Letzten Sonntag waren wir eingeladen beim Grafen Walderdorff
in Molsberg; das ist ein kleines Dorf im Westerwald. Zu dieser Ehre kamen wir,
weil der Graf eine Reliquie von Katharina Kasper in die Schlosskapelle
überführte.
Dieses Ereignis im Mai 2013 wurzelt in einer für Katharina
schwierigen Situation im Jahre 1877. Da staunen Sie, nicht wahr?
Wie Sie wissen, herrschte von 1875 bis 1882 der Kulturkampf in Deutschland. In dieser Zeit nahm
der Staat in manchen Fällen den Klöstern und religiösen Einrichtungen, die sich
mit der Erziehung befassten, alles, was
einen Wert darstellte. Dazu gehörten vor allem Häuser und Ländereien. Viele
Ordensleute wurden ja auch vertrieben.
Molsberg liegt keine 20 km von Dernbach entfernt. Da im
19.Jh der Adel besonders in ländlichen Gegenden noch von großer Bedeutung war
und man im Westerwald inzwischen auch Katharinas Werk kannte, lag es für sie
nahe, den Grafen darum zu bitten, die Mobilien und Immobilien des Klosters auf
seinen Namen zu übernehmen, um dem staatlichen Zugriff auf diese Güter
vorzubeugen. Der Graf seinerseits verpflichtet sich, die Mobilien und
Immobilien, falls Katharina Kasper das wünsche, ihr, „der Generaloberin der
Genossenschaft der Dienstmägde Christi, oder, sollte diese Genossenschaft nicht
mehr bestehen, deren Bevollmächtigten … ohne allen Ersatz und Vergütung,
welcher Art und Weise es sei, frei, wie wir sie gekauft haben, zurückzugeben
und verpflichten auf das Heiligste unsere Erben, welche diese Immobilien und Mobilien
von uns erben sollten, dieselben an oben genannte Generaloberin oder deren
Bevollmächtigten ohne Ersatz und Vergütung frei zurückzugeben, und zwar ohne
neue Lasten, welche bei Ankauf derselben noch nicht darauf lasteten.“ (Band II,
zu Brief 16) Und so unterließ es der preußische Staat, den
Klosterbesitz anzutasten. Ganz richtig merkt der Urenkel des damaligen Grafen
am vergangenen Sonntag an: „Wer weiß, was aus der jungen Gemeinschaft geworden
wäre, wenn mein Urgroßvater damals nicht so gehandelt hätte.“
Grabplatte des Grafen Wilderich von Walderdorff in der Krypta der Schlosskapelle |
1889 teilt Katharina Kasper dem
Grafen Walderdorff mit, dass sie das Klostergut wieder zurückkaufen wolle. „Nie wird unsere Kongregation vergessen,
was Sie, gnädigster Herr Graf, in der Zeit der Bedrängnis uns getan, und für
alle Zeiten wird das gräfliche Haus Walderdorff in unsere täglichen Gebete besonders
eingeschlossen bleiben. In steter dankbarer Verehrung Ew. gräflichen Gnaden
dankbar ergebenste Dienerin Schw. Maria G. Oberin“ (Band II, Brief 129)
Unsere Provinzoberin erneuerte am
vergangenen Sonntag dieses Versprechen.
Ja, und wir waren betroffen und
begeistert von dem großen Vertrauen, das Katharina damals zum Grafen gehabt
hat. Er starb übrigens im selben Jahr wie Katharina. STH