Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 19. Januar 2013

Legenden sind widerstandsfähig …

Es ist schon interessant, wie widerstandsfähig Legenden sind. Ich meine Geschichten, die jeglicher Grundlage entbehren. Und wenn man darauf aufmerksam macht, wie unsinnig solche Geschichten sind, dann bekommt man zur Antwort: „Ach, lass mir doch meinen Glauben. Das sind doch so schöne Geschichten.“ So eine Haltung finde ich einfach nur irre.

Solche Geschichten gibt es auch bei Katharina Kasper. Zum Beispiel die, dass Katharina wiederholt zum Bischof von Limburg ging, um ihm ihr Anliegen vorzutragen: in einer religiösen Gemeinschaft den Kranken und Kindern zu dienen. Der Bischof ließ sie an der Tür abweisen, schickte sie fort, ließ aber ihr Körbchen für die Armen füllen. Und das passierte einige Male. Dazu muss man wissen, dass der Weg von Dernbach nach Limburg und zurück zu Fuß zurückgelegt wurde und fünf Stunden dauerte.

Was ist daran schön? Vor allem: Wie kommt so eine Geschichte zustande, zumal die Chronik etwas ganz anderes sagt? In der Chronik des ersten Spirituals der Gemeinschaft Johann Jakob Wittayer lesen wir:

Bischof Peter Josef Blum (1850)
„Mehrere Jungfrauen, welche sie durch ihr Beispiel und ihre Worte zu dem Entschluß gebracht hatte, ein Gott wohlgefälliges Leben zu führen, hatten sich ihr angeschlossen. Unter der Leitung ihres gemeinsamen Beichtvaters, Herrn Decan Heimann zu Montabaur, lebten sie nach einer von diesem gutgeheißenen Regel, wonach sie, jede in ihrer Familie wohnend und arbeitend,… die Sonn- und Festtage durch Gebet und Empfang der hl. Sakramente und gemeinsame Lesung zu heiligen und, soweit es die häuslichen Verhältnisse gestatteten, Kranke zu besuchen und zu pflegen hatten. So lebten sie mehrere Jahre, sich übend in der Tugend und in den Werken der Barmherzigkeit. Der Herr ließ nun immer mehr die Jungfrau Katharina Kasper erkennen, daß ihr gegenwärtiges Leben und Arbeiten nur ein Anfang zu einem größeren Werke sei. Innerlich unaufhörlich gedrängt, ging sie zum Hochwürdigsten Herrn Bischof Dr. Peter Joseph Blum, und sprach sich über das, was ihr bisher im geistigen Leben vorgekommen sei und wozu sie sich besonders angetrieben fühle, aus, sowie darüber, wie sie bisher gelebt und in den letzten Jahren im Verein mit einigen Jungfrauen die Werke der  christlichen Nächstenliebe geübt habe. Es war dies im 27. Lebensjahre, im Jahre 1846. Der  Hochwürdigste Herr Bischof erkannte alsbald die Hand und das Walten des Herrn, und ermunterte sie, in der bisherigen Weise fortzufahren, ohne jedoch ihr irgendwelche günstige Aussichten für die Zukunft zu geben. Von jetzt an fühlte sie sich öfter getrieben, dem Herrn Bischof vorzutragen, was sie innerlich beschäftigte, bei welchem allein sie sich auch nur aussprechen konnte. Nachdem derselbe sie wiederholt gesprochen, geprüft und als für ein besonderes Werkzeug berufen gefunden hatte, gab er  seine Zustimmung zum Anfange. …“

Das hört sich doch ein bisschen anders an, oder? Der Bischof wurde – bis zu seinem Lebensende, durch alle Höhen und Tiefen hindurch – für Katharina das, was wir heute als geistlichen Begleiter bezeichnen würden. Die Briefe, die uns erhalten sind, zeigen, wie offen und herzlich ihr Verhältnis zum Bischof ist, - und das immer.
STH