Eines ist sicher: Jesus
bricht im Gleichnis vom klugen Verwalter
keine Lanze für maßlosen Kapitalismus. Der hebräischen Geldeinheit dürfen wir
schon die Bedeutung unserer deutschen Übersetzung geben: nämlich Talente.
Jeder von uns hat Talente –
Gaben und Fähigkeiten – mit auf den Lebensweg bekommen. Für die sind wir
verantwortlich, mit denen sollen, ja müssen wir arbeiten, wir können und dürfen
sogar mit ihnen wuchern.
Jeder von uns hat Talente
bekommen. Zugegeben, nicht immer sind die sofort sichtbar. Aber wir sollten
auch nicht Großes oder Außergewöhnliches erwarten und sehen wollen.
Katharina Kasper brachte auch
keine super Voraussetzungen mit. Sie war ein schwächliches, kränkliches Kind,
das deshalb die Schule nicht regelmäßig besuchen konnte. Sie war sowieso nur an
Religion interessiert. Das war damals schon ein Interesse, mit dem man keine
Erfolge feiern konnte.
Schon als Kind zeigte sich,
dass Katharina zuhören konnte. Sie besuchte Kranke, setzte sich an ihr Bett und
ließ sie reden. Schon als Kind zeigte sich, dass sie begeistern konnte. Sie
sammelte andere Kinder um sich, lehrte sie den Rosenkranz und ging mit ihnen
zum Heilborn. Schon als Kind zeigte sich, dass sie eine irre gute
Auffassungsgabe hatte und Dinge, die ihr wichtig waren, mitteilen konnte. Nach
dem Sonntagsgottesdienst wurde sie oft aufgefordert, die Sonntagspredigt für
die, die die Messe nicht besuchen konnten, zu wiederholen.
Als junge Frau zeigte sich,
dass Katharina eine ungeheure Ausdauer und Beharrlichkeit hatte. Wenn sie von
etwas überzeugt war, konnte sie nichts und niemand davon abbringen, bis es
realisiert war. Denken Sie nur an das erste kleine Häuschen. Als junge Frau
zeigte sich ihre Empathie. In dieses erste kleine Häuschen nahm sie schon eine
behinderte Frau und Kinder auf, die niemanden mehr hatten. Als junge Frau
bewies sie immer wieder ihren Mut – auch Obrigkeiten gegenüber, sei es dem
Bischof gegenüber, dem sie ganz klar sagte, wie ihre Gemeinschaft zu heißen
habe, sei es der Dorfobrigkeit gegenüber, die sie mal zur Rede stellen wollte,
warum sie in „Uniform“ durch die Gegend laufe.
Klar, das sind keine Talente, mit denen man glänzen und berühmt werden kann. Aber Katharina nutzte diese und all ihre anderen Talente, wucherte mit ihnen und nutzte sie für ihr Unternehmen. Als der Herr zu ihr kam und Rechenschaft von ihr verlangte – sie starb am 02. Februar 1898 -, da konnte sie ihm eine Ordensgemeinschaft mit fast 2000 Schwestern hinhalten und zahllose Elementarschulen und Kindergärten, Sozialstationen und Krankenhäuser. Ja, sie war bekannt geworden – im Westerwald und weit darüber hinaus, und dies durch scheinbar unbedeutende, unscheinbare, unauffällige Talente. Letztlich kommt es nur darauf an, die eigenen Talente zu nutzen und mit ihnen zu wuchern.
Aber auch nicht weniger …
STH