Katharina adlergleich

Katharina adlergleich
Vergiss nicht, dass du Flügel hast ...

Freitag, 30. März 2012

Kreuz absägen

„Die Menschen waren mit ihren Kreuzen unterwegs und mühten sich ab mit ihrer Last. Da wurde einem von ihnen sein Kreuz zu schwer. Kurzerhand sägte er ein gutes Stück ab.
Nach langer Pilgerschaft kamen alle an einen gähnenden Abgrund. Keine Brücke führte in das Land, das ewige Freude und Gottes Nähe versprach. Nach kurzem Zögern kamen sie auf den Gedanken: Jeder lege sein Kreuz über den Abgrund. Und siehe da: jedes passte genau von der einen Seite zur anderen. Der aber sein Kreuz abgesägt hatte, um es sich leichter zu machen, stand nun betroffen und verzweifelt.“

Bei dieser Legende muss ich immer an Katharina Kasper und ihre Haltung zum Kreuz denken. Vielleicht geht es Ihnen ja jetzt genauso, nachdem wir schon einige ihrer Worte zum Kreuz angeschaut haben.
In dieser Geschichte wird ganz deutlich, dass „Kreuz … doch kein schlimmes Zeichen [ist], sondern vielmehr ein gutes Zeichen“ (Brief 163).
Hier wird deutlich, dass Kreuz und Leiden „so notwendig für uns sind“ (Brief 33).

Der Mann, der sein Kreuz absägte, ist ja rein menschlich gesehen irgendwie zu verstehen. Uns wird unser Kreuz ja auch manchmal ziemlich schwer. Und bestimmt geht es Katharina Kasper auch nicht anders mit ihren Kreuzen. Aber wie schon gesagt: sie klagt nicht, lamentiert nicht. Ganz im Gegenteil. Sie weiß aber auch, dass das nicht natürlich und nicht einfach ist.

„Beten wir so recht inständig um die wahre Kreuzesliebe, die uns mächtig anregt, alles Schwere und Bittere, was uns schwachen Menschenkindern hart ankommt, zu ertragen.“ (Brief 107)

Sie erinnert und ermahnt immer wieder, „um große Kreuzesliebe [zu] bitten“. (Brief 118) Wir müssen sie von Gott erbitten, weil wir das Kreuz nicht von uns aus lieben können. Sie weiß ganz genau: „Die Kreuzesliebe müssen wir uns von dem lieben Gott so recht erbitten. Dann leiden wir gewiss gerne, nicht wahr?“ (Brief 207)

Gerne leiden? Das kann man bestimmt nur, wenn man wie Katharina total in Liebe auf Jesus Christus ausgerichtet ist.

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Karwoche!
STH

Samstag, 24. März 2012

Gnadenerweise?!

Für viele ist Katharina Kasper eine Mystikerin. Ein Mystiker ist ein Mensch, dem Gott begegnet ist, der Gott begegnet ist, und der durch die eigene Hingabe ganz tiefe geistliche Erfahrungen gemacht hat.

Für mich ist auch Katharinas Haltung zum Kreuz mystisch. Sie hat weiß Gott genug Probleme, Schwierigkeiten, Bedrängnisse in ihrem Leben zu ertragen – sei es in ihrer Kinder- und Jugendzeit, sei es mit ihrer jungen Gemeinschaft, sei es im Kulturkampf. Nie stöhnt sie, nie klagt sie, nie lamentiert sie. Meistens erwähnt sie sie nicht einmal. Im Gegenteil. „Kreuz ist doch kein schlimmes Zeichen, sondern vielmehr ein gutes Zeichen.“ (Brief 163) Sie spricht davon, dass sie mit Kreuz gesegnet sei (vgl. Brief 105) und dass „Kreuz und Leiden … Gnadenerweise Gottes“ sind. (Brief 81)

Das Kreuz ein Zeichen der Gnade, das Gott uns schenkt? So kann man wirklich nur denken, wenn man wie der Adler in die Sonne schaut und ihr entgegen fliegt. So kann man nur denken, wenn man mit der ganzen Liebe des Herzens auf Jesus Christus schaut, - der durch das Kreuz, das er auferlegt, Anteil gibt an seinem Kreuz. Und – diese Erfahrung macht Katharina, aber auch jeder von uns - der mit diesem Kreuz nicht überfordert, sondern es mit uns und in uns trägt.

