Manchmal ist
einem Katharinas Sprache doch echt fremd. Dann merkt man, dass sie doch aus
einem anderen Jahrhundert kommt. Aber wir sollten ihre Worte nicht einfach beiseitelegen
– bringt mir ja doch nichts. Nein, gerade dann, wenn wir auf dem ersten Blick
nichts mit ihnen anfangen können, sollten wir über ihre Worte nachdenken. Und
wir werden erkennen, wie aktuell sie heute noch sind; und – sie bringen uns
was.
So eine
schwierige Aussage habe ich in Brief 25 gefunden:
„Was verlangt der liebe Gott von einer
jeden von uns? Und die Antwort können wir uns leicht geben: wollen wir
glücklich sein in Gott, so müssen wir aus uns selbst herausgehen, uns
losschälen und entäußern von unserer verkehrten Selbstliebe und die verkehrte
Welt hassen und verabscheuen. Sind wir frei von dieser verkehrten Selbstliebe
und ihrem Anhange, so ist unsere Seele auch befreit von ihren bitteren
Wirkungen und Aufregungen.“
Stimmt doch,
was ich gesagt habe, oder? Aber – klicken Sie nicht einfach weg. Bleiben Sie.
„Wir müssen aus uns selbst
herausgehen, uns losschälen und entäußern von unserer verkehrten Selbstliebe
und die verkehrte Welt hassen und verabscheuen.“
Ich glaube,
Katharina Kasper will uns nichts anderes sagen, als dass wir offen bleiben für
den Mitmenschen, dass wir auf ihn zugehen.
Wenn ich eine
Frucht schäle, dann befreie ich sie von der Schale. Wenn ich mich entäußere,
dann entferne ich das Außen und lege das Innen frei. Es geht also um
Freiwerden, Befreiung, und zwar von der verkehrten Selbstliebe.
Wir sollen
uns selbst lieben; sonst können wir auch nicht den Nächsten lieben. Aber
Egoismus macht uns unfrei und kapselt uns ab vom Mitmenschen. Der Egoismus
gehört auch zu der „verkehrten Welt“. Damit ist eigentlich alles gemeint, was
Leben beeinträchtigt, schadet, vielleicht zerstört. All das sollen wir
verabscheuen und meiden.
Also, das
Wort ist gar nicht so schwierig, oder? Im Klartext: Wir sollen gegen unseren Egoismus angehen und auf den Mitmenschen
zugehen. Wir sollen uns frei machen von allem, was nicht gut ist, und –
wir werden glücklich sein. Es ist einen Versuch
wert, oder?
STH