Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Sonntag, 5. Mai 2019

Tiefstapler


„Hier geht es im allgemeinen noch gut. Mein Hauptgeschäft ist Brieflesen und alles Nötige zu besorgen, zweitens Brot schneiden und drittens Suppe ausschöpfen. Nicht wahr, wichtige Geschäfte, welche zum Leben notwendig sind. Wir wollen nur danken dem lieben Gott und allen wohltätigen Menschen für alle Gaben und Wohltaten für Leib und Seele.“ (Brief 183) 

Als ich diese Aussage Katharina Kaspers las, musste ich doch lachen. Das hört sich gerade so an, als würde Katharina in Dernbach im Mutterhaus hocken und nicht vor die Tür gehen. 

Klar, sie ist 1890 – da ist der Brief geschrieben worden – schon siebzig Jahre alt. Für die damalige Zeit ist das alt. Aber wir wissen ja auch, dass sie bis kurz vor ihrem Tod noch auf Visitationsreisen war. Wahrscheinlich hat sie sich auch in den Konventen, die sie besucht hat, nützlich gemacht. Vielleicht auch durch „Brot schneiden“ und „Suppe ausschöpfen“. Und in der Tat ist das zum Leben notwendig. 

Ganz sicher hat sie viel Post bekommen. So wie sie den Kontakt zu den Schwestern durch Briefe hielt – es gab ja noch keine anderen Möglichkeiten -, so wollten ja auch die Schwestern zu ihr Kontakt halten. In vielen ihrer eigenen Briefe bedankt sie sich für „Ihre lieben Briefchen“. (Brief 184, o.ä.) 

Wenn Katharina geschrieben hätte „Mein Hauptgeschäft ist Briefe schreiben“, dann hätte man dem ohne weiteres zustimmen können. Sie hat ja wirklich viele Briefe geschrieben – mehr noch als uns erhalten sind; und dies, obwohl ihr das gar nicht so leicht fiel. Aber – wie gesagt – es ging ihr darum, den Kontakt zu den Schwestern lebendig zu erhalten. Vor allem ging es ihr darum, ihren Schwestern immer wieder Hilfestellungen zu geben für ihr geistliches Leben. Ihr war wichtig, dass wir vor Gott bestehen können. 

„Beten wir täglich vereint mit- und füreinander, damit der Herr mit Freude sehen kann auf unser Wirken und Arbeiten … als Dienstmägde Christi.“ (Brief 193) 

„Wandeln wir so in Gottes Gegenwart, dass Sie alle Ihre Berufspflichten gut verrichten und der liebe Gott alles sehen kann. Suchen wir dem lieben Gott allein gefallen zu wollen, Seine Ehre zu fördern …“ (Brief 72)
STH