„Wir dürfen und wollen nicht klagen über Kreuz und Leiden, die ja so notwendig sind für uns“, sagt Katharina. (Brief 33) Deshalb ermuntert sie immer neu dazu, um „seine große Kreuzesliebe zu bitten“. (Brief 207)

Wenn wir ehrlich sind, dann hat sie ja schon recht. Wenn wir ohne Zetern unser bisschen Kreuz tragen, dann wird es irgendwie leicht. Auf unerklärliche Weise ist es irgendwann weg, und wir fühlen uns ganz anders – viel leichter, viel glücklicher. Ob das so Tabor-Erfahrungen sind? Katharina weiß aber ganz genau: „Wir müssen zuerst den Weg des Kreuzes gehen, eh wir den Weg auf Tabor finden.“ (Brief 210)

Das Kreuz, ein Zeichen der Gnade Gottes, ein Gnadenerweis – irgendwie macht dieser Gedanke es schon leichter. Wenn er es schickt, dann traut er mir zu, dass ich es tragen kann. Wahnsinn!

Vielleicht gelingt es Ihnen ja auch, ein bisschen so zu denken. Ich wünsche es Ihnen.
STH

Samstag, 17. März 2012

Kreuzesliebe?!?

Lieben Sie Ihr Kreuz?

„Wer mir nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.“ (…) Mit diesem Wort der Bibel hatte ich lange Zeit meine Probleme. Nicht aufgrund des Inhalts, obwohl der ja auch schon heftig ist. Nein, aber ich wehrte mich dagegen, all das, was mir schwerfiel, als Kreuz zu bezeichnen. Das konnte ich doch wohl nicht ernsthaft vergleichen mit dem Kreuz Christi, also mit dem, was er für uns ertragen und tragen musste.

Katharina Kasper scheint ein wenig ebenso zu empfinden. Aber sie ist sich auch durchaus bewusst, wie schwer Mühen, Anstrengungen, Belastungen, die einem so tagtäglich begegnen, zu tragen sein können. Sie fordert dazu auf, „mit Vertrauen Jesus nach(zu)eilen mit unserem bisschen Kreuz“ (Brief 137). „Wir wollen das Leiden Christi nicht allein betrachten, sondern in der Tat auch nachahmen und unser bisschen Kreuz gerne und willig tragen zur Ehre Gottes.“ (Brief 269) Kreuz ist es also doch, aber im Vergleich zu seinem Kreuz eben nur ein bisschen Kreuz. Und ganz oft spricht sie auch von dem „Kreuzchen“, das wir mit Seiner Hilfe tragen sollen und können. „Überall bietet sich Gelegenheit, sein Kreuzchen auf sich zu nehmen und zu tragen …“ (Brief 208)

Gut. Aber warum?
Und da kommt wieder Katharinas Realismus, ihre Bodenständigkeit raus: Sie weiß, dass das Kreuz zum Leben gehört. „Gewiss fehlt es nicht an Kreuz und Leid, und es müssen ja große Opfer gebracht werden … `Der Knecht ist doch nicht mehr als der Herr´(Mt 10,24).“ (Brief 123) Sie geht sogar noch einen Schritt weiter: „Kreuz und Leiden sind ja notwendig zur Heiligung.“ (Brief 16)

Trotzdem … es ist ja nicht immer so leicht; und gerne würde man das eigene Kreuz auch mal abschütteln oder einfach mal mit einem anderen tauschen, nicht wahr? Ich sehe Katharina mit einem Augenzwinkern vor mir. „In solchen Situationen“, sagt sie, „kommen Sie schnell mal hierher gelaufen und sehen die kleinen und großen Kreuze; dann ist Ihnen das Ihrige doch am liebsten.“ (Brief 141)

Wenn´s schwer wird, - denken Sie dann mal an Katharina.
Gott segne Sie!
STH

Samstag, 10. März 2012

Imitatio Christi

Kennen Sie dieses Buch von Thomas von Kempen? „Nachfolge Christi“ heißt es im Deutschen, und es ist noch heute ein Bestseller. Es hat einen neuen Boom bekommen durch die Übertragung ins heutige Deutsch von Peter Dyckhoff. Er nennt das Buch „Auf dem Weg in die Nachfolge Christi“. Mehr als empfehlenswert!

Für Katharina Kasper ist dieses Buch so wichtig wie für uns heute die Bibel. In ihrer Zeit hat ja nicht jeder eine Bibel. Die „Nachfolge Christi“ ist ein beliebtes Andachtsbuch. Ein bekanntes Bild von Katharina zeigt sie stehend an einem Tisch, in ihren Händen hält sie ein Buch. Wir gehen schon immer davon aus, dass es sich bei diesem Buch um die „Nachfolge Christi“ handelt.

„Imitatio Christi“ heißt eigentlich „Nachahmung Christi“; und die ist ganz wichtig für Katharina. Sie spricht mehr von Nachahmung als von Nachfolge Jesu, gerade auch im Blick auf die Fastenzeit.

