Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Samstag, 11. Mai 2013

Vergangenheit wirkt in die Gegenwart hinein


Letzten Sonntag waren wir eingeladen beim Grafen Walderdorff in Molsberg; das ist ein kleines Dorf im Westerwald. Zu dieser Ehre kamen wir, weil der Graf eine Reliquie von Katharina Kasper in die Schlosskapelle überführte.

Dieses Ereignis im Mai 2013 wurzelt in einer für Katharina schwierigen Situation im Jahre 1877. Da staunen Sie, nicht wahr?

Wie Sie wissen, herrschte von 1875 bis 1882 der Kulturkampf in Deutschland. In dieser Zeit nahm der Staat in manchen Fällen den Klöstern und religiösen Einrichtungen, die sich mit der Erziehung befassten,  alles, was einen Wert darstellte. Dazu gehörten vor allem Häuser und Ländereien. Viele Ordensleute wurden ja auch vertrieben.

Molsberg liegt keine 20 km von Dernbach entfernt. Da im 19.Jh der Adel besonders in ländlichen Gegenden noch von großer Bedeutung war und man im Westerwald inzwischen auch Katharinas Werk kannte, lag es für sie nahe, den Grafen darum zu bitten, die Mobilien und Immobilien des Klosters auf seinen Namen zu übernehmen, um dem staatlichen Zugriff auf diese Güter vorzubeugen. Der Graf seinerseits verpflichtet sich, die Mobilien und Immobilien, falls Katharina Kasper das wünsche, ihr, „der Generaloberin der Genossenschaft der Dienstmägde Christi, oder, sollte diese Genossenschaft nicht mehr bestehen, deren Bevollmächtigten … ohne allen Ersatz und Vergütung, welcher Art und Weise es sei, frei, wie wir sie gekauft haben, zurückzugeben und verpflichten auf das Heiligste unsere Erben, welche diese Immobilien und Mobilien von uns erben sollten, dieselben an oben genannte Generaloberin oder deren Bevollmächtigten ohne Ersatz und Vergütung frei zurückzugeben, und zwar ohne neue Lasten, welche bei Ankauf derselben noch nicht darauf lasteten.“ (Band II, zu Brief 16)  Und so unterließ es der preußische Staat, den Klosterbesitz anzutasten. Ganz richtig merkt der Urenkel des damaligen Grafen am vergangenen Sonntag an: „Wer weiß, was aus der jungen Gemeinschaft geworden wäre, wenn mein Urgroßvater damals nicht so gehandelt hätte.“

Grabplatte des Grafen Wilderich von Walderdorff
in der Krypta der Schlosskapelle
1889 teilt Katharina Kasper dem Grafen Walderdorff mit, dass sie das Klostergut wieder zurückkaufen wolle. „Nie wird unsere Kongregation vergessen, was Sie, gnädigster Herr Graf, in der Zeit der Bedrängnis uns getan, und für alle Zeiten wird das gräfliche Haus Walderdorff in unsere täglichen Gebete besonders eingeschlossen bleiben. In steter dankbarer Verehrung Ew. gräflichen Gnaden dankbar ergebenste Dienerin Schw. Maria G. Oberin“ (Band II, Brief 129)

Unsere Provinzoberin erneuerte am vergangenen Sonntag dieses Versprechen.
Ja, und wir waren betroffen und begeistert von dem großen Vertrauen, das Katharina damals zum Grafen gehabt hat. Er starb übrigens im selben Jahr wie Katharina. STH