Für mich ist die Spiritualität der Katharina Kasper eine
Alltagsspiritualität. Damit will ich sagen: Ihre Spiritualität hilft mir,
meinen Alltag zu leben. Das will ich an ein paar wenigen Beispielen verdeutlichen.
1. Sicher ist das Ihnen das auch schon so gegangen: Voller
Idealismus und Tatendrang haben Sie etwas Neues angefangen. So geht es auch,
wenn ich in eine Gemeinschaft eintrete. Ich habe tolle Vorstellungen und Ideen,
was ich alles tun und vollbringen will. Und früher oder später stellt man fest:
Irgendwie klappt das so nicht. Mir ging das so. Ich stellte fest: dafür bin ich
nicht der Typ, dafür fehlen mir die Fähigkeiten, dafür bin ich noch viel zu
jung. Das kann frustrieren und deprimieren. – Katharina Kasper sagt dazu: „Nichts Außergewöhnliches verlangt der
liebe Gott von uns, aber unser ganzes Herz mit allem, was wir haben, geben wir
ihm.“ (Brief 209) Ich finde, das ist unglaublich entlastend. Wir müssen die
Welt nicht verändern. „Wenn wir tun, was
wir können, so ist der liebe Gott zufrieden.“ (Brief 65) Und wir können
viel tun, auch wenn es nicht das ist, was wir uns in unseren kühnsten Träumen
vorstellen.
2. Ja, dieser Gedanke ist entlastend. Und er schenkt
Gelassenheit. Wenn wir tun, was wir können, dann kann Gott mit dem arbeiten,
mag es noch so wenig sein. Und dann wird er damit arbeiten und Großes damit
bewirken – ja, Großes, auch wenn es nicht meinen Vorstellungen entspricht und
auch wenn es nicht dann geschieht, wann ich es mir wünsche. Von Katharina
Kasper ist auch das Wort überliefert: „Was
man nicht ändern kann, muss man ruhig gehen lassen; der liebe Gott hat seine
Zeit, man darf dem lieben Gott nicht vorarbeiten wollen, sondern muss warten,
bis seine Stunde gekommen ist.“ (Sr. Corona, Nr. 156)
3. Der Alltag hält ja viel Mühen und Unannehmlichkeiten
bereit. Immer wieder werden wir Opfer unserer eigenen Schwächen und
Begrenzungen; und so manche Überraschungen durchkreuzen unsere Pläne und
Vorstellungen. Je nachdem wie wir veranlagt sind, reagieren wir
niedergeschlagen oder ärgerlich, sind mürrisch oder sogar ungehalten und lassen
das vielleicht auch unsere Mitmenschen spüren. Da fand ich mal dieses Wort von
Katharina: „Nehmen wir die Mühen,
Beschwerden, Kreuze, Prüfungen, Schwächen und Gebrechen körperlicher und
geistiger Art und alles, was uns begegnet, an als vom lieben Gott geschickt
oder zugelassen, tragen und dulden wir sie aus Liebe zu Gott.“ (Brief 67)
Jetzt mag manch einer sagen: Das oder das lässt doch Gott nicht zu. Mag sein.
Aber der Gedanke, dass er es zugelassen hat, ist schon sehr hilfreich. Denn
wenn er es zugelassen hat, dann will er mir ja etwas damit sagen. Und wenn er
mir etwas damit sagen will, dann ist es wesentlich leichter zu ertragen, als
wenn der liebe Mitmensch – der liebe Mitbruder oder die liebe Mitschwester mir
da ein Bein gestellt hat. Diese Erfahrung habe ich jedenfalls gemacht.
Das sind schon mal ein paar Anregungen für den Alltag. J
Nächste Woche gebe ich Ihnen noch ein paar. Katharinas Spiritualität ist
einfach – wunderbar …
STH