Die
Aufklärung im 18. Jahrhundert führte dazu, dass viele Fürsten und auch
Kirchenleute dem Ordensleben kritisch gegenüberstanden. Mit rein kontemplativen
Gemeinschaften – also Nonnen oder Mönche, deren Lebensschwerpunkt das Gebet war
- konnte man gar nichts anfangen. Wenn
sie sich nicht an der Schulbildung der Bevölkerung beteiligen wollten, bekamen
sie Schwierigkeiten. In Frankreich und in Gebieten unter französischer
Herrschaft kam es schließlich zur Enteignung und Aufhebung vieler Klöster.
Damit ist zu erklären, dass Katharina Kasper in ihrer Heimat – dem damaligen
Nassau – keine Klöster kannte.
Immanuel Kant, deutscher Philosoph der Aufklärung |
Im 19.
Jahrhundert wurden dann viele Ordensgemeinschaften gegründet, vor allem von
Frauen. Theresia Gerhardinger, Pauline Mallinkrodt, Rosa Flesch, Clara Fey,
Franziska von Schervier sind da zu nennen, und mit einigen von ihnen hatte
Katharina Kasper auch Kontakt. Jede dieser Frauen griff die sozialen Missstände
auf, um sich für die Menschen, die darunter zu leiden hatten, da zu sein.
Krankenpflege, Bildung und Kinderfürsorge sind da zu nennen. In ihre Zeit fiel
dann die Säkularisation, die den Klöstern das Leben ähnlich schwer machte wie
die Folgen der Aufklärung. Vor allem durften die Ordensgemeinschaften keine
Novizinnen aufnehmen – Katharina litt auch unter dieser Tatsache, denn sie
hatte permanent Schwesternmangel im Blick auf die vielen Nöte. Manche
Ordensgemeinschaften starben damals aus. Nicht die Gemeinschaften der oben
erwähnten Frauen, sie existieren bis heute.
Worin
unterscheidet sich Katharina Kasper von den anderen Frauen?
Natürlich ist
da das Charisma, das sich deutlich unterscheidet von den anderen Charismen. Ihr
Charisma ist einzigartig in der Ordenslandschaft des 19. Jahrhunderts. Sie
verbindet das Bild des Gottesknechtes und das Fiat der Gottesmutter. Beides
findet seinen Ausdruck in dem Namen, den sie ihrer Gemeinschaft gegeben hat: Arme Dienstmägde Jesu Christi.
Außerdem
stand die Tätigkeit nie in der Mitte ihres Lebens. Immer war es der Herr, dem
sie leben wollte. Das muss notwendigerweise den Dienst an den Menschen folgen,
weil wir ihm in ihnen begegnen. Nie verlor sie aus den Augen, dass der Herr die
Priorität in ihrem Leben blieb. Und nie wurde sie müde, den Menschen nahe zu
bringen, wie wichtig ein Leben mit Gott ist.
Bischof Peter Josef Blum |
1859 – acht Jahre
nach der Gründung der Gemeinschaft – schreibt Bischof Peter Josef Blum aus
Limburg an den Papst in Rom: „In Dernbach, einem kleinen Dorf nahe der
Stadt Montabaur, in der Diözese Limburg, strebte die fromme Jungfrau Katharina
Kasper, die von ehrbaren Eltern, armen Bauersleuten, abstammte, seit früher
Jugend danach, mit Gottes Hilfe und aus allen ihren Kräften sich selbst und
auch andere gemäß ihrem Stand zu einem wahrhaft christlichen und heiligen Leben
zu führen. Um das besser und wirksamer zu erreichen, als es ihr damals in ihrem
Elternhaus in Dernbach möglich war, erwog sie den Gedanken, sich bei einer christlichen
Familie, in der sie nicht gezwungen wäre, den ganzen Tag mit Arbeiten zu
verbringen, als Dienstmagd zu verdingen. Da aber die Mutter, die schon in
vorgerücktem Alter stand und arm war, ihre Tochter Katharina noch notwendig
brauchte, nahm diese sich, da sie anderen nicht dienen konnte, schließlich vor,
sich alsdann als treue Dienstmagd Jesu Christi zu erweisen und darum die Zeit,
die ihr nach getaner harter Handarbeit täglich übrig blieb, ganz darauf zu
verwenden, Kranke zu besuchen und zu pflegen und ihre Nächsten zur Liebe Jesu
Christi zu führen.“
Diese
einfache Frau aus dem Westerwald ist wirklich ein Geschenk an die Menschen –
damals und heute.
STH