Die Geschichte vom blinden Bartimäus
ist eine meiner Lieblingsgeschichten der Bibel. (Mk
10, 46-52) Da ist ein Mann, der hat von Jesus
gehört, und als er bemerkt, dass er in seine Nähe kommt, macht er sich mit
Nachdruck bemerkbar und lässt sich durch nichts davon abbringen. Als Jesus ihn
zu sich ruft und ihn fragt, was er will, sagt er ganz einfach: „Rabbuni, ich
möchte wieder sehen können.“
In diesen Tagen, in denen wir die
Heiligsprechung von Katharina Kasper feiern, fällt mir bei dieser
Bibelerzählung auch sofort die Heilige des Westerwaldes ein. Viel hörte sie von
diesem Jesus von Nazareth in der Schule und im Gottesdienst, die sie beide mit
Begeisterung besuchte. Gott kam ihr nahe, und sie machte sich ihm bemerkbar –
zunächst schon als Kind. Da wollte sie verrückt sein, verrücken, abrücken von
den gängigen Normen für Frauen in ihrer Zeit. Sie wollte abrücken, verrücken von
der Erwartung Hof, Herd, Kinder. Sie wollte ganz im Gegenteil arm, gehorsam und
ganz für Gott leben. Und davon ließ sie sich von niemandem abhalten – weder von
der Familie (ihre Mutter verstand nicht, dass sie oft beichten ging), nicht von
den Geistlichen (die ihr teilweise Knüppel zwischen die Beine warfen), nicht
von der Gesellschaft (die sie teilweise für wirklich verrückt erklärte). Und
Jesus hörte sie und rief sie, und ganz klar formulierte sie ihre Bitte, ihren
Wunsch: „Ich will Arme Dienstmagd Jesu Christi sein.“
Wie der blinde Bartimäus glaubte
Katharina. Sie glaubte und vertraute grenzenlos, bedingungslos. Das setzte bei
ihr Fähigkeiten frei. Unmögliches wurde möglich. Unglaubliches wurde
Wirklichkeit. Unvorstellbares wurde greifbar.
Wie Bartimäus folgte auch Katharina
auf Jesu Weg, d.h. sie lebte die Hingabe an ihn: „Mein Jesus, mein alles. Mein
Jesus, mein Leben. Mein Jesus, mein Gewinn. Alles für Gott, alles mit Gott…!“ (Brief 97) Katharina
– sie kann Vorbild auch für heute sein.
STH