliches Fleckchen Erde, zu dem sich acht junge Schwestern aufmachen.

1868 – das bedeutet: Auswanderung in ein fremdes Land, Rückkehr ziemlich ausgeschlossen.

Katharina Kasper fällt diese Entscheidung schwer; und es dauert, bis sie sich ganz sicher ist, dass es der Wille Gottes ist.

Ausschnitt aus einem Wandgemälde
Katharina Kasper fällt der Abschied schwer. Und in den folgenden dreißig Jahren plant sie immer wieder, mal die Schwestern in den USA zu besuchen. Der Besuch kommt nie zustande – mal sind es die politischen Verhältnisse in Deutschland, mal ist es ihre angeknackste Gesundheit, die die strapaziöse Reise verhindert.
Durch viele Briefe aber hält sie den Kontakt zu den Schwestern in den USA; und durch diese Briefe, die zu ihren schönsten gehören, wird deutlich, wie lebendig dieser Kontakt ist.

„Was Amerika anlangt“, so schreibt sie einmal, „so kenne ich keine fremden Länder und keine ausländischen Schwestern, sondern nur Dienstmägde Christi, welche vom Geiste ihres Berufes beseelt sind und so recht segensreich wirken.“ (Brief 80)

Die gemeinsame Ausrichtung, das gemeinsame Ziel, das gemeinsame Tun verbindet. Das ist immer so, schon im ganz profanen Bereich. Wie viel mehr trifft das zu, wenn wir ein gemeinsames geistliches Ziel haben, das ja letztlich immer Gott ist. Geistliches Leben verbindet zu Schwestern und Brüdern, lässt ein Miteinander erfahren, das nicht in Worte zu fassen und doch ganz real ist. Wenn auf beiden Seiten geistliches Tun das Leben bestimmt, dann „stimmt die Chemie“. Ganz sicher liegt das daran, dass er, der Herr, mit von der Partie ist, mittendrin. Ganz klar formuliert Katharina das: „.. immer und allezeit suchet Gott allein zu gefallen und ihm Freude zu machen. In diesem Leben scheuet keine Mühe und Opfer. Der Himmel ist alles wert. Wenn wir so allezeit leben und streben, so ist der liebe Gott … zufrieden mit uns.“ (Brief 80) 

Die Erfahrung, die Katharina hier festhält, machen wir heute auch – nicht nur mit den Schwestern in den USA, sondern auch mit den Schwestern in Indien, Afrika, Brasilien … Ausländische Schwestern gibt es nicht. Es gibt nur Schwestern. Und das ist ein wunderbares Geschenk.
STH