Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 12. Januar 2013

Ein Brief

Liebe Mutter Maria Katharina,

vor mir steht Dein Bild, das Foto. Ich liebe dieses Foto. Schon als ich dem Bild das erste Mal begegnete, hat es mich fasziniert - Dein fester, unerschütterlicher Blick, der mich anschaut, der in mich hineinschaut; die leicht aufeinanderliegenden Lippen, die so lebendig wirken wie Deine Augen; und je länger ich Dich anschaue, umso mehr gewinne ich den Eindruck, dass ein leises Lächeln um Deine Lippen spielt, als blinzelten die Fältchen in Deinen Augenwinkeln, und ich kann mir gut vorstellen, wie Du mir schmunzelnd zuzwinkerst. Und dazu hast Du sicher oft Grund, seit Du mich in Deine Gemeinschaft gerufen hast. Ja, ja, bevor Du jetzt abwinkst, korrigiere ich mich lieber selbst: Du warst nur Werkzeug, gerufen hat der liebe Gott.

Weißt Du noch, wie alles anfing? An einem Sonntagnachmittag fiel mir ein Buch über Dich in die Hände, und aus lauter Langeweile fing ich darin zu lesen an. Und dann konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, und als ich es zu Ende gelesen hatte, da wusste ich: So wie diese Frau - das warst Du - möchte ich auch leben. Dein Leben, Dein Lebensstil, Deine Lebenshaltung hatten mich angesprochen, nein, mehr noch: betroffen gemacht. Damals hätte ich aber nicht sagen können, was mich eigentlich so faszinierte.

Damals und seitdem immer wieder neu fasziniert mich Deine unerschütterliche Liebe zu Gott. Diese Liebe ließ Dich ein solches Vertrauen haben, dass Du Dinge fertiggebracht hast, die Dir nie jemand zugetraut hätte, dass Du den einmal eingeschlagenen Weg unbeirrt weitergehen konntest, dass Du in allem den Willen Gottes sehen konntest. Auf der einen Seite wurde dadurch manches vielleicht leichter; denn wenn die Probleme oder Schwierigkeiten, denen Du begegnet bist, der Wille Gottes waren, dann - davon warst Du ja überzeugt - meinte er es letztlich nur gut mit Dir. Auf der anderen Seite konnte es vieles auch schwerer machen. Die Frage „warum?“ war Dir sicher nicht unbekannt, auch wenn Du den Willen Gottes über alles gesetzt hast. Du hast diesen Willen sicher auch nicht immer verstanden, sonst hättest Du nicht gesagt, dass wir Gottes Willen tun müssen, „auch wenn das Herz dabei bluten muss“.

Übrigens, liebe Mutter Maria Katharina, vor kurzem habe ich selbst erfahren, was das heißt. Du weißt sicher, wie sehr Du mir geholfen hast in diesen Wochen, nicht wahr? Ich musste oft und oft an Deine Aussage denken: „Was man nicht ändern kann, muss man ruhig gehen lassen; der liebe Gott hat seine Zeit, man darf dem lieben Gott nicht vorarbeiten wollen, sondern muss warten, bis seine Stunde gekommen ist.“ Dieses Wort liegt immer auf meinem Schreibtisch. Aber jetzt hatte ich das Gefühl, Du lächelst mich an und sprichst es mir zu - eigens mir. Und wie so oft schon, war mir dieses Dein Wort auch in dieser Situation eine große Hilfe.

Du hast recht: wie not tut uns die Gelassenheit! In jeder Beziehung! Im Blick auf die eigene Arbeit, die einem nur zu oft über den Kopf zu wachsen droht, im Blick auf die Entwicklung der Gemeinschaft, im Blick auf die Entwicklung in unserer Zeit und und und. Es stimmt, und Du hast das sicher oft erfahren, wie ruhig man wird, wenn dieser Glaube stark ist in uns.

Liebe Mutter Maria Katharina, es hat mir Freude gemacht, mich mit Dir zu unterhalten. Ich könnte das jetzt so stundenlang weitermachen. Ja, ich höre Dich schon: „Kind, bist du mit deiner Arbeit schon fertig?“ Bin ich nicht. Von daher – DANKE!

In Liebe bin ich
Deine STH