Für mich ist die Spiritualität der Katharina Kasper eine
Alltagsspiritualität. Damit will ich sagen: Ihre Spiritualität hilft mir,
meinen Alltag zu leben. Das habe ich letzte Woche an ein paar wenigen Beispielen
verdeutlicht. Heute möchte ich etwas hinzufügen.
Mit den Kreuzen in unserem Leben, das ist ja auch so eine
Sache. „Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir
nach.“ Mit diesem Wort aus der Bibel hatte ich lange Zeit große Probleme. Ich
wehrte mich dagegen, all das, was mir schwerfiel, als Kreuz zu bezeichnen. All
das konnte ich doch nicht vergleichen mit dem Kreuz Christi. Auch da ist mir
Katharina eine Hilfe. Zum einen empfand sie wahrscheinlich ein wenig so, wie
ich es gerade beschrieben habe. Zum anderen war sie sich durchaus bewusst, wie
schwer Mühen, Anstrengungen, Belastungen etc. zu tragen sein können. Und so
fordert sie uns auch auf, von Gott eine große Kreuzesliebe zu erbitten „und
großmütig und mit Vertrauen dem lieben Jesus nach(zu)eilen mit unserem bisschen
Kreuz“ (Brief 137). Kreuz ist es also doch, aber im Vergleich zu seinem
Kreuz eben nur ein bisschen Kreuz. Und ganz oft spricht sie auch von dem „Kreuzchen“, das wir mit Seiner Hilfe
tragen sollen und können.
Ein letztes Wort möchte ich erwähnen. „Unsere Hauptwirksamkeit muss immer sein und bleiben, alles und
allezeit im Dienste Gottes wirken, arbeiten und ertragen und entsagen. ... Ich
sage Ihnen immer und immer wieder: alles für Gott und das Wohl des Nächsten.“
(Brief 239) Wenn wir das im Blick behalten, dann merken wir sehr schnell, dass
das nur möglich ist, indem wir uns selbst zurücknehmen, indem wir uns selbst
nicht so wichtig nehmen, indem wir unsere eigenen Empfindlichkeiten
zurückstellen. Alles für Gott und das Wohl des Nächsten – das fordert Demut von
mir. „Die Demut ist die notwendigste
[aller] Tugend[en].“ (Brief 24)
Ich denke, Ihnen fallen auch noch so einige Dinge ein, die
Sie zur Alltagsspiritualität Katharinas zählen. Was sie uns sagt, das trägt wirklich
durch den Alltag und im Alltag. Und wenn wir versuchen, so zu handeln wie sie,
dann bekommen wir – wie sie – eine Weite und Leichtigkeit, die uns zu fliegen
ermöglicht. Und wie Katharina erheben wir uns - dem Adler gleich – in die Lüfte
und fliegen der Sonne – Jesus Christus – entgegen.
STH