Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 6. Juni 2015

Entscheidungsschnellschüsse sind ihr fremd

„Der hochwürdige Herr Superior teilt mir in einem Schreiben mit, dass Eure Bischöflichen Gnaden dafür seien, dass Schwestern nach Amerika geschickt würden. Ich möchte Ihnen, Hochwürdigster Herr, auch meine Ansicht darüber mitteilen. Da ich nun weiß, dass Eure Bischöflichen Gnaden dafür sind, dass Schwestern nach Amerika geschickt werden, so erkenne ich darin für mich den heiligen Willen Gottes, dem ich recht gerne meine Ansicht unterwerfe. Denn vom natürlichen Standpunkte aus betrachtet, wäre es mir schwer gefallen, ein entschiedenes Urteil in dieser so wichtigen Sache abzugeben. Der liebe Gott wolle zu diesem wichtigen Unternehmen seine Gnade der Genossenschaft verleihen. Die Schwestern und ich schicken täglich unser schwaches Gebet zum Himmel, damit Gottes heiliger Wille geschehe und die Absichten des lieben Gottes an der Genossenschaft in Erfüllung gehen mögen.“ (Brief 7)

Sie hat sich die Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht, die Katharina Kasper. Aber die Entscheidung war ja auch nicht leicht. Die Gemeinschaft war gerade mal 15 Jahre alt. Jede Schwester wurde im eigenen Land gebraucht. Amerika war weit entfernt, nur mit dem Schiff nach Wochen zu erreichen. Schwestern, die dort hingehen würden, kämen nicht mehr zurück, und man könnte sie ja auch nicht einfach mal besuchen gehen. Und dann – wie sah es in dem Land aus? Es war noch die Zeit, die wir heute als den Wilden Westen bezeichnen mit Cowboys und Indianern.
 
Diese Vögel gab es im 19.Jh. noch nicht.
(hamburg-photos-bilder/pixelio)
Nein, Katharina macht sich die Entscheidung nicht leicht. Vor allem geht es ihr dabei um die Frage: Ist es der Wille Gottes, dass sie Schwestern nach Amerika schickt? Wenn es nicht der Wille Gottes ist, dann ist ein solches Unternehmen sowieso dem Untergang geweiht.

Ja, und dann lässt Bischof Blum sie wissen, dass er es gut findet, wenn Katharina Schwestern nach Amerika schickt. Das gibt für sie den Ausschlag. Denn Bischof Blum ist ihr geistlicher Berater, ein weiser und weitblickender Mann und hat nur das Wohl der Gemeinschaft im Blick. Katharina hält ihm gegenüber nie zurück mit ihrer Ansicht und Meinung. Aber sie lässt sich auch überzeugen oder zumindest umstimmen.

Wir sind ja oft ziemlich schnell mit unseren Entscheidungen. Schnellschüsse sind uns nicht fremd. Und dann müssen wir Rückzieher machen. Nicht selten aber ist dann schon etwas passiert, was nicht so leicht zu korrigieren ist. Katharina lehrt uns: Auf den Willen Gottes kommt es an. Den können wir heute genauso erkennen wie sie ihn erkennt. Da ist zunächst das Gebet. Dann haben wir einen Verstand, den wir einsetzen können. Und einen Menschen, dessen Meinung uns ganz wichtig ist, den gibt es sicher auch in unserem Leben. Das braucht unter Umständen Zeit. Aber die dürfen wir uns auch nehmen.

Denn immer kommt es darauf an, dass „Gottes heiliger Wille geschehe und die Absichten des lieben Gottes … in Erfüllung gehen.“ Dann wird es gut.
STH