„Der hochwürdige Herr Superior teilt mir in einem
Schreiben mit, dass Eure Bischöflichen Gnaden dafür seien, dass Schwestern nach
Amerika geschickt würden. Ich möchte Ihnen, Hochwürdigster Herr, auch meine
Ansicht darüber mitteilen. Da ich nun weiß, dass Eure Bischöflichen Gnaden
dafür sind, dass Schwestern nach Amerika geschickt werden, so erkenne ich darin
für mich den heiligen Willen Gottes, dem ich recht gerne meine Ansicht
unterwerfe. Denn vom natürlichen Standpunkte aus betrachtet, wäre es mir schwer
gefallen, ein entschiedenes Urteil in dieser so wichtigen Sache abzugeben. Der
liebe Gott wolle zu diesem wichtigen Unternehmen seine Gnade der Genossenschaft
verleihen. Die Schwestern und ich schicken täglich unser schwaches Gebet zum
Himmel, damit Gottes heiliger Wille geschehe und die Absichten des lieben
Gottes an der Genossenschaft in Erfüllung gehen mögen.“ (Brief 7)
Sie hat sich die Entscheidung
wirklich nicht leicht gemacht, die Katharina Kasper. Aber die Entscheidung war
ja auch nicht leicht. Die Gemeinschaft war gerade mal 15 Jahre alt. Jede
Schwester wurde im eigenen Land gebraucht. Amerika war weit entfernt, nur mit
dem Schiff nach Wochen zu erreichen. Schwestern, die dort hingehen würden,
kämen nicht mehr zurück, und man könnte sie ja auch nicht einfach mal besuchen
gehen. Und dann – wie sah es in dem Land aus? Es war noch die Zeit, die wir
heute als den Wilden Westen bezeichnen mit Cowboys und Indianern.
Nein, Katharina macht sich
die Entscheidung nicht leicht. Vor allem geht es ihr dabei um die Frage: Ist es
der Wille Gottes, dass sie Schwestern nach Amerika schickt? Wenn es nicht der
Wille Gottes ist, dann ist ein solches Unternehmen sowieso dem Untergang
geweiht.
Ja, und dann lässt Bischof
Blum sie wissen, dass er es gut findet, wenn Katharina Schwestern nach Amerika
schickt. Das gibt für sie den Ausschlag. Denn Bischof Blum ist ihr geistlicher
Berater, ein weiser und weitblickender Mann und hat nur das Wohl der
Gemeinschaft im Blick. Katharina hält ihm gegenüber nie zurück mit ihrer
Ansicht und Meinung. Aber sie lässt sich auch überzeugen oder zumindest
umstimmen.
Wir sind ja oft ziemlich
schnell mit unseren Entscheidungen. Schnellschüsse sind uns nicht fremd. Und
dann müssen wir Rückzieher machen. Nicht selten aber ist dann schon etwas
passiert, was nicht so leicht zu korrigieren ist. Katharina lehrt uns: Auf den
Willen Gottes kommt es an. Den können wir heute genauso erkennen wie sie ihn
erkennt. Da ist zunächst das Gebet. Dann haben wir einen Verstand, den wir
einsetzen können. Und einen Menschen, dessen Meinung uns ganz wichtig ist, den
gibt es sicher auch in unserem Leben. Das braucht unter Umständen Zeit. Aber
die dürfen wir uns auch nehmen.
Denn immer kommt es darauf
an, dass „Gottes heiliger Wille geschehe
und die Absichten des lieben Gottes … in Erfüllung gehen.“ Dann wird es
gut.
STH