„Das innere und äußere Leben Jesu müssen wir nachahmen; es muss sich in all unserem Tun und Lassen ausprägen …“ (Brief 281) Damit wir es nachahmen können, müssen wir es natürlich erst lesen, betrachten, meditieren, mit unseren Möglichkeiten verstehen. Und Jesus selbst sagt ja ganz klar: „Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe.“ (Joh 13,15) Katharina hat genaue Vorstellungen davon, wie die „Imitatio Christi“ geht: Jesus nachahmen „in der Tat … und unser bisschen Kreuz gerne und willig tragen zur Ehre Gottes“ (Brief 269); Jesus „nachahmen im Ertragen und Entsagen“ – da haben wir das wieder, erinnern Sie sich? – „unser bisschen Kreuz tragen aus Liebe, wie Jesus es zuerst für uns getragen hat und am Kreuz gestorben ist“. (Brief 277)

„Wie Jesus es zuerst für uns getragen hat“ – Papst Benedikt spricht in diesem Zusammenhang von einer „wesentlichen Dynamik …, durch die er nun selbst in uns wirkt und unser Wirken mit dem Seinigen eins wird“. („Jesus von Nazareth“, Bd. II, S. 79) Wenn Jesus uns ein Beispiel gibt, das wir nachahmen sollen, dann wird „Jesu Handeln … zu unserem, weil er selbst in uns handelt.“ (ebd.)

Was würde Katharina jetzt noch sagen?
„Ich wünsche Ihnen … schon im Voraus ein recht gesegnetes und frohes Osterfest. Bis dahin wollen wir das Leiden Christi verehren und nachahmen durch Ertragen und Entsagen, damit wir auch mit Jesus seine Auferstehung aus dem Grabe feiern können und ein wahrhaft christliches Leben beginnen in Liebe zu Gott und dem Nächsten.“ (Brief 112)

Katharina möge uns dabei helfen.
STH

Samstag, 3. März 2012

Gnadenzeit?!

Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass die Fastenzeit eine Gnadenzeit ist? Normalerweise bringen wir doch das Abnehmen von Pfunden und den Verzicht auf alles Mögliche mit der Fastenzeit in Verbindung. Solche Gedanken sind Katharina Kasper ganz fern. Damals gibt es nicht viele übergewichtige Menschen. Die Zeiten sind viel zu arm, und man ist froh, wenn man über die Runden kommt. Und das Wort „Verzicht“ taucht bei ihr im Zusammenhang mit der Fastenzeit nicht auf.

Katharina gebraucht häufig die Worte „Abtötung“ und „Entsagung“. Was meint sie denn damit? Na ja, das ist gar nicht so einfach. In unserem Sprachgebrauch kommt das ja nicht vor.

Katharina sagt: „Es gibt ja jeden Tag was zu tragen und die Gelegenheit zur Abtötung.“ (Brief 254) Wenn man ins Wörterbuch schaut, dann liest man bei „abtöten“ einfach „unterdrücken“. Man soll also irgendwelche schlechten Eigenschaften oder Verlangen und Wünsche unterdrücken. Katharina meint aber mehr damit; denn wenn ich was unterdrücke, dann bricht es irgendwann mit aller Gewalt raus. Nein, sie meint: etwas mit Gottes Hilfe bearbeiten und an ihn abgeben. Und er macht was draus. Katharina lässt sich nicht vom Alltäglichen niederdrücken; sie ist eben adlergleich, sie erhebt sich darüber!

„Entsagen“ gebraucht Katharina häufig mit dem Verb „ertragen“. „Wir wollen Jesus nachahmen im Ertragen und Entsagen.“ (Brief 277) Laut Wörterbuch heißt „entsagen“: „freiwillig, aber schmerzlich auf etwas verzichten“. Bei Katharina liegt die Betonung auf „freiwillig“, denn das macht frei – frei für Gott; und darum geht es ja in der Fastenzeit.

Katharina ist übrigens ganz schön realistisch. Sie weiß: wer hart arbeitet, der kann nicht streng fasten. Und hart arbeiten müssen sie und ihre Schwestern gerade genug. Deshalb sagt sie: „Wir können ja nicht streng fasten. Aber wir wollen uns umso mehr bemühen, alle Beschwerden und Mühen innerlich und äußerlich, Leiden, Kämpfe und Versuchungen sowie alles, was uns Leiden verursacht, gerne zu ertragen und zu entsagen.“ (Brief 210)

Wenn wir so handeln, leben wir in der Nachfolge Jesu. Er musste ja auch all das ertragen und entsagen. Und wir werden frei – frei, um zu erkennen, was er für uns getan hat. Wir werden frei für ihn und erfahren, was er uns schenkt: Er schenkt uns alles – sich selbst.

„Fastenzeit … O welche Gnadenzeit für uns!“ (Brief 68)
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Fastenzeit.
STH